FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
waren mit einer schwarzen, pechartigen Flüssigkeit gefüllt. Sein Gesicht verbarg es unter einer Kapuze, die ihm tief ins Gesicht hing. Spitze Krallen wucherten an mächtigen Pranken, die gierig nach den Kindern griffen. Das Lachen, das aus dem schwarzen Loch oberhalb des Körpers drang, war so gemein und hinterhältig, dass Leandra die Haare zu Berge standen. Um die Kinder zu quälen, rieb es mit seinen langen Nägeln an den Mauern, was ein ohrenbetäubendes Quietschen erzeugte.
Die drei Freunde hielten sich die Ohren zu und pressten sich in ihrer Panik eng aneinander.
»Wir sind verloren«, weinte Luca laut auf und vergrub seinen Kopf zwischen den Händen.
Leandra schrie wie von Sinnen, was den Terron umso größer werden ließ. Er gewann zunehmend an Kraft und Hässlichkeit. Henry war der erste, der wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, und befahl seinen Freunden, inne zu halten.
Dann rief er ihnen zu: »Ihr müsst versuchen, an etwas Schönes zu denken! Je mehr Angst wir zeigen, desto größer und mächtiger wird er.«
Henry stand auf und stellte sich dem Monstrum entgegen, das ihn hämisch auslachte. Dann schloss er die Augen und schien nachzudenken. Sein finsteres Gesicht hellte sich zunehmend auf, bis schließlich ein Lächeln über seine Lippen huschte. Zum Entsetzen des Terrons verlor dieser allmählich an Größe und Hässlichkeit. Wie eine schrumpfende Apfelsine fiel er allmählich in sich zusammen. Kreischend startete das Ungeheuer den letzten Angriff, der durch Henrys schallendes Gelächter gestoppt wurde. Mit einem allerletzten Aufbäumen zerplatzte er in der Luft und mausgrauer Staub regnete langsam auf den Boden herab. Erschöpft ließ sich Henry auf den Boden fallen. Er atmete schwer und Schweißperlen liefen ihm über die Stirn. Leandra und Luca rutschten auf ihren Knien zu ihm heran und sahen ihn mit großen Augen an.
»Woher hast du gewusst, wie du das Monster besiegen kannst«, fragte Luca mit großen Augen.
»Ich war mir nicht sicher, dass es klappt, aber es war die einzige Möglichkeit, die mir eingefallen ist«, keuchte Henry und wischte sich mit seinem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
»Woran hast du gedacht?«, fragte Leandra neugierig.
»Ich habe all meine positiven Erinnerungen gesammelt, die ich mit meiner Familie erleben durfte. Lachen musste ich wegen des Pikals, der uns durch die Lüfte trug. Das hat mir so viel Spaß gemacht. Aber noch einen Terronen überlebe ich nicht. Dafür bin ich zu schwach«, stammelte er und sah Luca dabei fest in die Augen.
Dieser schien zu verstehen und antwortete: »Das heißt wohl, dass ich der Nächste bin. Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe riesige Angst!«
»Wir sind bei dir«, munterte ihn Leandra auf, was der Kleine nur mit einem schiefen, kurzen Lächeln beantwortete.
Leandra half Henry beim Aufstehen und er stützte sich auf ihren Schultern ab. Dann blickte er Luca an und gab ihm das Zeichen zum Weitermarschieren. Mit zitternden Händen tastete sich Luca an die nächste Ecke heran und schrie vor Erleichterung laut auf, als er nichts außer einem weiteren schwarzen Korridor entdeckte. Um sich selbst Mut zu machen, stimmte Luca ein italienisches Kinderlied an, was er mit schwacher und zitternder Stimme zu singen versuchte.
Leandra stieß ihn von hinten gegen das Schulterblatt und sagte: »Wenn du so laut winselst, machst du es den Terronen aber leicht, uns zu finden. Dann kannst du gleich schreien: Hier sind wir!«
Der Gedanke daran ließ Lucas Gesichtszüge erstarren und fortan flüsterte er die Strophen vor sich hin. Der Gang war zu Ende und Luca betrat den nächsten. Sein Flüstern erstarb und ein lautes »Oh nein!« verriet Henry und Leandra, dass Luca auf das nächste Hindernis gestoßen war. Wieder versperrte ihnen ein abartig hässlicher Terron den Weg und kam bedrohlich schnell an die Gruppe heran. Luca stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Er wollte sich umdrehen und mit einem lauten Schreien flüchten.
Leandra packte ihn am Kragen und rief ihm zu: »Denke an etwas Schönes. So hat das Monstrum keine Macht über dich!«
Luca weinte hysterisch und boxte Leandra gegen ihr Brustbein.
Henry umfasste seine Fäuste und schaute ihm tief in die Augen: »Lass uns jetzt nicht im Stich! Du bist stärker als der Terron!«
Nach diesen Worten sammelte sich Luca und er hatte sich wieder im Griff. Er drehte sich entschlossen um und schloss die Augen. Obwohl Luca an die schönen Stunden am Opalmeer dachte,
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