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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Thekenkraft nicht vorgestellt! … Eklig war das. Ich mag darüber nicht reden.« Sie blickte der Kommissarin in Gesicht, Agnes Schabowski forderte sie mit einem Nicken zum Weiterreden auf. »Da wollt ich nicht mehr. Aber der Chef ließ mich nicht gehen, und Geld kriegte ich auch keins.« Sie holte tief Luft. »Er hat gesagt, nur wenn du mit ihnen aufs Zimmer gehst. Aber das Geld stand mir zu! Ich habe gearbeitet!«
    »Sie hätten gehen können.«
    »Und auf alles verzichten? Ich bin doch nicht blöd!«
    »Da haben Sie Ihren Bruder gebeten …«
    »Quatsch. Nein! Philip sah mich wütend und ohne Ausweg. Ich habe ihm immer wieder die Ohren vollgeheult. Entschuldigen Sie.« Sie schniefte. Ihr lief die Nase. »Und deswegen hat er gesagt. Ich klär das für dich. Und er hat es geklärt.«
    Agnes Schabowski sagte nach langer Pause: »Mit welchem Ergebnis …«
    »Ja.« Patti Thedes Welt brach wieder zusammen. Sie schluchzte, dann sah sie die Kommissarin an. »Das habe ich nicht gewollt! Sie müssen mir glauben! Das habe ich nicht gewollt!« Patti fuhr sich mit ihrem Ärmel unter die Nase. Schabowski schob ihr eine blaue Taschentuchpackung mit gedruckten Kamillenblüten über den Tisch. Patti nahm sie und holte ein Tuch heraus. Ihr Schnäuzen war überlaut. Sie weinte. »Es tut mir so leid. Aber ich hatte keinen Vertrag, wäre niemals an mein Geld rangekommen.«
    »Wie hat Georgieff Sie denn bezahlt?«
    »Pro Abend, aber nie alles. Ende des Monats gibt’s dann das, was du dir verdient hast, dazu. Ist doch gut so, bei anderen ist das Geld am Monatsende immer schon alle, hat der Chef gesagt. Er wollte erst alle Einnahmen prüfen.«
    »Und das haben Sie mit sich machen lassen?« Schabowski konnte nicht begreifen, wie man so naiv in der Arbeitswelt stehen konnte.
    »Ja.« Patti fixierte sie. »Was denn? Ich war froh, überhaupt Arbeit zu haben. Denken Sie, es macht Spaß, den ganzen Tag Däumchen zu drehen? Ich hab keine Ausbildung, keine Lehre. Was willst’n machen? Musst froh sein, wenn Sie dir überhaupt etwas geben. Das Amt gibt dir nichts, außer Wege harken für einen Euro pro Stunde. Wer geht denn für einen Euro arbeiten? Sie etwa?«
    Agnes Schabowski hatte einen Arbeitsvertrag mit Vergütung Ost, im Westen würde sie auf gleichem Posten mehr verdienen. Deswegen war sie trotzdem nicht zum Ossi geworden. Aber gerecht fand sie die finanziellen Unterschiede nicht. »Mein Gehalt steht hier nicht zur Diskussion, Patti.« Es klang schroffer, als sie beabsichtigt hatte.
    Patti Thede schaute sie an. »Nie steht etwas zur Diskussion. Nie! Hätte ich zu Ihnen kommen sollen und mein Geld einklagen? Was hätten Sie denn gesagt?« Pattis Selbstbewusstsein kehrte zurück. »Das Geld gehört mir! Verstehen Sie! Ich habe es mir verdient!«
    Es klopfte. Andrea Dressel steckte den Kopf durch die Tür und brachte für Patti Thede den Prasselkuchen auf einem Teller. Die Chefsekretärin lächelte. »Wenn ich helfen noch weiter kann. Gerne.«
    Schabowski schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Patti Thede zu. »Wissen Sie, warum Ihr Freund und Ihr Bruder nach Serbien, in den Kosovo fahren?«
    Patti überlegte nicht. »Sie wollen wahrscheinlich zu Daniel, zu Danny, meinem …« sie zögerte, »unserem großen Bruder.«
    »Der wohnt im Kosovo?«
    »Nein. Er ist dort zum Schutz stationiert, dass nicht wieder geschossen wird im Kriegsgebiet und dass keine Bomben fallen. Sie müssen viel tun da, die deutschen Soldaten. Ich wäre auch dort, wenn sie mich genommen hätten.«
    »Und was wollen sie bei Daniel? Ich meine, wie soll denn Ihr Bruder da helfen?«
    Patti Thede zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Daniel hat Philip und mir immer geholfen. Hat Rechtsanwälte organisiert, sich um Bewährungshelfer und Stütze gekümmert. Wissen Sie, Philip ist manchmal nicht ganz bei der Sache. Könnte man denken, tickt nicht ganz richtig. Aber auf seine Schwester lässt er nichts kommen und nicht auf seinen Bruder.« Patti lächelte. Sie konnte die Situation in Sekunden verdrängen, dachte Schabowski erstaunt.
    »Als Mutti krank wurde, hat immer Danny alles erledigt. Wissen Sie, wir hätten ins Heim gemusst, wenn nicht Danny … Unsere Väter haben woanders gewohnt. Ich kenn meinen nicht mal, war Bauarbeiter aus Portugal, Teneriffa, glaub ich. Na ja, und ich denke, er wird zu Danny wollen, damit der ihm hilft …« Sie bemerkte wahrscheinlich selbst die Absurdität ihrer Aussage.
    »Wie soll Ihr Bruder denn helfen?«
    »Na irgendwie vielleicht …

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