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FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

Titel: FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Heuss
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aussetzen. Abschaffen will er sie nicht, da hätte er ja gleich zu viele Leute gegen sich. Dass er die Wehrpflicht beibehalten will, sagt er aber auch nicht. Dann würde ihn ja niemand mehr als Wehrpflichtkritiker gut finden. Aussetzen will er sie also. Ob da bei ihm selbst etwas ausgesetzt hat, oder hat er einfach nur aussitzen im kohlmerkelschen Sinne gemeint? Die Medien nehmen es nicht so genau. Deshalb kann Guido seine Position im Lauf der Zeit immer wieder den aktuellen Windverhältnissen anpassen. Eigentlich will Westerwelle mit der FDP den Kündigungsschutz weitreichend einschränken. Weil das aber beim Wahlvolk nicht gut ankommt, will er wenige Tage später den Kündigungsschutz nicht mehr ganz so weit einschränken. Dafür fällt ihm was anderes ein. In der Bild-Zeitung fordert er nun ein Verfallsdatum für Gesetze. Wichtiger wäre möglicherweise eines für Politiker.
    Als der populäre amerikanische Präsident Barack Obama bei einem Staatsbesuch in Tschechien von einer Welt ohne Atomwaffen spricht, entdeckt Guido ebenfalls die Friedenstaube in sich und fordert im Windschatten von Obama den Abzug aller Atomsprengköpfe aus Deutschland. Plötzlich ist für ihn die Abrüstung ein ganz wichtiges Thema, das er zum Markenzeichen deutscher Außenpolitik machen will. Wie er das seinen Kumpels aus der Industrie erklärt, die Deutschland zum drittgrößten Waffenexporteur weltweit machen, bleibt im Dunkeln.
    Uneingeschränkt ist Westerwelles Verehrung für Obama allerdings nicht. Als dieser die Europäer auffordert, bei der Schließung des Lagers Guantanamo zu helfen und Gefangene aufzunehmen, hält Westerwelle die Diskussion nicht für angebracht und erklärt: »Amerika ist verantwortlich, nicht wir.« Kurze Zeit später relativiert er jedoch seine Meinung wieder und erklärt, dass Deutschland im Einzelfall seine Menschlichkeit natürlich nicht vergessen werde. Überhaupt äußert sich Westerwelle im Hinblick auf sein angestrebtes Amt nun vermehrt zu außenpolitischen Angelegenheiten. Und weil sein Kenntnisstand in dieser Materie ungefähr 1983 stehen geblieben ist, verkündet er eben die Dinge, die er von damals noch weiß, weil er sie bei seinem Idol Genscher gehört hat. Im Umgang mit Moskau sieht er »Chancen für eine Abrüstung«. Als Finanzminister Steinbrück allerdings die Schweiz als Steueroase kritisiert, kritisiert Westerwelle umgehend Minister Steinbrück für seine »undiplomatische Unverschämtheit«. Laut Westerwelle sind »für den normalen Bürger« die steuerlichen Bedingungen im Ausland eben günstiger, was man nicht kritisieren könne. Guido, dem bezahlten Agenten der Liechtensteinischen LGT Bank in der Schweiz, ist offensichtlich sofort klar, für wen er öffentlich in die Bresche springen muss. Nicht für den Minister, der die Interessen seines Landes vertritt, sondern für die Interessen derer, die ihr Land um die Steuern betrügen. Aber so funktioniert die FDP. Seit Jahrzehnten ist die Partei das unscheinbare kleine Bauarbeiterzelt auf der Straße vor dem Parlament. Und unter seinem Schutz graben sich die gelben Kanalarbeiter wie Panzerknacker heimlich an die Regierungsmacht und die Staatskasse heran, um ein Loch in den Tresor zu sprengen. Ist der Safe erst einmal geknackt, kann über Steuervergünstigungen ordentlich Geld an Unternehmen fließen.
    Westerwelle drückt es nur anders aus: »Wir brauchen wieder eine Regierung, die etwas von Wirtschaft versteht, deshalb will die FDP in die Regierung.« Ob er allerdings wirklich etwas von Wirtschaft versteht, bezweifelt selbst das Manager Magazin . Dort erklärt Guido im Interview, dass die Kosten von 3 0 Milliarden für seine geplanten Steuerentlastungen sich von alleine wieder einspielen würden. Schulden machen will Guido nämlich auch nicht. Mit großer Geste erklärt er gerne: »Wer Schulden macht, verbraucht die Zukunft.«
    Die Zukunft steht allerdings erst einmal in den Sternen, denn das Jahr 2009 ist von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftkrise geprägt. Aber auch mit diesen Zusammenhängen kennt sich Guido aus. »Die Krise beruht auf Regulierungsversagen, und Regulierungsversagen ist immer Staatsversagen«, hat er herausgefunden. Kann man Guido folgen? Die Banken sind also nicht verantwortlich, weil es ja kein Gesetz gab, das sie gezwungen hat, verantwortungsvoll zu handeln. Der Staat ist schuld, weil er dieses Gesetz nicht gemacht hat. Genau der Staat, der nach Ansicht von Guido immer zu viele Gesetze macht. Aber siehe da, von nun an

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