FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst
du ihn umbringen?“
„Woher willst du das wissen, Toni ...“
„Ich bin Polizist. Entschuldigung, Hansi. – Oder willst du die unschuldigen Kinder töten? – Das bringt nichts, Hansi. Leg das Messer auf den Boden und fertig. Los jetzt! Ich will dir nicht wehtun!“
Im gleichen Moment öffnete sich eine Tür am Ende des Ganges, drei Meter hinter Gutmeyer. Der Münchner bewegte sich schnell wie eine Katze! Bevor Engler reagieren konnte, stach Gutmeyer auf jemanden ein.
Ein Schmerzschrei verhallte sogleich, dann verschwand der Münchner in der Kellerbox. Ein Körper stürzte dumpf zu Boden, Beine ragten aus dem Verschlag.
Hinrich rannte los, die Pistole über dem Kopf, ebenso Engler. Kurz darauf standen beide an der Kellerbox, zwei Waffen blickten in den winzigen Verschlag, der mit Matratzen ausgelegt war.
Ganz hinten an der Wand, stand Gutmeyer, hielt das Messer einem der Jungen an die Kehle.
„Haut ab!“, schrie er. „Oder ich bring ihn um!“
Der Junge zitterte. Seine blauen Augen blickten Hinrich und Engler hilfesuchend an. Es war Erik Schwarz, den sich Gutmeyer geschnappt hatte.
Bernd Weiking stöhnte am Boden, Emanuel Müller kniete auf einer Matratze, schützte die drei anderen Jungen, die sich an ihn klammerten. Alle vier verweilten wie erstarrt.
„Lass den Jungen in Ruhe!“, schrie Emanuel Müller hasserfüllt.
„Was wollen Sie, Gutmeyer?“, fragte Hinrich mit ruhiger Stimme, um eine Eskalation zu vermeiden. „Engler, bring den Verletzten raus. Los, mach schon!“
Gutmeyer widersprach nicht.
Engler half Bernd Weiking auf, aus dessen Oberarm Blut sickerte und verschwand mit ihm im Kellerflur.
„Ich will meinen Wagen und freie Fahrt!“ Gutmeyer war so erregt, dass er beim Reden spuckte.
„Okay, das ist kein Problem. Doch die Jungen bleiben hier!“
„Nein! – Dann macht ihr mich fertig. Es sind meine Geiseln!“
„Mit einem einzigen Messer, wie wollen Sie das schaffen?“
Gutmeyer blickte gleich einem wilden, in die Enge getriebenen Tier um sich. Er drückte das Messer näher an den Hals von Erik Schwarz. „Den nehme ich mit!“
„Okay, okay. Aber vorsichtig. Ich bring Sie rauf, Gutmeyer. – Alle anderen bleiben hier. Ganz ruhig.“
Als Gutmeyer, den Jungen vor sich herschiebend, an Hinrich vorbeiging, steckte der Kommissar die gesicherte Waffe weg.
„Gutmeyer!“, meinte Hinrich plötzlich. „Wenn Sie dem Jungen auch nur ein Haar krümmen, dann mache ich Sie fertig. Ihr Name wird auf den Titelzeitungen aller deutschen Zeitungen stehen. Versprochen. Darauf können Sie sich hundertprozentig verlassen. Tausendprozentig.
Über Gutmeyers Kinn lief Speichel, er sagte kein Wort, hielt Erik Schwarz fest umklammert, das scharfe Messer unmittelbar an dessen Kehlkopf.
Hinrich ließ den Mann vorbei, spürte dessen Angst, folgte dann bedächtig, hörte den Atem des Jungen.
Er griff zu seinem Handy, wählte die Kurzwahl zum Chef der SEK, die vor dem Hochhaus Stellung bezogen hatte. „Code acht. Gutmeyer kommt jetzt raus. Er bedroht einen Jungen massiv. Lasst ihn fahren, gebt seinen Wagen frei. Ich brauche ein paar Krankenwagen für die anderen Kinder, Hanni Polterer soll runter kommen, wenn Gutmeyer raus ist.“ Hinrich packte das Handy weg, drehte sich nochmals zu den anderen Jungen um. „Bleibt ganz ruhig, es kommt gleich eine Frau zu euch.“ Der Kommissar zwang sich zu einem Lächeln. Dann folgte er Gutmeyer und Erik Schwarz im respektablen Abstand.
Der Junge lief vorsichtig vor dem großen Mann her, um keine falsche Bewegung zu machen. Er fühlte das kalte Messer unter seinem Kinn. Gutmeyer hielt Eriks linken Oberarm, wobei er dem Jungen Schmerzen zufügte.
Vor dem Hochhaus blickte Gutmeyer um sich. Die Leute vom SEK versteckten sich gut. Sie wollten den Münchner keinesfalls zu einer unüberlegten Handlung zwingen.
Der ließ keine Sekunde von dem Jungen ab, suchte im Mantel nach dem Autoschlüssel. Doch den hatte er im silbernen Mercedes stecken lassen.
Gutmeyer öffnete die Fahrertür, zog den Jungen mit hinein, der nun auf seinem Schoß saß, noch immer das Messer am Hals. Der Wagen wurde gestartet, das Licht ging automatisch an. Der Münchner legte den Vorwärtsgang seines Automatics ein, gab etwas Gas, während er mit der linken die Tür zuschlug. Immer wieder fuhren Gutmeyers Blicke herum. Man verfolgte ihn tatsächlich nicht? – Unmöglich! – Aber da war kein anderes Fahrzeug zu sehen.
Gutmeyer fuhr auf die Hauptstraße, Richtung Völkerschlachtdenkmal,
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