FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst
Erik Schwarz ... er hat ihn vergewaltigt ... die anderen haben meine Fesseln gelöst, ich habe mit ihm gerungen ...“ Er sah der Psychologin in die Augen. „Plötzlich ein Schlag und das Blut ... es war dunkel, er hat auf diesen Mann eingeschlagen, mit einem Eisen, immer und immer wieder ... er hat gebrüllt dabei und geweint und ... – Ich habe später Bernd angerufen, der hat uns kurz darauf aus der Garage befreit und hier im Keller versteckt, hat auch die Leiche verschwinden lassen ...“
Hanni Polterer schwieg ein Weilchen. Dann ließ sie den zitternden Erik Bästlein los. Sie erhob sich, zog Emanuel Müller an sich und drückte ihn, als wäre er ihr Kind.
„Ist schon gut, min Jung. Niemand wird euch deshalb Vorwürfe machen.“ Sie nahm die Wangen des jungen Mannes zwischen ihre Hände. Tränen traten aus dessen Augen. „Erklär mir nur, warum ihr nicht gleich zu uns gekommen seid? Wir hätten euch schützen können.“
„Ich wusste doch nicht ... Ich konnte doch nicht wissen, dass Sie über Hansi Bescheid wussten. Ich hatte Angst, niemand würde mir glauben, ich dachte, man hätte mich verdächtigt und eingesperrt. Ich ... ich habe unheimliche Angst vor dem Gefängnis ...“
Hanni Polterer wischte mit einem Daumen Tränen aus Emanuels Gesicht.
„Na kommt, Jungs, wir bringen euch in die Kinderklinik, da wird man euch untersuchen. Dort könnt ihr auch eure Eltern wiedersehen. Kommt ihr mit?“
Alle erhoben sich und folgten der Psychologin, die zwei der Jungen an die Hand nahm.
Die beiden SEK-Männer trabten langsam hinterher.
In Großpösna, vor der Zufahrt zu einem großen Einkaufzentrum, wurde der Mercedesfahrer gezwungen, an einer roten Ampel zu halten. Für einen Moment wollte Gutmeyer das Rot ignorieren, doch dann bremste er ab. Er fühlte keine Gefahr.
Gutmeyers Blick fuhr in den Rückspiegel. Hinter ihm hielt ein Kleinwagen, am Steuer eine Frau. In der Gegenrichtung war nichts zu sehen. Dann senkte sich unbewusst der Blick des Münchners.
In dem Moment, in dem er bemerkte, dass das Messer von seinem Schoß verschwunden war, fühlte er den kalten Lauf einer Pistole am Hals.
Nur sein Fuß bewegte sich, noch einmal gab er instinktiv Gas, dann löste sich ein Schuss, der Wagen machte einen Sprung nach vorn, eine Hand griff von hinten an den Schalthebel des Automatikgetriebes und betätigte die Feststellbremse. Der Wagen heulte kurz auf und kam vor einem Zaun zum Stehen.
Erik Schwarz lehnte sich gegen die Beifahrertür, zitterte am ganzen Leib, Gutmeyer schrie heulend und schmerzerfüllt auf, griff sich mit beiden Händen zwischen die Beine, hob die Hände in einem Augenblick der Ruhe, sah das Blut an den Händen und wurde kalkweiß im Gesicht.
Engler stieg blitzschnell aus dem Wagen, riss die Fahrertür auf und zerrte den Münchener mit beiden Händen und einer unglaublichen Kraft hinaus. Gutmeyer landete auf der Straße, heulte und machte Anstalten sich aufrappeln zu wollen.
Der Kriminalassistent riss die Pistole hoch. „Bleib bloß liegen!“, schrie er hasserfüllt. „Sonst treffe ich nicht nur ihren Oberschenkel!“
Gutmeyer lag auf dem Bauch, krümmte sich vor Schmerzen.
In diesem Moment stürmten die Leute vom SEK heran, übernahmen Gutmeyer und sperrten die Straße ab.
Engler sicherte die Pistole, packte sie weg, lief auf die andere Seite des Fahrzeuges und öffnete die Beifahrertür des Mercedes.
Erik Schwarz befand sich in einem Schockzustand, Engler hob den Jungen vorsichtig aus dem Wagen und trug ihn ein paar Meter weg, so dass Erik den am Boden liegenden Münchner nicht sehen konnte.
„Alles wird gut“, flüsterte Engler, „alles wird gut.“ Er hielt den Kopf des Jungen mit der rechten Hand.
Erik drückte die Wange ganz fest an die des Mannes, verkrampft hielt er sich an seinem Retter fest. „Ist es vorbei?“, flüsterte er.
Engler genoss den Moment. „Ja. Es ist vorbei, Erik.“
Erik Schwarz löste sich ein wenig und blickte Engler in die Augen. Für einen Moment sah der das Grübchen im Gesicht des Jungen.
Ein Krankenwagen mit Blaulicht näherte sich, hielt ganz in der Nähe. Zwei Rettungssanitäter kamen mit einer fahrbaren Krankenbahre.
„Sie bringen dich in eine Klinik. Und ... Es gibt da einige, die auf dich warten. Der Florian und die Jutta, deine Mama und dein Papa. Und natürlich deine Schwester.“
Ein zweiter Rettungswagen näherte sich. Blaulicht überflutete die Straßenkreuzung.
Gutmeyer wurde eingeladen und unter Begleitung zweier SEK-Leute
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