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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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gealtert.
    »Wollen wir nicht gemeinsam die Vernehmung von Patti Thede …« Agnes Schabowski ließ den Satz in der Schwebe.
    Ehrlicher versuchte ein Lächeln, das nicht gelang. »Schon gut, das kriegen Sie allein hin. Um die Details muss ich mich nicht kümmern.« Das konnte sie als Kritik missverstehen, aber er meinte wahrscheinlich, er hatte das für sich Notwendige getan. Er war fertig mit sich und der Welt. Er bangte um das Leben von Frederike. Er hatte nichts anderes mehr zu tun.
    Schabowski konnte Ehrlichers Reaktion verstehen. Der Fall war nun geklärt, die Täter bekannt. Durch Ehrlichers maßgebliche Hilfe. Aber um die Details musste und wollte er sich nicht kümmern. Seine Arbeit war erledigt, alles, was er tun konnte, hatte er getan, was blieb, war Routine. Sie ging allein in ihr Büro, um mit der Zeugin Patti Thede zu sprechen. Als sie sich noch einmal zu ihm umwandte, schien Ehrlicher noch mehr in sich zusammengesunken. Offenbar kam ihm die Tragweite des Verbrechens erst jetzt richtig zu Bewusstsein. Schabowski hatte noch einen Kräuterbitter im Schrank.
    Mit Schwung öffnete sie ihre Bürotür, nickte zum Uniformierten, der Patricia Thede bewachte kramte das Pullchen Schnaps zwischen Bleistiften und Kulis aus ihrer Schreibtischschublade. Als sie es Ehrlicher brachte, las er lange das Etikett.
    »Danke.«
    »Schnell hinter«, gab Schabowski den Rat.
    Ehrlicher tat es, und ein Lächeln trat auf seine Lippen. »Danke, Frau Kollegin.«
    Im Büro saß Patti vor dem Schreibtisch und betrachtete ihre Fingernägel. Das Mädchen blickte ängstlich und hatte ihr Selbstbewusstsein verloren.
    »Dann wollen wir mal.« Schabowski setzte sich, drückte den Knopf des Tonbandgerätes und schob das Mikrofon vor die Zeugin. Patti Thede unterdrückte das Weinen. Es gab kein Zurück. Es war vorbei und schlimmer, als es sich Patti es jemals vorstellen konnte. Zumindest sah es für Schabowski so aus. Erst allmählich, im Verlauf der Fahrt, war der Zeugin klar geworden, dass die Geiselgangster, die alle Medienkanäle beherrschten, Freund und Bruder waren. Nein! Doch, hatte die Kommissarin antworten müssen. Was soll denn nun werden?
    Schabowski hatte Kaffee und Wasser vor sie hingestellt. Prasselkuchen hatte sie bei Andrea Dressel bestellt. So wie sie da saß, glich Patti einer Abiturientin vor der Reifeprüfung. Unsteter Blick. Rote Hektikflecken. Schweißtropfen auf der Stirn. Und immer wieder Selbstgespräche. Robby und Philip? Ich kann es nicht glauben!
    »Erzählen Sie von Anfang an.« Schabowski bemühte sich, nicht wie eine Kindergärtnerin zu klingen.
    Es schien als wären plötzlich die Schleusen geöffnet, als wäre Patti froh, endlich reden zu dürfen. »Es ging nur um das Geld. Es stand mir zu! Ich habe es verdient!«
    »Ja.«
    Patti redete sich in Rage. »Ich habe geschuftet! Ich habe nicht nur einmal meinen Arsch hinhalten müssen!«
    »Wie sind Sie zu Georgieff gekommen?«
    Patti überlegte nur kurz. »Ich hab die Annonce gelesen: Thekenkraft gesucht, und hab mich beworben. Hab mich gefreut, als ich zum Gespräch eingeladen wurde. Nobler Schuppen, hab ich gleich gesehen.« Sie sprach schnell und erstaunlich frei, als hätte ihr Job hinter der Bar für sie mit Kidnapping und Mord nichts zu tun. »Khalid Georgieff hat mir sofort den Job gegeben. Natürlich hatte ich erst mal nicht viel Ahnung von Drinks und Longdrinks und Cocktails und Mixen. Aber Vitali und die anderen haben mir’s schnell beigebracht.« Patti stand wieder hinter der Theke, sie lächelte, es wirkte gemeißelt. Und wie eine eifrige Schülerin fügte sie an: »Und ich habe immer gut gelernt. Können Sie meine Lehrer fragen.«
    »Und dann sollten Sie auch für andere Dienste zur Verfügung stehen?«
    »Ja. Was heißt andere Dienste … so war’s erst mal gar nicht. Khalid hat gesagt, die Gäste wären sehr zufrieden mit mir, ich wäre so freundlich, so nett, und ob ich mich zu ihnen an den Tisch setzen könnte, sie gäben mir auch einen aus. Khalid hat genickt und gelächelt. Ich ahnte nicht, worauf es hinauslaufen sollte.«
    »Sie haben abgelehnt?«
    »Nein, warum sollte ich ablehnen? Mit am Tisch sitzen und scherzen, schnell verdientes Geld. Aber die Gäste wollten immer mehr und wurden immer anzüglicher, immer so … na, Sie wissen schon.« Patti senkte schamhaft die Lider. »Und Khalid sagte, du hast doch gewusst, wo du dich bewirbst. Jetzt tu doch nicht so.« Patti nippte am Kaffee und trank ein halbes Glas Wasser. »Nein! So habe ich mir

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