FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
nur, wen Medikatus über die Vorfälle informieren will. Wenn er Terratus einweiht, dann gewinnt die Sache an Brisanz.«
Leandra drückte sich umständlich den Eisbeutel zwischen die Schulterblätter, der glücklicherweise selbst an die Stelle wanderte, wo Leandra den Schmerz fühlte und dort kleben blieb. Sofort spürte sie ein angenehmes Kühlen.
»Warum stehe gerade ich immer in der Zielscheibe? Obwohl ihr immer in meiner Nähe wart, habt ihr nichts von alledem mitbekommen«, sagte Leandra, während die Drei sich in die treibende Menge der Kinder einreihten.
»Wir müssen besser auf dich aufpassen«, beschlossen Luca und Henry gleichzeitig.
Leandra fühlte sich deswegen sehr erleichtert. Sie hatte Glück, solche Freunde gefunden zu haben. Luca richtete seinen Blick auf die Bücher, die Leandra in den Händen hielt.
»Wer wird wohl die Person gewesen sein, die Jenny abgeholt hat? Tamina hat ausdrücklich uns drei zu ihr geschickt. Ich hoffe so sehr, dass ihr nichts passiert.«
»Nun übertreibe mal nicht. Nicht hinter jeder Person steckt ein Bösewicht!«, lachte Leandra und beschleunigte ihren Schritt.
Sie wollte unbedingt ins Schloss des Relaxus, um dort ihre wirren Gedanken zu vergessen. Henry und Luca ließen sich das nicht zweimal sagen und sprinteten Leandra hinterher. Auch sie freuten sich auf das, was der Magier ihnen versprochen hatte: Spaß, Spaß, Spaß! Nachdem sie die Straße in Richtung Schloss verlassen hatten, sahen sie schon eine große Menge Kinder vor dem Felsen stehen. Enttäuscht stoppte Luca seinen beschwingten Gang. Er wollte schon resigniert umkehren, aber Henry überredete ihn, zu bleiben. Leandra hoffte, dass sich die Menschenmenge schnell auflösen würde, denn auch sie hatte sich den Eintritt in den Freudentempel schneller vorgestellt. Und Henry hatte sich nicht getäuscht. Plötzlich öffnete sich unter einem lauten Ächzen der Berg und gab den Blick auf einen riesigen, gläsernen Aufzug preis. Selbstverständlich lösten sich die langen Reihen der Wartenden schnell auf, denn alle fanden in diesem großen Lift Platz. Henry grinste übers ganze Gesicht, als der Aufzug sich langsam in Bewegung setzte. Viele Kinder folgten seinem Beispiel und lachten ebenso. Manche machten große Augen oder kauten an ihren Fingernägeln, weil sie vor Aufregung nicht wussten, wohin sie ihre Hände stecken sollten. Leandra trat von einem Bein aufs andere. Die Fahrt dauerte ihr viel zu lange. Endlich stoppte der Aufzug mit einem Ruck, der die Insassen kurz ins Wanken geraten ließ, und öffnete endlich die Türen. Sie waren am Eingangstor des Schlosses angekommen. Dort mussten sie sich erneut in Reihen anstellen, die zu kleinen Glashäuschen führten, in denen Elfen saßen und Eintrittskarten verteilten.
»Auf was habt ihr Lust?«, fragte Henry freudig.
»Bitte, lasst uns baden. Durch das ganze Gerenne bin ich ins Schwitzen gekommen und meine Füße tun mir ehrlicherweise auch ein bisschen weh. Schließlich muss ich ja zwei Schritte tun, wenn ihr einen macht!«, jammerte Luca Mitleid erregend.
Auch Leandra freute sich über die Vorstellung in ein kühles Nass zu tauchen. Der Eisbeutel hatte sich vollständig aufgelöst und der Schmerz war wie weggeblasen. Bewegung würde ihr sicher auch gut tun. Schneller als erwartet, standen sie vor der gläsernen Hütte.
»Hüpfen, laufen, fliegen, baden, schrumpfen, wachsen, zaubern, radeln, klettern? Wie kann ich euch behilflich sein?«
Fröhlich lächelte die kleine Dame den drei Freunden ins Gesicht.
»Das klingt alles sehr verlockend. Heute wollen wir einfach nur baden«, antwortete Henry. Luca und Leandra nickten ihm beistimmend zu.
Die Fee riss drei Karten ab und sprach: »Folgt dem blauen Wegweiser. Er führt euch zum Opalmeer. Dort findet ihr alles, was ihr zum Schwimmen benötigt.«
Schnell griffen sie nach den Tickets und rannten die weißen Stufen empor. Die Tür des Schlosses stand weit offen und freudiges Kindergemurmel drang daraus hervor. Während Henry sich im Eingangsbereich orientierte, schauten sich Leandra und Luca ein wenig um. Vor ihnen stand eine dicke Säule mit tausenden von Wegweisern. Die vielen Farben verrieten, dass sie in diesem Vergnügungspalast noch einiges mehr erleben konnten. Zahlreiche hellgelbe Kerzen erleuchteten die Gänge, die sich wie tausend Arme durch das Gebäude schlängelten. Einige Kinder, die wahrscheinlich schon öfter hier gewesen waren, drängten sich an ihnen vorbei und verschwanden in den vielen Gängen.
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