FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
kommt es zu einer Scheidung? Die Bala in Kongo haben zwei eindeutige Scheidungsgründe, eines für jedes Geschlecht. Das Fremdgehen der Frau kann für den Ehemann ein sofortiger Scheidungsgrund sein. Kein Rechtsanwalt, kein Stammesältester und kein Familienverband ist in diesem Falle bereit und fähig der Frau zu helfen. Sie kann von einem Tag auf den anderen des Hauses verwiesen werden. Für die Frau hingegen ist es nicht möglich, sich von einem Mann zu trennen, weil er sie betrügt. Im Gegenteil, Konkubinen für bestimmte Zeiten sind sogar üblich. Als Scheidungsgrund für die Frau gilt seine Unlust oder sein Unvermögen im Bett. Damit legen die Bala, je nach Geschlecht, zwei gänzlich verschiedene Maßstäbe bei Scheidungen an. Während bei der Frau die übermäßige Lust bestraft wird, ist es beim Mann die mangelnde Lust.
Kinderlosigkeit als Scheidungsgrund durchzieht fast alle Gesellschaften. Nur wird sie, wie bei den Eskimos, oft grundsätzlich als Schuld der Frau dargestellt. Das schmälert natürlich den Wert einer solchen Frau. Sie wird es schwer haben, einen neuen Mann zu finden. Erst durch ein uneheliches Kind kann sie sich rehabilitieren und den „Schwarzen Peter“ der Unfruchtbarkeit ihrem Ex-Mann zuschieben. Das klingt frauenfeindlicher als es ist. Denn bei den Eskimos schmälern uneheliche Kinder durchaus nicht den Status einer Frau. Mit anderen Worten, eine wegen Unfruchtbarkeit verstoßene Frau, die plötzlich schwanger wird, ist ebenso begehrt, wie „schwangere Jungfrauen“. Diese Frauen haben es nicht, wie in westlichen Gesellschaften besonders schwer, einen Mann zu finden, sondern genau das Gegenteil ist der Fall.
Neben den eindeutigen Gründen – Unfruchtbarkeit, Ehebruch, Mangel an sexueller Lust – gibt es bei Naturvölkern kaum weitere legitime Scheidungsgründe.
Man fragt sich, wo bleibt das andere Spektrum des Zusammenlebens, der sonstige Umgang miteinander? Doch auch bei uns sind viel mehr Scheidungen sexuell motiviert, als wir uns eingestehen. Dadurch, daß wir aus unserer christlichen Tradition heraus so unflexibel mit den Seitensprüngen umgehen, sie als fundamentalen Treuebruch begreifen, kann schon ein Flirt mit einem anderen das Ende einer Beziehung bedeuten. Wäre es nicht besser, das Flirten und Fremdgehen etwas lockerer zu sehen, und nicht gleich die eigene Ehe, mit Kindern allen verwandschaftlichen Beziehungen in Frage zu stellen?
Neben Soziologen und Psychologen, die sich mit dem Thema Scheidung auseinandersetzen, versuchten es neuerdings auch die Biochemiker. So glaubt man herausgefunden zu haben, daß die Liebe durch ein Molekül namens Phenylethylamin (PEA) intoniert wird. Doch leider dürfte das Hirn (wie im Umgang mit anderen Aminen auch) mit der Zeit Resistenzen aufbauen. Man braucht immer mehr PEA – doch die körperliche Produktion kann diesem Bedarf nicht mehr nachkommen.
Die künstliche Erzeugung von PEA ist zwar nicht kompliziert, schon die Schokolade ist reich an diesem Stoff, die deshalb über Rezeptoren ein Wohlgefühl erzeugt. Weil aber das Hirn mit einer Barriere gewappnet ist, kann man Liebe nicht in Form von Schokolade essen. Nach zwei bis vier Jahren soll das Liebeselexier seine Wirkung verloren haben.
Auf manche Menschen wirkt das PEA wie eine Droge. So stehen extrem Süchtige unter dem Zwang bei nachlassender Wirkung von Liebe zu Liebe tingeln zu müssen. Da die PEA-Sucht sowohl von Frauen wie von Männern empfunden werden kann, hat sich für derart Süchtige der geschlechtsneutrale Begriff „Attraktion-Junkie“ durchgesetzt. Gemeint sind Männer und Frauen mit nymphomanem Verhalten. Nach einer Theorie der New Yorker Anthropologin Heien Fisher könnte das PEA eine Strategie der Evolution sein, um ein Paar gerade so lange zusammenzuhalten, bis sein Kind aus dem Gröbsten heraus ist. Dann wird das Spiel für eine neue genetische Kombination mangels PEA im Hirn wieder geöffnet – nach etwa vier Jahren.
Untersucht man Scheidungsstatistiken, so liegt der Scheidungsgipfel im vierten Ehejahr. Das „verflixte siebente Jahr“ ist in Wirklichkeit das „vierte“. Das Phänomen scheint von elementarer Logik: Die Emanzipation sowie eine wieder nomadischere Lebensweise bringt eine archaische menschliche Lebensart wieder an den Tag – die Promiskuität. Nur hat die Evolution sich nie auf allein eine Strategie verlassen, sondern stets doppelbödig operiert. Damit bescherte sie unserer Gattung eine außerordentliche Flexibilität. So kann es sein,
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