FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
Brautschau zu tun, sondern ist eine praktische Einführung in das Reich der Wollust. Während sich andere Eltern stundenlang mit wenig anschaulicher Sexualaufklärung gegenüber ihren Sprößlingen abmühen, zahlt der griechische Vater seinem pubertierenden Sproß seine erste Putana. Manche Nutten haben sich sogar auf das Einweisen von Frischlingen spezialisiert. Das wiederum spricht sich unter den Vätern herum, so daß nur bestimmte Prostituierte diese Marktnische des „ersten Mals“ ausfüllen. Was für den griechischen Sohn selbstverständlich ist, gilt nicht für die griechischen Töchter. Hier herrscht das ausgesprochen abendländische Jungfrauenideal vor. Eine Frau sollte nach Möglichkeit erst in der Hochzeitsnacht entjungfert werden. Soweit die Theorie, die Praxis geht durchaus andere Wege. Will sagen, so wie die meisten Griechinnen heute weit davon entfernt sind, unbefleckt in die Ehe zu gehen, so macht längst nicht mehr jeder Grieche seine ersten sexuellen Erfahrungen mit einer Prostituierten.
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts hat sich die Einstellung zur Jungfräulichkeit gründlich verändert. Aber diese Entwicklung hatte keinen kontinuierlichen Verlauf. Meist waren es kurze progressive Sturmphasen, gefolgt von konservativeren Jahren, die aber den Gesamttrend zum freieren Umgang mit der Liebe nicht bremsen konnten. „The roaring Twenties“ und „The Summer of Love of the Sixties“ waren die beiden progressivsten Phasen in Sachen Sex in unserem Jahrhundert. Bezeichnend ist, daß diese Phasen jeweils in eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs fielen, so als hätte Sex etwas mit Wohlstand zu tun.
Diese Erkenntnis ist gar nicht einmal so falsch. Selbst im Mittelalter war Sex immer ein Ausdruck der Lebensfreude und des Wohlstands. Um aber beim Sex nicht von wirtschaftlichen Krisen und Aufschwüngen abhängig zu sein, entwickelten fast alle Gesellschaften eine saisonale, jährlich wiederkehrende Zeit vermehrter Sexaktivitäten. Der Fachausdruck dafür ist „Festpromiskuität“. Er bezeichnet einen Zustand sexueller Freizügigkeit, bei uns zum Beispiel den Karneval.
Eine der Hauptstädte der Prostitution ist Manila. Seltsam genug, wenn man bedenkt, daß auf den Philippinen die Prostitution vor Ankunft der Europäer nicht bekannt war. Erst durch den Einfluß der Missionare sind Schuldgefühle bei unehelichem Sex geschürt worden. Zuvor war auf den Philippinen kaum Aufsehen um die Ehe gemacht worden. Mann und Frau fanden sich zusammen und trennten sich wieder ganz oder auch nur vorübergehend. Mit der Verbreitung des Gotteswortes sind die legeren Umgangsformen der Geschlechter untereinander als Prostitution dargelegt worden. Eine Prostitution, die es nie gab, da ihr das Charakteristikum der Erwerbsmäßigkeit fehlte. Erst mit der Idee, Sex sei schlecht, kam auch der materielle Aspekt beim Sex und somit die Prostitution. Klar, wenn man schon etwas Böses tut, sollte es wenigstens kompensiert werden. Als die Spanier den Amerikanern Platz machten, fuhren die GIs der US-Army fort, die Prostitution auf den Philippinen aufrechtzuerhalten. Eine wirklich andere Quantität allerdings erfuhr die Prostitution auf den Philippinen durch die Sextouristen, die als Wirtschaftsfaktor mittlerweile nicht mehr zu vernachlässigen sind.
Die ersten Nachrichten über moralische Gepflogenheiten „sexueller Gastfreundschaft“ sind von Seefahrern übermittelt worden. Diese erkannten die eigentlich dahintersteckende Prostitution nicht oder wollten sie nicht erkennen. Ein verherrlichender Erzählgeist alter Seebären zog über Generationen eine Folge von Fehlinterpretationen nach sich. Ähnliches ist auch den Abenteuerberichten über die Südsee zuzuschreiben, wenn auch ihr Wert keinesfalls geschmälert werden soll. Die falsch verstandene „sexuelle Gastfreundschaft“ entstand eigentlich erst mit dem Kontakt zu den Europäern im 18. Jahrhundert. Die Europäer und später auch Amerikaner und Russen brachten zwar ein verlockendes Warenangebot und weckten ungeahnte Bedürfnisse, hatten aber keine Frauen an Bord. Die flexiblen Inuit betrachteten bei den Geschäften mit den neuen Tauschpartnern den Tausch – Ware gegen Frau – als eine Entsprechung zum traditionellen Tausch – Frau gegen Frau. Rasmusen zitiert noch 1934 einen Einheimischen: „A man who had a beautiful wife could get what he wanted from her.“
Das zurückhaltende Verhalten der Forscher Mylius-Erichson und Moltke führte zu Erstaunen und Unverständnis der
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