Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
Vom Netzwerk:
Schlüssel besorgen.«
    »Das haben Sie getan?«
    »Warum denn nicht? Das Geld steht mir zu, und Georgieff hätte niemals bezahlt.«
    »Aber dann ging es schief. Georgieff hat Ihren Bruder und seinen Komplizen überrascht?«
    »Ich weiß nicht, warum Georgieff gestern Abend so früh ins BARocko gekommen ist. Sonst kam er immer nach zwei Uhr in der Früh. Steht der plötzlich um zehn in der Tür.«
    »Und da hat Ihr Bruder geschossen«, stellte Ehrlicher fest. Patricia Thede schwieg.
    »Oder Robby.« Die Kommissare kannten Robby nicht, Patti Thede setzte den Namen einfach voraus.
    »Wer ist Robby?«
    »Sie wissen nicht alles. Ich denke, Sie haben recherchiert?« Einen Triumph konnte sie nicht ganz verbergen. »Robby ist mein Freund Robert Zehmisch.« Sie lächelte wie ein Kind. Die Fesseln an ihren Gelenken wirkten bizarr. Leute warfen nur kurze Blicke auf sie.
    Sie hatten das Auto erreicht, und die Kommissare schoben Patricia Thede auf die Rückbank. Ehrlicher drückte die Zeugin mit der gesunden Rechten auf ihrem Kopf in die Polster der Sitzbank. Agnes Schabowski hatte geglaubt, das wäre nur eine Marotte von Filmkommissaren. Dann ging er um das Auto herum und setzte sich neben das Mädchen auf die Rückbank. »Mit Ihnen spricht sie, Frau Kollegin. Fragen Sie weiter.«
    »Ihr Freund und Ihr Bruder haben nicht nur Khalid Georgieff erschossen.« Schabowski fuhr Richtung Innenstadt. Es herrschte kaum Verkehr auf den Straßen.
    Patricia Thede klang, als wäre ihr alles egal. »Wen noch?«
    »Eine Kellnerin, einen Fußgänger, und wir wissen nicht, ob die Geiseln noch leben.«
    »Das glaube ich nicht!«
    »Doch, Patti, die Kidnapper, die die zwanzig Menschen in ihrer Gewalt hatten, sind Lippi und Robby, das ist erwiesen. Es sind dieselben, die im BARocko geschossen haben, und Sie haben gesagt, das waren Lippi und Robby. Die beiden sind mehrfache Mörder.«
    Vielleicht begriff Patti erst jetzt die Tragweite des Geschehens. »Nein!«, schrie sie, »Nein!« Sie kämpfte mit ihren Tränen. Das nächste Nein war fast nicht mehr zu hören. Sie schüttelte ihren Kopf wieder und wieder. Ihre Haare flogen.
    Die Kommissarin sah sie durch den Rückspiegel an. »Doch, Patricia, kein Zweifel ist möglich.«
    »Ich wollte mein Geld und nicht, dass er mich wie eine Hure behandelt!«
    »Aber, Patti, Raub ist kein Ausweg.«
    »Was hätte ich denn tun sollen? Ich hatte nicht mal einen Arbeitsvertrag.«

15:45
     
    Die Wälder waren grüner, als er sie von zu Hause in Erinnerung hatte. Und sie schienen ihm kaum besiedelt. In riesigen Talkesseln lagen die Orte weit auseinander. Wenige Straßen verbanden sie. Feldwege, so sahen die meisten von oben aus.
    Kain saß angeschnallt, mit Helm auf dem Kopf und blickte hinab. Er war noch niemals so tief geflogen. Ein Hubschrauber brachte ihn nach Prizren, ins Stabsquartier der Kfor Deutschland. Von dort wäre der Rücktransport gefahrlos und schnell, meinten die Verantwortlichen. Außerdem, falls noch Fragen vor Ort zu klären seien, müsste er nicht aus Leipzig herangekarrt werden. Und überhaupt, nach diesen Strapazen, bedurfte er dringend einer ärztlichen Begutachtung. Keine Diskussion! Auch wenn Kain sich kerngesund fühlte. Miersch oder Michalk oder ein anderer von der Einsatzleitung in Leipzig würde ihn hier im Kosovo verhören. Ein Platz im nächsten Flugzeug hierher war reserviert. Die Zeit drängte, und Kain verstand nicht, warum man ihn nicht nach Leipzig bringen konnte. Hier konnte er keinem helfen. Die Protokolle würde man in Leipzig aufzeichnen können. Aber sie hatte geschrien: Sechzehn Stunden Geiselhaft! Sie brauchen Betreuung! Sie brauchen Ruhe! Der Arzt wird Ihnen helfen! Kain würde ihnen ohnehin nicht viel erzählen können. Die Masken waren schwarz, die Träger jung. Mehr hatte er nicht zu sagen. Er hatte Angst vor ihren Fragen. Angst. Frederike saß noch im Auto. Er war frei.
    Der Hubschrauber flog niedrig. Kain konnte gut sehen, er sah alles und vergaß es gleich wieder. Der Pilot sprach in sein Mikro in einer unverständlichen Sprache. MZ per X, MZ per X, bitte melden, aber ohne Tricks! Ein Kürzelkauderwelsch. Er kam sich vor wie bei Adolars fantastische Abenteuer. Der Leutnant neben ihm grinste, oder er lächelte ihm Mut zu. Kain konnte die Gesten nicht deuten und sah wieder hinaus aus dem Fenster. Er erkannte Menschen und Autos. Die einsamen Gehöfte.
    »Die Hauptstadt«, sagte der Leutnant, »Pristina.«
    Kain blickte auf Berge, Täler, grüne Wälder.
    Kosovo, sagten

Weitere Kostenlose Bücher