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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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würde es auch nicht werden. Sie tat hier ihren Job, mehr nicht. »Ist Ihnen an den Masken etwas Besonderes aufgefallen?«
    »Nu, eine chatte rote, dicke Lippen.«
    So hatten sie alle Zeugen beschrieben. »Sonst nichts?«
    »Eigentlich … nein.« Frau Kreuzpoitner zögerte. »Einen Pickel chatte der Tip an den Lippän, einen großen.«
    »Einen Pickel?«
    »Nu, man chat ja mankmal so wunde Stellen am Mund.«
    »Vielleicht war da nur die Maske gerissen?«
    »Viellaicht war da nur Maske gerissen.« Die Zeugin blickte der Kommissarin bedauernd ins Gesicht. »Wissen Sie, ik chabe gar nikts gesähn.« Sie zuckte die Schultern. »Obwohl …« Schabowski hörte auf. »Obwohl … aber ik kann mik täuschen. Der Mund, dieser Pickel … Vielleicht saß der doch schon einmal chier an der Bar.«
    »Ja?«
    »Aber nä, viele junge Mann chaben Pickel.«
    Schabowski fragte, aber am Ende bestritt Vera Kreuzpointner überhaupt eine Ähnlichkeit mit jemandem festgestellt zu haben.
    »Nu, Frau Kommissarin, im Läben sieht man viele Gesichter. Aber unter Maske sind alle gleich. Nu warr?«
    Darauf wusste Schabowski keine Antwort und entließ die erleichterte Zeugin. »Wir müssen noch ein Protokoll aufnehmen. Bitte, bleiben Sie im BARocko.« Die Zeugin nickte und schlich zurück an ihren Tisch. Ihr Begleiter nahm sie in den Arm.
    »Wer möchte als Nächster?«
    Die erhobene Hand von Waldemar Sziegoleit übersah die Kommissarin. Der blonden Bürste nickte sie zu. Er folgte ihr ins Lager und sagte nichts Neues. Rote Lippen. Schwarze Masken. Schabowski schien, als würde er anzüglich grinsen. Der Bursche strich sich über seine stehenden Haare. Sie führte den Zeugen zur Tür, um einen weiteren hereinzubitten. Waldemar Sziegoleit schritt bereits auf sie zu.
    Schabowskis Handy klingelte: Michalk. Der Kollege kam ohne ihre Unterstützung nicht aus. Die Chefin der Mordkommission konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, nahm ab. »Lage im Griff, Herr Kollege?«
    »Wir haben Namen.«
    »Die der Täter?«
    »Nein, die zweier Geiseln.« Michalk zögerte.
    »Ist es der Oberbürgermeister?« Schabowskis Scherz klang bemüht.
    Michalks Stimme blieb sachlich. »Nein, es ist Kain.«
    Kain – Schabowski erinnerte sich an einen blonden, unnahbaren, nie lächelnden Kommissar der Mord I. Er hatte mit ihr kein Wort mehr gewechselt als Guten Tag. Dann kündigte er, weil sein Partner Bruno Ehrlicher in Rente geschickt worden war. Das hatte Kollege Kain wohl nicht verkraftet und übte unverlangt Solidarität. Er verließ den Polizeidienst, verzichtete auf Jobsicherheit und Pension. Unfassbar, wie Schabowski fand. Sie würde Männer und Ossis niemals begreifen. »Die Zeugen kennen den Kain?«
    »Ja. Wir haben mit dem Koch gesprochen. Der konnte fliehen, wir können ihm glauben. Er arbeitet mit Kain und Frederike zusammen. Er kennt beide. Sie ist die Wirtin, der Kain ist ihr Kellner.«
    »Sie haben mit diesen Geiseln Kontakt?«
    »Nein.«
    »Aber was nützen mir dann Ihre Informationen?«
    Michalk schwieg, dann sprach er seine Worte sehr langsam. »Ja, … also, … Frederike und Kain sind Kommissar Ehrlichers beste Freunde. Irgendeiner sollte Bruno Ehrlicher sagen, dass sie in Gefahr sind.«
    Schabowski graute davor. »Sie meinen, ich sollte …« Sie wagte den Gedanken nicht zu Ende zu denken. Ehrlichers beste Freunde befanden sich unter den Geiseln. Das durfte nicht wahr sein! »Es sind ganz sicher Ehrlichers Freundin und Kain? Kollege Michalk, kein Zweifel ist möglich?«
    »Kein Zweifel, Frederike und Kain. Bruno Ehrlicher sollte davon erfahren.«
    »Michalk, Sie sind vor Ort.«
    »Aber Sie haben die Leitung, Kollegin Schabowski.«

23:35
     
    »Halten Sie hier!« Bruno Ehrlicher hatte seine Tür bereits entriegelt. »Halten Sie hier!«
    »Arschloch!«, fluchte der Fahrer leise und bremste geräuschvoll. Ehrlicher flog gegen den Vordersitz. Fast hätte seine offene Tür ein Verkehrsschild gestreift. Raus, endlich raus hier! »Siebzehn zwanzig!«, rief der Fahrer ihm hinterher.
    Ehrlicher hätte die Taxe nicht bezahlt. Er hörte nur immer wieder Agnes Schabowskis Stimme: Frederike und Kain. Geiselnahme und Waschsalon. Frederike und Kain, und beide sind Geiseln. Er war aus seinem Haus gestürzt, ohne Schlüssel, ohne Mantel, ohne Plan. Das Taxi hatte er drei Straßen weiter gestoppt. Waschsalon!, hatte er dem Fahrer entgegengeschrien.
    »Siebzehn zwanzig!«
    Ehrlicher zog einen Zwanziger aus dem Portemonnaie und verzichtete auf Wechselgeld. Den Dank des

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