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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Paglieri
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Hauswand. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten und war völlig durchgeschwitzt. Er legte
     Valle eine Hand auf den Arm. »Danke«, sagte er schlicht, »aber jetzt sollten wir doch ein paar Rettungswagen rufen.«
    |168| Valle achtete nicht auf ihn. »Diesmal kriegen wir euch wegen Mordversuchs dran, ihr werdet euch da nicht herauswinden, ihr
     Scheißkerle«, sagte er zum Anführer der Bande. »Und dann noch gegen einen Polizeikommissar … das bringt euch zehn Jahre ein,
     mindestens.«
    Der Bursche spuckte zwei Zähne und dicke Blutklumpen aus. Er heulte und sagte, von heftigem Schluchzen unterbrochen, etwas
     wie: »Dreckschwein. Scheißbulle. Wir haben ihm nichts getan, wir haben nur Spaß gemacht, wollten ihn nur ein bißchen erschrecken.«
    Valle trat ihm in den Magen, der Hooligan gab ein Röcheln von sich und verstummte dann. »Siehst du? Die haben ihre Verteidigungsstrategie
     schon parat. Scheiße, sind alles studierte Juristen, diese Verbrecher: Bedrohung und unerlaubter Waffenbesitz, sechs Monate
     auf Bewährung. Und am Sonntag sitzen sie schon wieder seelenruhig im Stadion oder stehen hier unten und warten auf dich.«
    Er zeigte ein säuerliches Lächeln und hob ein Messer vom Boden auf. »Nur schade, daß sie versucht haben, mich abzustechen.«
     Er holte tief Luft, starrte Luciani in die Augen und jagte sich das Messer in den Oberschenkel.
    Der Kommissar machte einen Satz rückwärts. Valle starrte ihn weiter an, ohne einen Schmerzenslaut von sich zu geben. »Und
     du kannst das bezeugen.«
     
    Er wartete, bis die Rettungswagen da waren, schaute zu, wie der Kollege und die verbeulten Hooligans abtransportiert wurden,
     und obwohl Valle ihn dazu drängte, wollte er nicht mit ins Krankenhaus. Im Grunde hatte man ihn nicht einmal berührt. Er ging
     in die Wohnung. Seine Hände zitterten immer noch ein wenig, mehr aus Nervosität denn aus Angst. In seinem Kopf hallten die
     Schläge der Gummiknüppel und die Schreie nach. Wenn er auch nur ansatzweise vorgehabt hatte, etwas zu essen – nun war |169| sein Magen völlig im Eimer. Er setzte Wasser auf, und als der Tee fertig war, rührte er einen Löffel Honig hinein und streckte
     sich, nachdem er eine alte Kassette von Lucio Quarantotto angestellt hatte, auf dem Sofa aus. Das Band rauschte und eierte
     furchtbar, aber der Kommissar freute sich, daß er einer der wenigen war, die noch ein Exemplar davon hatten.
    Bei jeder Schlägerei sind wir dabei
    Wenn sich das Messer lohnt, was immer lohnt
    Das Messer, das in den Mund fährt und dort arbeitet
    Oder in den Bauch
     
    Während die Leute
    Abhauen
    Während die Leute
    In heller Aufregung
    Während die Leute
    Die Polizei rufen
     
    Und dann und dann ist alles vorbei
    Die Schlacht ist geschlagen, aber ich bitte euch:
    Laßt uns einander liebkosen
    Vor dem Polizisten, der sich nicht umarmen läßt
     
    Wir, die Schlägerbrigaden,
    Die leben, um sich zu schlagen
    Er hatte nie kapiert, wo diese unbändige Lust an der Gewalt herkam, in seinem ganzen Leben hatte er ein einziges Mal jemanden
     geschlagen, weil es die allerletzte Möglichkeit war, sich gegen einen Übergriff, eine himmelschreiende Ungerechtigkeit zu
     wehren. Aber es hatte zu nichts geführt, und seitdem hatte er nie wieder jemanden angerührt, obwohl sein Beruf ihm täglich
     die Gelegenheit bot. Nein, er |170| fand keinen Geschmack an der Gewalt um der Gewalt willen, als Unterwerfungsritual, an der rohen Gewalt, bei der sich Recht
     und Unrecht nicht mehr unterscheiden ließen, die einfach nur dem Brutalsten zum Sieg verhalf.
    Er hatte Colnago angedroht, daß er ihn in einer finsteren Gasse mit Tritten traktieren würde, und prompt hatte er die Quittung
     bekommen. Fast wäre er selbst in einer finsteren Gasse unter die Räder gekommen. Wenn Valle nicht eingegriffen hätte, dann
     würde er jetzt vielleicht nicht auf dem Sofa liegen und das vertraute Klacken des Gehstocks der Alten hören.

[ Menü ]
    |171| Zweite Woche
    |173| Sonntag
    Marco Luciani setzte sich und bestellte ein Lemonsoda ohne Eis. Es war ein lauer Abend, die Lichter des Porto Antico spiegelten
     sich im gekräuselten Wasser und entfalteten eine hypnotisierende, entspannende Wirkung. Er hatte sich möglichst weit von den
     Lautsprechern der Bar weggesetzt, weil er von der Musik nicht gestört werden wollte. Es waren noch nicht viele Leute da, nur
     einige Pärchen und eine Gruppe junger Kerle um die Fünfundzwanzig, auf deren Tisch sich die leeren Gläser stapelten. Sie

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