FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie
ist Guido vorübergehend erst einmal für einen starken Staat, die FDP war angeblich schon immer für »vernünftige« Regulierung.
Westerwelle hat auch nichts dagegen, dass die Bundesregierung mit Steuergeldern der angeschlagenen Commerzbank aus der Patsche hilft. Für mehr als 1 8 Milliarden Euro kauft der Staat Aktien des privaten Instituts und wird so mit 2 5 Prozent zum größten Eigentümer. Von einer Verstaatlichung möchte Guido in diesem Zusammenhang nicht sprechen, für ihn hört sich das »so sehr nach Enteignung an«. Er sieht die Sache rein marktwirtschaftlich und findet sie in Ordnung, weil der Staat ja ein Aktienpaket bekommt, das er später wieder verkaufen kann.
Ähnlich läuft die Sache bei der Pleitebank Hypo Real Estate. Auch da hilft die Bundesregierung erst einmal aus und beteiligt sich mit dem Erwerb eines Aktienpaketes. Hier ist Guido allerdings der Meinung, dass selbst in Krisenzeiten der staatliche Einstieg bei Banken und Großkonzernen keine Lösung sei. Ganz besonders schlimm findet er die spätere Enteignung einiger Minderheitsaktionäre der Spekulantenbude, deren Aktienmehrheit der Staat ohnehin schon besitzt. Der von Guido viel gerühmte Steuerzahler hat zu diesem Zeitpunkt bereits 8 7 Milliarden Euro Staatsbeihilfen aufbringen müssen – fast zehn Prozent des jährlichen Sozialbudgets. Für Guido stellt sich trotzdem die Frage: »Erhalten wir die soziale Marktwirtschaft oder werden wir zu einer DDR light?«
Gerne äußert sich Guido so, dass ihm ein Hintertürchen offen bleibt. So lehnt er Staatsbeihilfen für den Autokonzern Opel erst einmal ab. Er formuliert es allerdings so, dass er im Zweifel seine Meinung auch noch mal ändern kann: »Wenn es kein tragfähiges Konzept gibt, werde ich nicht empfehlen, Steuergelder einzusetzen.« In den folgenden Monaten wird er sich immer wieder zurückhaltend äußern, ohne sich abschließend auf eine Seite zu stellen.
Beim Konjunkturpaket der Bundesregierung gegen die Krise ist Westerwelle wiederum großzügig. Die 5 0 Milliarden, die die Bundesregierung erst einmal plant, sind ihm viel zu wenig. Er nennt das Programm »mutlos und unzureichend«. Auf der anderen Seite wirft er der Bundesregierung Flickschusterei vor und warnt vor der nötigen Verschuldung. Und überhaupt kommt Guido zu dem Schluss, dass das ganze Paket ohnehin verpufft. Allerdings will er auch nicht gegen das Konjunkturpaket stimmen, schließlich sei er ein »deutscher Patriot«. Sein persönliches Konzept zur Lösung der Krise nennt Guido auch: »Lust auf Leistung ist das beste Konjunkturprogramm.«
Gustav Gans, Glückspilz, Entenhausen »Guido nennt es Leistung, ich nenne es Glück. Aber genau genommen sind wir uns einig. Hauptsache, Donald kriegt nichts davon ab. Aber der ist sowieso viel zu doof und wird nie verstehen, wie das im Leben funktioniert.«
Auf ihrem Wahlparteitag 2009 verabschiedet die Patriotenpartei FDP ihr »Deutschlandprogramm«. Vieles ist so schwammig formuliert, dass man alles Mögliche darunter verstehen kann. Konkret weiß die FDP nicht, was sie will. Das deckt sich mit Guidos Zustand. Der ist mittlerweile so sinnentleert in seinen Aussagen geworden, dass er seiner versammelten Mannschaft erklärt: »Wir alle wissen, dass jedes Jahr ein wichtiges Jahr ist.« Ein typischer Westerwelle-Satz. Die Betonung stimmt, der Eindruck stimmt, der Inhalt hinkt. Seine Rede ist gespickt mit Sprüchen in der Machart früherer Demagogen von Schönhuber bis Schill. Am Ende brüllt er seinem Karriereverein mit patriotischer Pose entgegen: »Deutsche, befreit euch von dieser Regierung, sie ist schlecht für dieses Land!« Drei Tage später befreit sich der erste Deutsche erst einmal von seiner aufgestauten Wut und wirft dem gelben Guido auf einer Wahlveranstaltung ein Ei an den Kopf.
Doch das Unglück ist nicht aufzuhalten. Schon die Europawahl im Sommer 2009 ist kein gutes Zeichen. Nach Bekanntgabe des Ergebnisses ist Westerwelles Stimmungslage bestens. »Grins« teilt er der Welt über den Onlinedienst Twitter mit. Guido hat die Deutschen besoffen gelabert, und auch Meinungsmacher sind von einer neoliberalen Attitüde besessen. Der Entertainer Harald Schmidt schreibt im Leitorgan des Bildungsbürgertums Focus : »Wenn jetzt noch Dr . Westerwelle Außenminister wird, beginnt am 27 . September der Frühling.« Tatsächlich schlittert Deutschland in den schlimmsten Winter seit anderthalb Jahrzehnten.
Guido im Amt – Es ist Deutschland hier!
Walthervon der
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