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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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unterbringen, wenn sie selbst zur Spätschicht in den Konsum-Supermarkt musste.
    „Und, Jutta, waren sie wenigstens lieb, die Kleinen?“, fragte Frau Schmidt mitleidvoll an der Tür; prachtvolle, bunte Lockenwickler im Haar.
    Jutta Krahmann rief im Vorbeigehen: „Aber klar doch! Sind sie ja immer.“
    In Frau Schmidts Ohren kam es an, als hätte Florians Mutter gemeint: „Gott sei Dank, es passiert ja nur einmal pro Jahr.“ Die Frauen lachten sich gegenseitig an.
    Minuten später umkreisten die fünf Jungen Frau Krahmanns blauen Opel Astra. Philipp Baumeister, der kleinste, dafür aber frechste der Jungen, stellte fest, dass dieses Fahrzeug keine Fernbedienung besaß, sagte aber nichts. Erik Schwarz setzte sich vorn neben die junge Frau und schnallte sich an. Hinten drängten sich Felix Rühle und Tobias Zoller in die Mitte, außen quetschten sich Erik und Philipp auf die Rückbank. Endlich waren die Türen zu. Die Fahrerin atmete tief durch, dann gab sie ein „Jetzt mal bitte etwas leiser!“ in die Runde und begegnete Eriks blauen Augen, der wie immer grinste. Sie fuhr ihm mit der rechten Hand über den Kopf und lächelte selbst. Auf der Rückbank wurde es nicht wesentlich ruhiger, Tobias kam zudem auf die schrille Idee, ein paar hässliche Töne aus einer winzigen Spielzeugmundharmonika herauszuholen.
    Das Fahrzeug fuhr an, nachdem sich Jutta Krahmann im Seitenspiegel vergewissert hatte, dass kein anderes Auto kam. Sie hoffte nur, dass man ihr den Parkplatz in der Nähe der Wohnung lassen würde.
    Zwei Straßen weiter brachte die Gesellschaft zunächst den schwarzhaarigen Felix Rühle nach Hause, dessen Eltern ein Weilchen zum Türöffnen benötigten, als hätten sie die Abwesenheit des einzigen Sohnes schamlos ausgenutzt. Die Haare der beiden wirkten sehr zerzaust.
    Ganz unten im Haus daneben wohnte Tobias Zoller, ein etwas kräftiger, urgemütlicher Junge, mit vielen blonden Locken auf dem Kopf, der außerdem Klassenbester war und selbst mit den Mädchen mithalten konnte, wenn es um gute Noten ging. Mutter Zoller schaute bereits aus dem Fenster. Unübersehbar, dass Tobias ihr Sohn war.
    „Na, Frau Krahmann, wieder mal geschafft?“, rief sie und lachte.
    Jutta Krahmann winkte ab und lächelte. „Ging schon, sind doch liebe Rabauken.“
    Tobias schloss die große Haustür mit dem eigenen Schlüssel auf, winkte noch einmal und verschwand im Hausflur.
    „Na tschüssi, bis zum nächsten Mal, dann sind wir ja schon wieder dran ...“ Frau Zoller schloss sacht das Fenster.
    „Nun denn, auf zur letzten Tour.“ Der Opel wirkte nun viel größer. Philipp Baumeister und Florian machten es sich hinten bequem. Erik nahm wieder auf dem Beifahrersitz Platz, ihm gefiel es, neben Florians Mutter zu sitzen.
    Der Astra setzte sich erneut in Bewegung und steuerte die Einfamilienhaussiedlung am Rand der Leipziger Südvorstadt an. Die Wohngegend war traumhaft, direkt am Wald gelegen, die Häuser wunderschön. Jutta Krahmanns 45-Quadratmeterwohnung erfüllte ihren Zweck. Sie reichte aus, dass am Monatsende trotzdem kein Geld mehr über war.
    Der Opel tuckerte an den majestätischen Villen vorbei. Kein Mensch war auf den Straßen zu sehen, fast überall schützten moderne Jalousien die Bewohner vor fremden Blicken. Das Fahrzeug stoppte vor dem Haus, in dem Philipp Baumeister mit seinen zwei Geschwistern lebte.
    Die Straße machte fünfzig Meter weiter einen Bogen. Folgte man ihr, so wohnte im zweiten Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, hinter dieser Biegung, Erik Schwarz. Aus Philipps Haus war die laute, aufgebrachte Stimme von dessen Vater zu hören.
    „O, o, ich glaube die Luft brennt ...“, stellte Philipp in dem von ihm oft gehörten altklugen Tonfall fest und ging langsam auf das schmiedeeiserne Tor zu, das wahrscheinlich mehr gekostet hatte, als Jutta Krahmanns Opel. „Bye, bye!“, rief der kleingewachsene Junge.
    „Tschüssi, Frau Krahmann“, meinte nun auch Erik Schwarz zur Mutter seines Freundes. „Und vielen Dank auch, für die schöne Feier ...“ Er drückte Jutta Krahmann, lächelte, und sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    „Machs gut, Erik.“ Florians Mutter bemerkte durchaus, dass Erik der einzige dieser Jungenrunde war, der sich bei ihr persönlich bedankte.
    Erik drückte auch Florian die Hand. „Bis morgen früh.“ Dann rannte Erik Schwarz los und verschwand kurz darauf hinter der Biegung der gleichen Straße in der Dunkelheit.
    „Na, da bist du ja endlich!“, rief

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