FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
Weisen brachte seinen Vater dazu, die Tat rückgängig zu machen. Dazu mußte aber eine kastenlose Frau ihren Kopf lassen. Die wiederbelebte Dienerin wurde aber fortan als „Yellamma“, als eine Göttin der Kastenlosen verehrt. Bis heute opfern Familien ihre Kinder dieser Göttin, indem sie eine Tochter zu ihrer Dienerin weihen lassen. Das soll der Familie Wohlstand im nächsten Leben bescheren. So eindeutig diese Geschichte eine religiöse Verbrämung für die Ausbeutung von Frauen ist, so klar ist auch, daß die junge Guppamma – ich lernte sie im Gewühl der religiösen Pilger von Saundatti kennen – mit anderen Frauen und Mädchen auf einen elenden Weg geschickt wurde. Erste Station für die geweihten Frauen, die heute immer noch aus den untersten Gesellschaftsschichten der „Unberührbaren“ kommen, ist der vorgeschriebene Bettelgang. Dogma für Yellamma-Dienerinnen ist nach wie vor, daß sie nicht heiraten dürfen, wenn sie nicht den Fluch der Göttin auf sich ziehen wollen. Die Geweihten dürfen sich jedoch einen Liebhaber nehmen, der ihnen materielle Sicherheit bietet. Unter dem Druck ihrer Familien, deren einzige Brotverdienerinnen sie oft sind, werden die jungen Frauen häufig genötigt, sich mehrere Liebhaber zu suchen. Der Schritt in die Prostitution ist vollzogen und wird von Yellamma-Priestern und Zuhältern gefördert. Deshalb wirkt auf Zuhälter aus den Städten die jährliche Vollmondweihe in Saundatti wie ein Magnet. Man schätzt, daß 40 Prozent der Mädchen in Bombays Billig-Bordellen durch die Yellamma-Weihe dorthin gelangt sind. Auch die jährlich 3000 neuen Dirnen an den Ausfallstraßen der Stadt zählen zu einem großen Teil zum Yellamma-Kult, der ihnen ein Überleben als 50-Pfennig-Körper für Lastwagenfahrer beschert. Nur wenige schaffen dann noch den Ausstieg aus dem Abstieg. Schon 1983 haben die Behörden Karnatakans eine ungewöhnliche Resozialisierungskampagne gestartet. Männern, die Yellamma-Dienerinnen heiraten, wird nach einem Jahr Ehe eine Prämie von 3000 Rupien gezahlt und ein zinsloser Bankkredit geboten. Sozialarbeiter bemühen sich in zäher Überzeugungsarbeit, die Mädchen vom Weg in die Bordelle abzuhalten; die ersten publikumswirksamen Massenhochzeiten von Ex-Prostituierten sind bereits inszeniert, mit Geldspenden für Festschmaus und Brautkleider. Vielmehr als eine Alibi-Geste ist dies indessen nicht. Kritiker fürchten sogar, daß den Zuhältern in die Arme gewirtschaftet wird. Die vermeintliche Ehefrau wird von ihrem Zuhälter geheiratet und bleibt Hure. Von Morden an Frauen nach dem Einstreichen der Prämie ist bereits berichtet worden.
Irgendwie wird wohl auch die Lebensgeschichte von Guppamma verlaufen, die kaum noch ansprechbar war nach dem Zeremoniell ihrer Weihe. Wahrscheinlich kommt auch sie nach Jahren wieder zum Ort ihrer Weihe, als Häufchen Elend im Strom der euphorisierten Massen. Sie wird durch das Gelände irren auf der Suche nach jungen Frauen, denen sie ihr Zeichen weiterreichen könnte. Denn es gehört zum Glauben der Yellamma-Geweihten, ihre Seele werde keinen Frieden finden, wenn es ihnen nicht gelingt, vor dem Tod eine Nachfolgerin zu finden.
Während die Prostitution der Yallamma-Dienerinnen eine durch die Religion auferlegte Prostitution ist, kennt man im Hochland Neuguineas eine Auferlegung der Prostitution per Ratsbeschluß. Am Mount Hagen kann der Ältestenrat darüber verfügen, daß eine Frau zu einer sogenannten „versprochenen Frau“, also zu einer Dirne wird. Erstaunen mag es, daß unfruchtbare Frauen den Job der Dorfhure auferlegt bekommen. Sinn macht das Ganze aber dennoch.
Denn erstens ist Unfruchtbarkeit auf Neuguinea ein Scheidungsgrund. Die Frau, der man Unfruchtbarkeit nachsagt, wird keinen heiratswilligen Mann finden. Durch die Prostitution hat sie aber die Möglichkeit doch noch ihre Fruchtbarkeit unter Beweis zu stellen und sich dadurch zu rehabilitieren.
Und zweitens, wenn die Frau wirklich unfruchtbar ist, so ist das auch von Vorteil. Die Prostituierte braucht sich nicht um die Verhütung zu kümmern oder darum zu bangen, durch ihren Job eine Schar unehelicher Kindern versorgen zu müssen.
Gesamtgesellschaftlich sind unfruchtbare Dirnen am Mount Hagen ebenfalls von Vorteil. In Konkurrenz um knappe Ressourcen ist es sinnvoll, die eigene Population zu beschränken. Unfruchtbare Dirnen sind dazu eines der Mittel.
Aber auch ein Mädchen, das zuviel flirtet, kann zu einer Hure bestellt werden. Das ist nämlich die
Weitere Kostenlose Bücher