FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
Einheimischen, was als ein eindeutiger Beweis für eine exzessive Handhabung der „sexuellen Gastfreundschaft“ gegenüber Weißen zu werten ist. Ein Gegengebot an Waren wurde nicht sofort erwartet. Allein die Investition in eine eventuelle Tauschaktion konnte Motivation genug sein. Das Gefühl mit Menschen einer höheren Kultur zu verkehren, machte es vielen Frauen leicht, sich zu prostituieren. Es kam vor, daß Frauen aus Eigeninitiative zu weißen Männern gingen, wenn auch mit der Zustimmung ihrer Männer. Viel häufiger war es aber, daß Männer ihre Frauen zu dieser Art von Geschäft drängten. Von einer gewerbsmäßigen Zuhälterei kann aber zunächst nicht gesprochen werden, da die direkte Absicht, Profite über Sex zu erzielen nicht gegeben war. Vielmehr wollte man Tauschbeziehungen über Sex und dann erst Profit.
Ein Dirnenwesen im Sinne der gewerbsmäßigen Unzucht ist in der traditionellen Gesellschaft der Inuit unbekannt. Erst der westliche Einfluß, von Entdeckungs- und Handelsreisenden, ließ bei den Inuit eine Art verdeckte Prostitution aufkommen, die allerdings erst im Laufe der Zeit als solche erkannt und beschrieben worden ist.
Will man die Prostitution der Inuit einer gängigen Definition von Prostitution zuordnen, so scheint die Konvergenztheorie von Blaschko noch am passendsten: „Die Prostitution sei aus der Verschränkung von Anlage- und Umweltbedingungen zu erklären, wobei ökonomische Aspekte eine starke Bedeutung haben.“ Konvergenz bedeutet in diesem Zusammenhang eine Annäherung so unterschiedlicher Faktoren wie Anlage, Umwelt und Ökonomie, mit dem Produkt einer unechten Prostitution.
Das heißt, aus einem zunächst nicht mit Prostitution gleichzusetzenden Frauentausch ist erst durch den Kontakt zur westlichen Welt eine Form der Prostitution entstanden. In seiner ursprünglicheren Form ist der Partnertausch religiös-rituell zu begreifen. Der rituelle Partnertausch („Ritual Spouse Exchange“) findet bei bedeutenden Festen, wie zum Beispiel dem Sednafest für die Herrin der Seetiere, seine Anwendung. Er ist dann Hauptzeremoniell eines Bannzaubers für Jagderfolg, Wetterglück, Fruchtbarkeit oder er ist ein Bitten zur Verhinderung von Katastrophen. Diese Art von Partnertausch wird von der ganzen Gemeinschaft eingeleitet, auf dessen Höhepunkt ein oder auch mehrere Paare der Gemeinschaft für eine Nacht allein gelassen werden.
Der gewöhnliche Partnertausch („Common Spouse Exchange“) wird zwischen Freunden und Handelspartnern zur Festigung sozioökonomischer Beziehungen betrieben. Wichtig ist der ökonomische Aspekt. Die Nahrungsausbeute und die Produktionspalette der Bewohner der Küste unterscheiden sich stark von der des Binnenlandes. Um seine Diät und den Besitz an nützlichen Werkzeugen und seltenen Wertgegenständen zu bereichern, wird der Kontakt zwischen den Bewohnern unterschiedlicher Ertragsregionen gesucht und bei Etablierung von Geschäftsbeziehungen durch den Partnertausch besiegelt. Handelsobjekte waren und sind Wal- und Seeroßfett, Felle, Sehnen, Feuerstein, später dann Waffen, Munition, Mehl, Tee, Kaffee, Nadeln und sonstige Eisenwaren. Neben dem Partnertausch kommt auch das Heiraten zwischen den Mitgliedern eines Küsten-Clanes und denen eines Berg-Clanes vor. Die Bereitschaft zu derartigen Heiratsbeziehungen ist allerdings bei den Individuen gering, denn das Mißtrauen gegenüber Fremden in einer Umwelt voller Unberechenbarkeiten ist groß. Man möchte zwar einen seiner Blutsverwandten bei der potentiellen Partnergruppe wissen, um darauf Tauschbeziehungen aufbauen zu können, doch selbst in die Fremde ziehen, das ist unbeliebt.
Die Initiative zum Partnertausch geht meist von den Männern aus, jedoch nicht ohne vorhergehende Einwilligung der Ehefrauen. Allerdings schreibt hier der Polarforscher Rasmusen „The liberty allowed to the husband is forbidden to the wife, who in sexual matters is regarded as the husbands property.“
Die Dauer eines Partnertausches variiert von Fall zu Fall. Sie kann nur eine Nacht betragen oder eine ganze Saison. Längere Aktionen sind jedoch wegen ihrer latenten Gefahr zu Eifersuchtsdramen selten. Im Verlauf eines Ehelebens können sich durchaus auch mehrere Tauschpartner ansammeln. Der Grundsatz der Wiederholbarkeit ist gegeben. Die Beziehungen bleiben für das ganze Leben erhalten, wenn auch nicht unbedingt sexuell geprägt und können sich von einer Generation auf die nächste übertragen. Partnertauschbeziehungen
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