Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
mitteilen wollte, erzählte er mir, damit ich es an sie weitergab. Es war, als hätte die Ehrfurcht ihn überwältigt und er wäre nun nicht mehr dazu in der Lage, weiterhin ungezwungen mit ihr zu sprechen. Ihr Arbeitsverhältnis wurde davon allerdings nicht im Mindesten beeinträchtigt, und mit jedem Stück, dass sie für ihn fertigstellte, wuchs seine Begeisterung.
Ich glaube, es lag eher am Zeitdruck, dass er sich bei einigen der Texte von anderen helfen ließ, als daran, dass er nicht dazu in der Lage gewesen wäre. Tim Rice hatte er natürlich bereits kennengelernt, als er mit Elaine Paige an deren Album mit Queen-Songs arbeitete.
Ensueno
hatte er Montserrat vor Monaten in Barcelona schon zum Geschenk gemacht und sie gebeten, einen Text dazu zu schreiben. Es ist das einzige der sieben Stücke auf dem Album, bei dem sie beide gleichzeitig am Mikrofon standen. Das mag sich unwahrscheinlich klingen, aber mit den modernen Aufnahmetechniken ist praktisch
alles
machbar.
Wie man hören kann, drängte Montserrat Freddie bei diesem Stück dazu, in seiner natürlichen Stimmlage zu singen, was eher ein Bariton ist als der gepresste Tenor, den er normalerweise benutzte, weil er eher dem entsprach, was man sich unter einer Pop/Rock’n’Roll-Stimme vorstellt. Und wieder einmal konnte er nun feststellen, wie vorteilhaft sich jahrelanger Gesangsunterricht auswirken kann. Eines der wichtigsten Dinge, die ein Lehrer seinen Schülern vermittelt, ist die Fähigkeit, seine Stimme zu kontrollieren. Freddie, der nie auch nur eine einzige Gesangsstunde gehabt hatte, war dazu nicht in der Lage. An der Stelle, wo die Stimmen immer leiser werden, stand Montserrat die ganze Zeit über still am Mikrofon. Freddie dagegen musste immer weiter davon weggehen, damit sein Gesang durch die größere Entfernung leiser wurde, anstatt dadurch, dass er seinen Atem kontrolliert hätte. Wie Tim Rice sich ausdrückte: „Freddie hatte eine ganz schöne Röhre!“ Und auch wenn er kaum je damit angab, wusste Freddie, dass er eine tolle Stimme hatte, die für ihn ein Geschenk der Natur war. Ich schätze er wäre verblüfft gewesen, wenn er bei dem Aids Awareness Konzert nach seinem Tod hätte dabei sein können und miterlebt hätte, wie nahezu sämtliche Vokalisten seine Stücke etliche Töne nach unten transponieren mussten, um sie überhaupt singen zu können.
Der Song
Barcelona
handelt im Wesentlichen von seiner Bewunderung für Montserrat, in der er nicht nur eine Verkörperung ihrer Heimatstadt sah sondern den Geist eines ganzen Volkes.
La Japonaise
bringt seine Liebe zu allem Japanischen zum Ausdruck, seinem eigenen „lebendigen Schatz“ auf dieser Welt. Freddie fand einen japanischen Übersetzer in England, der nicht nur den Text ins Japanische übersetzte, sondern ihn auch in Lautschrift niederschrieb, so dass Montserrat und Freddie ihn singen konnten.
The Fallen Priest
war dank der Mitarbeit von Tim Rice am theatralischsten, spiegelte aber auch Freddies Liebe zur Oper und zum Schauspiel wieder. Es war neben
Bohemian Rhapsody
Freddies Beitrag zur großen Oper. Die schwungvollere Seite bei
The Golden Boy
,
Guide Me Home
und
How Can I Go On?
zeugt von seiner Bewunderung für Gospel-Musik und von den zutiefst privaten Aspekte des Textens und Komponierens.
Es gab noch einige weitere Ideen, die Freddie damals gerne mit Montserrat ausprobiert hätte. Eine davon war eine Aufnahme von
La Barcerole
aus Offenbachs
Hoffmanns Geschichten.
Aber da Montserrat nur so selten Zeit hatte, wurde das auf unbestimmte Zeit verschoben. Montserrat ihrerseits wusste die schwungvollere Seite des Albums sehr zu schätzen und wollte gerne mehr in dieser Richtung machen, da ihr das alles so neu und seltsam und wunderbar vorkam. Das ganze Projekt war sehr spannend für sie. Es gibt einen Punkt bei
Barcelona
, wo er sie dazu brachte, zu ihrer eigenen Spur dazu zu „trällern“ — Schicht um Schicht um Schicht, und das fand sie wirklich aufregend, weil sie noch nie zuvor die Gelegenheit gehabt hatte, so etwas zu tun.
Als sie das erste Mal
How Can I Go On?
im Playback hörte, reagiert Montserrat mit einem Gefühlsausbruch, weil Freddies Stimme, als er die von ihr gesungenen Zeilen nachsprach, so mitreißend klang. Ihr Gesicht war tränenüberströmt und auch Freddie traten fast die Tränen in die Augen, als er sah, wie sehr sie das mitnahm. Mag sein, dass er selbst bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal auf den Text achtete, anstatt einfach nur in
Weitere Kostenlose Bücher