FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie
Ostdeutschen eben woandershin ziehen müssten, wenn sie bei sich zuhause keine Chance auf einen Job hätten. Möglicherweise hat der aufgeschlossene ältere Herr sich diesen Spruch von seinem Pressesprecher einflüstern lassen, der war nämlich vorher Mitarbeiter bei Guido Westerwelle. Als die öffentliche Stimmung zu Köhlers Äußerung die Stufe des Stirnrunzelns jedoch übersteigt, ist Leistungsträger Guido plötzlich vorübergehend gegen seinen Onkel Horst, setzt pflichtbewußt alle Medien davon in Kenntnis und outet sich dazu noch als Freund aller Ostdeutschen.
Aber nicht nur das. Nachdem Guido mit Angela und Onkel Horst das politische Glück wieder gefunden hat, kann er auch sein privates Glück nicht mehr verbergen. Zum 50 . Geburtstag seiner Freundin Angela bringt Guido seinen Herzbuben mit. Nicht allerdings, ohne vorher noch reichlich Hinweise an die Medien zu verteilen. Und in der Bild darf ganz Deutschland endlich erfahren, dass Guido den jungen Mann mit dem Tennisbruder und dem Michael-Schuhmacher-Kinn liebt. Nicht dass es die Spatzen in ganz Deutschland schon seit Jahren von den Dächern gepfiffen hätten, aber bei Westerwelle wird das Thema erst vermarktet, nachdem sicher ist, dass es ihm mehr nutzt als schadet. Und Guido bastelt eifrig daran, dass ihn die Leute auch mal nett finden können. Deshalb gibt er zu dieser Zeit gerne das eine oder andere private Detail preis. So zum Beispiel auch die Tatsache, dass er gerne Bilder sammelt, und zwar nicht nur solche von sich in den Printmedien. Angeblich gilt sein Interesse der zeitgenössischen Kunst und der »Neuen Leipziger Schule«. Von dem Wenigen, was sich Guido vom Munde absparen kann, hängt er sich bald die halbe Wohnung in Berlin voll mit Werken der Maler Norbert Bisky und Tim Eitel. Einem Spiegel- Reporter schwärmt er von einem der Maler vor, dieser sei »ganz, ganz, ganz, ganz spektakulär«. In Gänze fühlen sich Besucher der Wohnung allerdings eher erschlagen und monieren, dass die Stücke für das Junggesellenapartment etwas zu groß geraten sind. Aber so ist Guido eben. Und es stört ihn auch nicht. Denn wieder mal ist Dabeisein alles.
Salvador Dalí, Kunstmaler, Figueres »Guidolino ist eine Inspiration für mich. Durch seine Politik habe ich zum Surrealismus zurückgefunden. Mein ohnehin in Blau und Gelb gehaltenes Werk ›Der große Masturbator‹ würde ich heute ihm widmen.«
Dass Guido jetzt auch bei den Großen dabei ist, macht sich für ihn noch an anderer Stelle bemerkbar: im Portemonnaie. Guido wird nämlich in den Folgejahren Mitglied mehrerer Aufsichtsräte. So sitzt er im Kontrollgremium der ARAG Rechtsschutzversicherung genauso wie bei der Deutschen Vermögensberatung AG. Deren Inhaber Reinfried Pohl war schon mal FDP-Mitglied gewesen, 1970 aber zur CDU übergetreten. Als die CDU in Folge einer unbeachtlichen Spendenaffäre zu seinem guten Freund Helmut Kohl kurzzeitig nicht mehr so freundlich war, versetzte er seine Mitgliedschaft erst einmal in den Ruhezustand. In den Medien kursiert Pohls Unternehmen als »größte Drückerkolonne Deutschlands«. Guido passt dazu. Mit Sicherheit wäre er auch ein hervorragender Versicherungsvertreter geworden. Aber Guido wäre nicht Guido, wenn er nur auf ein Pferd setzen würde. Deshalb sitzt er auch noch im Beirat der Hamburg-Mannheimer Versicherung, denn dadurch hat er »mehr vom Leben«. Mit dem Hinweis »Gut vernetzt ist halb gewonnen« brüstet sich die Frankfurter TellSell Consulting GmbH sogar ihrer Verbindungen zur Politik. Westerwelle war auch dort bis zum Amtsantritt als Außenminister im Beirat. Beim Deutschen Bundestag muss er die Mitgliedschaft und seine Vergütung als veröffentlichungspflichtige Angaben melden. Drei seiner vier Aufsichtsratsmandate fallen dort in die höchste Kategorie 3: Das macht für Guido einen unbekannten Betrag jenseits der 7000-Euro-Grenze zusätzlich im Jahr. Leistung muss sich schließlich lohnen. Mehr als 3 0 Vorträge, die in die gleiche Kategorie eingestuft sind, hat Guido zudem in der vergangenen Legislaturperiode gehalten. So zum Beispiel zum Thema »Globalisierung – Chancen aus liberaler Sicht«. Kaum zu glauben, dass ein vernünftiger Mensch dafür auch noch Geld bezahlt. Mindestens noch mal 24 5 00 0 Euro kommen dennoch für Guido zusammen. Unter den Auftraggebern des mietbaren Mandatsträgers findet man so illustre Unternehmen wie die Maritim Hotelgesellschaft, die LGT Bank der Fürsten von Liechtenstein oder den Putzmittelhersteller Dr
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