Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
Vom Netzwerk:
Schwung aus der Tiefgarage und anschließend mit exakt fünfzig Stundenkilometern durch die verhältnismäßig menschenleere Stadt Leipzig. Am Steuer saß Kriminaloberkommissar Holger Hinrich, glücklich verheiratet, zwei Kinder – längst ausgezogen, drei Enkelkinder.
    Hin und wieder spritzten Regentropfen gegen die Frontscheibe, dass der automatische Wischer kurzzeitig seine Funktion aufnahm und alles verschmierte.

    „Wann bringen Sie meinen Erik?“
    Jutta Krahmann schluckte. „Wie bitte?“ Das Telefon hatte bereits geklingelt, als die junge Frau ihren schläfrigen Sohn erst in die Wohnung und ins Bad schob.
    „Mama, ich finde meinen Schlafanzug nicht.“ Florian schaute aus dem Bad, nackt und mit fast geschlossenen Augen.
    „Hängt am Haken! – Was ist mit Erik?“, fragte Frau Krahmann mit heißerer Stimme in den Hörer.
    „Ich möchte nur wissen, wann Sie ihn bringen.“ Am anderen Ende der Leitung redete Christine Schwarz, die Mutter von Erik.
    Jutta Krahmanns Herz stockte, ihr wurde noch schlechter, Krepppapier fiel aus ihrer Hand. „Aber, Frau Schwarz ..., aber ... Wir waren doch ...“
    „Frau Krahmann ... es ist jetzt nach Zehn, die Kinder müssen morgen in die Schule ... Sonst wäre es mir ja egal.“
    Ganz langsam setzte sich die junge Frau Krahmann auf den kleinen harten Hocker, der im Flur neben dem Telefontischchen stand. „Hören Sie bitte, Frau Schwarz, Erik ist bei den Baumeisters mit ausgestiegen, hat sich verabschiedet und ist dann um die Ecke nach Hause gelaufen ...“
    „Wie bitte? Aber Frau Krahmann! Er ist nicht hier! Und bei den Baumeisters auch nicht.“
    „Aber, aber ... das ...“
    Während sich der Hals von Jutta Krahmann zuschnürte, entstand eine kurze Stille am anderen Ende. „Oh mein Gott! Nicht, dass mein Mann ...“
    „Soll ich rüber kommen, ich bring schnell Floh ins Bett, dann komme ich gleich rüber ...“
    „Nein, nein ... Das ist wirklich nicht notwendig.“
    Doch Jutta Krahmann hatte bereits den Hörer aufgelegt. In diesem Moment kam Florian aus dem Bad. „Nacht, Mama ...“ Er schien bereits im Stehen zu schlafen.
    Frau Krahmann schnappte ihren Sohn, trug ihn in das winzige Kinderzimmer, in dem es noch chaotisch aussah. Dabei trat sie in Strümpfen auf ein spitzes Plastikteil, das dabei zerbrach. Nachdem sie den Jungen ins Bett gelegt, ihm ein paar Mal über den Kopf gestreichelt und ihm dann einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte, hielt sie sich den schmerzenden Fuß. „Mäuschen, ich muss noch mal schnell weg, ich bin gleich zurück ...“ Doch Florian erfasste die Worte seiner Mutter nicht mehr. Er schlief bereits fest und träumte wahrscheinlich von den Geburtstagsgeschenken.
    Als Jutta Krahmann im Tulpenweg ankam und vorsichtig ihren Opel zum Stehen brachte, bemerkte sie, dass vor ihr ein grünweißes Polizeiauto stand. Im Haus der Familie Schwarz brannte viel Licht.
    Ihr zitternder Finger berührte die Klingel, es läutete drinnen schrill.
    Kurze Zeit darauf öffnete sich die weiße Haustür, an der ein Trockenblumengebinde hing und ein pubertäres Mädchen schaute heraus. „Ach, Frau Krahmann. Die Polizei ist auch schon da.“
    „Melanie ... Darf ich rein kommen?“
    Die Vierzehnjährige, die einen Morgenmantel trug, lächelte etwas. „Aber klar, Frau Krahmann.“
    Im kristallleuchtererhellten Flur stand ein Polizist, der kurz den viel zu großen Hut lüftete. „Gehen Sie mal rein zu meinem Kollegen.“
    Etwas schüchtern betrat Jutta Krahmann das schmucke Wohnzimmer. Der Boden war mit einem glänzenden, hellen Laminat ausgelegt. Christine Schwarz saß mit dem zweiten Polizisten an einem riesigen dunkelbraunen Holzesstisch, auf dem ein Bogen Papier lag. Der Polizist notierte etwas.
    „Soll ich die Schuhe ...“
    „Aber nicht doch, Frau Krahmann, kommen Sie her.“
    „Guten Tag ...“ Noch immer unglaublich schüchtern reichte Jutta Krahmann erst Frau Schwarz und dann dem Polizisten die Hand. Frau Schwarz grüßte trotz der Umstände herzlich, wenngleich etwas genervt, der Polizist war mit dem Ausfüllen des Vordrucks beschäftigt. „Ich kann es nicht fassen. Es tut mir so leid, Frau Schwarz, ich mache mir solche Vorwürfe ...“
    Christine Schwarz griff Jutta Krahmann sanft auf die Schulter. „Nein, nein, Sie müssen sich keine Vorwürfe machen ... Wenn Frank den Jungen gekidnappt hat, dann hätte er es auch zu jeder anderen Zeit tun können.“
    „Frank?“, fragte Florians Mutter, in ihren Augen hatten sich Tränen gebildet.
    „Eriks

Weitere Kostenlose Bücher