FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
etwa in Leandras Alter war, und hielt ihr freundlich die Hand zum Gruß entgegen.
Leandra schlug glücklich ein. Fabienne hatte ihre langen, braunen Haare zu einem dicken Pferdeschwanz zusammengebunden und hinter ihren rosigen Lippen blitzte eine silberne Zahnspange hervor.
»Ach was, du denkst an Unterricht? Wir sind hier, um uns zu erholen! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich freiwillig ein Klassenzimmer betrete«, unterbrach ein blonder Junge die Begrüßungszeremonie beider Mädchen.
Er hatte seine Arme über der Brust verschränkt und stand mit gespreizten Beinen fest auf dem Boden. Er machte nicht gerade den Eindruck, als ob ihm der Gedanke an die Schule sonderlich gefiele.
»Relaxus hat in seinem Schloss Spaß und Spiel versprochen. Vielleicht muss man ja gar nicht in Alphatas Unterricht erscheinen«, dachte er laut weiter.
»Da haben Sie sich aber getäuscht, junger Mann«, unterbrach ihn forsch eine kleine, zierliche Elfe mit blauem Seidengewändchen, die zur noch offen stehenden Türe hereingeflattert war.
Sie hob mahnend ihren Zeigefinger und sah ernst in die Gesichter der Kinder.
»Alphata kennt bei Schulschwänzern keine Gnade. Wer dem Unterricht ohne Entschuldigung fern bleibt, riskiert den Ausschluss von Mikosma! Ich rate dir also, Benjamin, deinen wenigen Pflichten, die du hier erfüllen musst, nachzukommen.«
Peinlich berührt blickte der große Junge zu Boden und ließ entmutigt die Schultern hängen.
»Ich kämpfe schon zu Hause ziemlich verzweifelt in der Schule und erziele keinen Erfolg. Ich habe so gehofft, hier vom Lernen verschont zu bleiben.«
Die Fee legte den Kopf zur Seite und piepste sanft: »Lass dich nicht entmutigen, Benjamin. Alphata ist wirklich eine gute Lehrerin, bei der der Unterricht eine Menge Spaß macht.«
Der Junge rollte genervt mit den Augen und verschränkte resigniert die Arme vor der Brust.
»Wie ich kurz überflogen habe, müssten wir fast vollständig sein. Zwei fehlen aber trotzdem noch«, fuhr die Elfe langsam fort.
»Wir sind hier oben!«
Leandra riss ihren Kopf herum, um herauszufinden, woher diese beiden Stimmen gekommen waren. Dabei entdeckte sie eine kleine Wendeltreppe, die sich mit vielen kleinen Stufen ins nächste Stockwerk schlängelte. Sie war grün gestrichen, wie auch die Wände des Zimmers. An einer hing ein großer Wandteppich, auf den Pikale gestickt waren. An den übrigen Wänden waren kleine Spiegel aufgehängt, die durch das einfallende Licht in tausend Farben funkelten. Auf dem grün gestrichenen Holzboden standen zwei Bänke und ein kleiner Tisch, auf dem zehn Stapel mit großen Büchern lagen. Diese hatte Leandra bereits unter den Armen zahlreicher Kinder gesehen. Mit polternden Schritten stolperten zwei Jungen die Treppe herunter und fielen Leandra beinahe in die Arme. Erschrocken wich sie einen Schritt zurück und war sehr erstaunt, als sie unter ihnen den großen schwarzen Jungen entdeckte, der ihr auf dem Eingangsplateau zugelächelt hatte. Der andere Junge war genauso groß und hatte rote Haare auf dem Kopf, die ihm tief ins Gesicht fielen. Grinsend standen die beiden nun da und fassten sich unsicher in die Haare.
»Henry Brown und Scott MacAllister! Schön, dass ihr so schnell zu uns gestoßen seid!«, sprach die kleine Elfe streng, musste jedoch auch ins Lachen der anderen Kinder miteinstimmen, weil sie sah, dass den Jungen ihr Auftritt peinlich war.
»Da wir nun vollzählig sind, kann ich mit meiner kurzen Einweisung beginnen. Ich heiße Tamina und gehöre zum Haus der sehenden Herzen, also eurem Zuhause. In jedem Häuschen auf Mikosma leben zehn Kinder, die mithilfe des gläsernen Korbes zueinander gefunden haben. Er hat in euch Eigenschaften entdeckt, die euch zu einer festen Gruppe verschmelzen lassen. Wie ihr sicher schon gesehen habt, gibt es hier sechs weiße Schlösser. Ihr seid in fünfen davon herzlich willkommen, denn dort leben die Magier. Terratus findet ihr in dem mit dem goldenen Pikal auf der Flagge, während in Alphatas Fahne große Buchstaben herumhüpfen. Wenn der Unterricht beginnt, wird auf einem Horn ein tiefer Ton geblasen. Er ertönt drei Mal und ich rate euch, vor dem letzten auf eurem Platz im weißen Schloss zu sitzen. Vergesst dabei eure Bücher nicht. Sie liegen schon auf dem Tisch dort drüben bereit«.
Emsig deutete Tamina mit ihrem Zeigefinger auf die Stapel, die Leandra bereits zuvor bemerkt hatte. Benjamin ließ bei dem Anblick der großen und dicken Bücher ein lautes Stöhnen von
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