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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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kahlrasiert, trugen Lederblousons,
     Jeans und Springerstiefel. Soweit er sehen konnte, waren sie Anfang, Mitte Zwanzig, kleiner als er, aber kräftiger, und sie
     machten einen sehr entschlossenen Eindruck.
    »Kommissar Luciani.« Die Stimme in seinem Rücken klang arrogant, mit starkem süditalienischem Akzent. Für einen Moment glaubte
     er sich in einem Mafiafilm, er dachte, er brauchte sich nur umzudrehen und würde den Killer mit der Schrotflinte sehen; während
     der Schuß fiel, würde noch einmal sein ganzes Leben vor seinem inneren Auge ablaufen.
    Er drehte sich langsam um, wobei er versuchte die beiden Glatzköpfe im Auge zu behalten. Da standen noch zwei vermummte Burschen,
     die ihm den Fluchtweg abschnitten. Einer paßte von der Statur her zu den anderen, aber dahinter stand eine Art Riesenbaby,
     das einen Baseballschläger in Händen hielt. »Guten Abend, Herr Kommissar«, sagte der Kleinste. Er mußte der Anführer sein.
    »Guten Abend«, antwortete der Kommissar mit lauter |166| Stimme. Angesichts der Gefahr war er, er wußte selbst nicht, warum, merkwürdig ruhig und kühl geworden. Er hätte sich am liebsten
     in eine Ecke gesetzt und die Szene wie ein unbeteiligter Zuschauer beobachtet.
    »Sie sind zu neugierig, Herr Kommissar. Sie mischen sich in Sachen ein, die Sie nichts angehen. Sie suchen um jeden Preis
     einen Schuldigen, wollen unbedingt unsere schöne Meisterschaft ruinieren.«
    Sie werden nicht wagen, mich zu schlagen, dachte Marco Luciani. Das sind nur vier verpißte Hooligans, die mir Angst einjagen
     wollen.
    »Sie haben alles falsch gemacht, Herr Kommissar.«
    Der Riese wog den Baseballschläger in der offenen Handfläche. Marco Luciani hörte in seinem Rücken die Springmesser aufschnappen.
     Wenn ich nur meine Pistole hätte, dachte er für einen Moment, und im selben Moment: Was dann? Würde ich sie alle umbringen?
     Seine Antwort war: ja, ich würde diese vier Arschlöcher abknallen, einen nach dem anderen, ohne Reue.
    Der Kerl, der die ganze Zeit geredet hatte, ließ ebenfalls sein Messer aufspringen, und da machte es auch bei Luciani – in
     Hirn und Bauch – »klick«. Er hatte kapiert, daß sie ihn attackieren wollten und daß der Anführer den Anfang machen mußte.
     Er holte tief Luft und konzentrierte sich auf diesen. In der Karateausbildung bei der Polizei hatten sie gelernt, einem Frontalangriff
     auszuweichen, den Arm des Angreifers zu blocken und dann als Waffe gegen die anderen zu kehren. Aber das Training in der Turnhalle
     war eine Sache, der Straßenkampf in einer engen Gasse eine andere, mit vier Gegnern und ohne jede Bewegungsfreiheit.
    Einen Moment lang herrschte völlige Stille, dann waren plötzlich ein Schrei und Gerenne zu hören. Es schien, als brauste ein
     D-Zug heran, der die beiden Hooligans vor Luciani wegfegte; der Zug setzte seine Fahrt fort, rammte Luciani |167| und fegte auch die beiden Schläger in seinem Rücken weg. Dann wirbelten Gummiknüppel, Helme, Schreie, Blut, das kreuz und
     quer spritzte, während sich der Kommissar mit letzter Kraft gegen den Eingang seines Hauses lehnte und die vier Burschen am
     Boden irgendwie versuchten, ihre Köpfe mit den Armen zu schützen. Die Schlagstöcke prasselten auf sie nieder, mit furchtbarer
     Wucht, wieder und wieder, unaufhörlich, bis die ersten Anwohner an den Fenstern auftauchten und ein alter Mann brüllte: »Schluß
     jetzt, ich ruf die Polizei, ihr könnt euch daheim in eurem Dschungel massakrieren, ihr Scheißbimbos.«
    Roberto Valle schob sein Visier hoch und salutierte vor Kommissar Luciani. Auf seinem Gesicht ein zufriedenes Lächeln. Ein
     anderer Polizist kniete auf dem Rücken des Riesenbabys, dessen Gesicht blutüberströmt war, er legte ihm Handschellen an, während
     vier seiner Kollegen ab und zu einem der am Boden kauernden Burschen einen Tritt verpaßten.
    »Aufhören, das reicht, laßt sie in Ruhe«, sagte Marco Luciani mit schwacher Stimme. Die Prügelei hatte ihm noch mehr zugesetzt
     als die gezückten Messer.
    »Die wollten dich fertigmachen, Kommissar«, sagte Valle mit lauter Stimme, »wir haben alles gesehen, eine Sekunde später,
     und die hätten dich kaltgemacht.«
    »Zum Glück sind wir rechtzeitig gekommen«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu. »Seit drei Nächten observieren wir deine
     Wohnung, unbemerkt. Ich hatte es dir gesagt, solche Drohungen muß man ernst nehmen, ich kenne sie, diese Schweinehunde von
     Hooligans.«
    Marco Luciani löste sich von der

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