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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Vielleicht sah man von draußen, dass sie hier stand. »Verschwindet!«
    Es wurde weiter geklopft.
    »Ich verstehe nichts! Die draußen solln’s hören! Lauter!« Catwoman gab die Befehle.
    »Verschwindet!« Frederike schnappte nach Luft. So hatte sie noch niemals geklungen. Es klopfte noch immer.
    »Lauter! Verdammt noch mal, lauter!«
    Mit aller Kraft brüllte Frederike. »Haut endlich ab! Verschwindet.« Und wirklich verstummte das Klopfen. Sie bildete sich ein, eine Hand strich durch die Scheibe hindurch über ihre. Das konnte nicht sein. »Verschwindet! Verschwindet endlich!«, sagte sie leiser. Sie sah die Blaulichter blinken. Die Straße war fast so hell wie am Tage. Die da draußen würden nicht fortgehen. Sie würden sie retten, alle würden sie retten. Im Raum schrillte das Telefon wieder.
    »Geh ran und sage das Gleiche!«
    Frederike stieg über ihre Gäste zurück. Zwei, drei hoben die Blicke. Sie sah große Augen und Angst. Sie nickte und versuchte zu lächeln. Alles wird gut. Nichts wurde gut. Das Telefon stand hinter der Theke neben der Küchenluke. Sie musste um Catwoman herum, der streckte ihr das Glas entgegen.
    »War gut. Noch mal dasselbe!«
    Frederike griff mechanisch danach, dann nahm sie den Hörer. »Sie sollen gehen!«
    »Wie viele sind es?«, fragte einer im Hörer.
    »Zum zweiten Mal, sie sollen gehen!«
    »Zwei?«
    So hatte sie es nicht gesagt, aber die da draußen hatten verstanden. »Ja.«
    »Quatsch dich nicht tot! Wodka Red Bull hab ich gesagt!« Catwoman hatte sich drohend über den Tresen geschoben. Frederike legte auf. Das Glas hatte sie noch in der Hand. Sie nahm ein neues. Blind fasste sie nach der Wodkaflasche und nahm die Dose Red Bull aus dem Kühlschrank. Ohne Messbecher kippte Frederike den Drink. Wodka schwappte auf die Theke.
    »Noch einen für meinen Freund«, sagte Catwoman, als er das Glas an die Lippen setzte. Frederike hätte auch einen Schluck vertragen können, aber einfach aus der Flasche zu trinken, das traute sie sich nicht. Sie mixte Superman seinen Wodka Red Bull.
    Das Telefon schrillte wieder. Die gaben nicht auf. Aber die Masken erlaubten ihr nicht, mit ihnen zu sprechen. Frederike schob das nächste Getränk über den Tresen. Catwoman reichte es weiter.
    »Irgendetwas werden Sie sagen müssen. Ewig kann das so hier nicht gehen«, sprach Frederike leise und staunte über ihren Mut.
    »Weiß ich selber! Mir fällt noch etwas ein.« Catwoman stürzte Wodka Red Bull.
    »Eine Million! Wir sagen: eine Million!«, schlug Superman vor.
    Catwoman wehrte ab: »Jede Geisel im Busch oder Jemen ist mehr wert.«
    »Fünf! Sagen wir fünf!«
    »Ach, halt die Schnauze.« Catwoman trank sein Glas leer. Frederike füllte es ohne Aufforderung nach.
    »Lassen Sie mich auf Toilette!« Es war keine der Urenkelinnen, die jetzt diesen Wunsch hatte.
    »Fünf. Fünf Millionen, das hört sich gut an.« Superman redete sich in sein Leben als Millionär. »Stell dir mal vor: fünf Millionen!«
    »Schnauze!« Catwoman war in Gedanken. Die Masken mussten irgendwann raus aus dem Waschsalon, das wusste Frederike. Das wusste Catwoman.
    »Fünf Millionen!« Die Zahl stand im Raum. »Fünf Millionen, überleg dir das mal!«
    Das Telefon schrillte. Catwoman reagierte nicht drauf.
    »Ich muss auf Toilette!«
    Das Telefon schrillte.
    »Eine Fünf mit sechs Nullen!«
    Das Telefon schrillte.
    Catwoman sah zu Frederike: »Heb ab und leg auf!«

22:40
     
    »Kann nicht mal einer ans Telefon gehen!«, schrie Walter aus Khalid Georgieffs Büro. »Der Ton raubt einem ja sämtliche Nerven! Wir arbeiten!«
    Agnes Schabowski hörte die Melodie auch: Du bist vom selben Stern, ich kann deinen Herzschlag hörn. Du bist vom selben Stern, wie ich. Der Schlager wurde lauter und lauter. Verdammt! Es war ihr Handy. Sie entschuldigte sich bei den Kollegen und suchte in ihrer Tasche. Sie erkannte die Nummer auf ihrem Display: »Mensch Michalk, wo stecken Sie denn! Wir warten auf Sie! Hier brennt die Luft!«
    »Hier schlagen die Flammen, glaube ich, höher!«
    »Ich brauche Sie hier! Michalk, Sie sind im Dienst!«
    »Ich stehe vorm Waschsalon, Frau Schabowski.«
    »Essen können Sie später. Ins BARocko sollten Sie kommen! B-A-R-o-c-k-o!«
    »Wäre ich auch, wenn der Notruf nicht dazwischen gekommen wäre«, antwortete Michalk sehr ruhig.
    Schabowski kochte. »Die Leiche liegt hier!«
    »Hier habe ich zwanzig Geiseln, und die Täter haben schon dreimal geschossen!«
    Die Kommissarin begriff nicht: »Michalk, wovon

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