FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
brachten neben den Privilegien auch Verpflichtungen, in Form gegenseitiger Aushilfen, mit sich. Das erinnert stark an die Verpflichtungen gegenüber Blutsverwandten und greift besonders in Krisensituationen. Hierzu gehört die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Fellen, Waffen, Werkzeugen, Kleidern, Feuerholz, Wasser und sogar mit Hunden. Außerdem zählt die Gewährung von Essen, Unterkunft, Ausstattung und Aushilfe auf Reisen dazu.
Aber auch noch andere Gründe lassen sich für den Partnertausch aufführen. Bei Streitigkeiten und (Bluts)fehden war es wichtig eine große, wie auch immer definierte Verwandtschaft hinter sich zu wissen. Die von den Inuit bekannte Form der Streitschlichtung in sogenannten „Singduellen“ hängt ganz entscheidend von der Masse der Anhänger ab, die die jeweiligen Kontrahenten hinter sich versammeln können. Dabei kommt es weniger auf das moralische Recht, als auf die Mobilisierung der öffentlichen Meinung an. Singduelle sind verbale Attacken der Kontrahenten, wobei es besonders auf Redegewandtheit und den Wortwitz ankommt. Wichtig ist das aktive Mitmachen möglichst vieler Clanmitglieder. Durch ihre Reaktion geben sie einem der beiden Streithähne Recht. Der Streit ist geschlichtet, ehe er zu einer großen Fehde ausarten kann.
Erwähnenswert ist auch die Hilfe gegenüber kinderlosen Ehen, da Kinder stets dem Paar zugesprochen werden, daß bei der Geburt gerade zusammen war. Somit fallen Stiefgeschwister, die aus einem elterlichen Partnertausch resultieren, auch nicht unter das Inzestverbot.
Die wichtigste Ursache für den nordländischen Partnertausch ist wohl in der extrem spezifischen Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau zu sehen. Bei langen Reisen waren die Männer auf die Hilfe einer Frau angewiesen, so daß bei Verhinderung der Ehepartner (alle Ehepartner wurden ohnehin nicht mitgenommen) möglichst Ersatz gesucht wurde. Unmittelbar damit hängt auch der spirituelle Aspekt des Jagdglücks zusammen. Obwohl die Frau nicht direkt an der Jagd beteiligt ist, stellt sie einen wichtigen Teil des Jagdteams und trägt entscheidend zum Gelingen bei. Im Aspekt des Jagdglücks kann vielleicht die eigentliche Ursache für die Entwicklung des Partnertausches gesehen werden, was eine Verbindung zwischen dem „Ritual Spouse Exchange“ und dem „Common Spouse Exchange“ darstellt.
Partnertauschbeziehungen zwischen Indianern und Inuit kommen praktisch nicht vor, obschon Handelsbeziehungen bestehen. Der Grund dafür mag in der Erzfeindschaft der beiden Ethnien zu suchen sein.
Der Frauentausch ist aber durchaus kein rein arktisches Phänomen. Besonders beliebt bei den Todas in Indien ist der brüderliche Partnertausch. Hierbei teilen sich zwei oder mehrere Brüder eine Frau beziehungsweise ihre Frauen untereinander. Der brüderliche Partnertausch birgt weniger Konfliktstoff als der Tausch unter Freunden. Besonders der Fall einer Verweigerung des Rücktausches sorgt immer wieder für Ehetragödien bei den Todas. Trotzdem gilt es nach wie vor als „unmoralisch“, wenn ein Mann seine Frau einem Bruder nicht gönnen will. Allerdings gibt es neuerdings viele „unmoralische“ Männer. Schuld daran ist in Indien die Stadt Madras, das Hollywood Indiens. Praktisch jeder hier produzierte Film ist voller romantischer Liebe. Sogar Krimis oder Science-Fiction-Filme enden mit einer verzehrenden Liebesszene der Hauptakteure. Signalisiert mit diesen Szenen wird, daß Monogamie das höchste Glück auf Erden sei. Diesem Signal können sich auch die Todas nicht entziehen.
Indien – das Land der Gegensätze – hat noch mehr Bemerkenswertes zu bieten. Beispielhaft dafür, daß die Religion als Instrument der Zuhälterei mißbraucht wird steht der Yellamma-Kult im Bundesstaat Karnatakan. Der bekannteste Yellamma-Tempel befindet sich in der Stadt Saundatti. Nach wie vor werden hier jährlich Mädchen und junge Frauen zu Dienerinnen der Göttin Yellamma getauft, obwohl dieser Kult von der Regierung verboten ist. Die Geschichte ist ein Relikt vergangener Jahrhunderte, als Tempelpriester junge Frauen als Prostituierte an vorbeiziehende Soldaten und Reisende verliehen. An Männer wie Marco Polo, der von den Tempeltänzerinnen schwärmte: „Sie sind so fest im Fleisch, daß niemand sie in irgendeine Stelle ihres Körpers zwicken kann“.
Die Rekrutierung der jungen Frauen basiert auf folgender Legende: Wegen unkeuscher Gedanken hat ein weiser Mann seiner Dienerin den Kopf abschlagen lassen. Erst der Sohn des
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