freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
quitt.«
Als hätte der Hengst seine Worte verstanden und wollte ihn eines Besseren belehren, stupste er ihn mit der Schnauze an und gab ein weiteres, fast schon spöttisch klingendes Schnauben von sich.
Thor konnte sich gerade noch zurückhalten, auch darauf zu antworten. Wenn er jetzt schon anfing, mit Tieren zu reden, dann sollte er sich vielleicht nicht nur um seine Verfolger Sorgen machen …
Der Gedanke zwang zwar ein ebenso flüchtiges wie bitteres Lächeln auf seine Lippen, erinnerte ihn aber auch daran, dass seine Zeit knapp war; vor allem jetzt, mit einem verwundeten Pferd, von dem er nicht einmal sicher war, dass es ihn noch tragen konnte.
Trotzdem saß er nicht sofort auf, sondern ging die wenigen Schritte zu dem toten Hund hinüber, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen.
Auch tot jagte ihm der Anblick des Tieres noch einen eisigen Schauer über den Rücken. Der Hammer hatte den massigen Schädel zu einem roten Brei zerschmettert, aber selbst jetzt waren die gewaltigen Kiefer noch zu erkennen, die stark genug gewesen sein mussten, um einem Mann ohne Mühe den Arm abzubeißen. Das Tier musste mindestens hundert Pfund wiegen, und kein Gramm davon war Fett, sondern nur Muskeln und geballte Wut.
Und es trug ein Halsband.
So viel zu seiner Hoffnung, dass alles nur ein geradezu unglaublicher Zufall und der Hund einfach nur ein verwildertes Tier auf der Suche nach Beute gewesen sein könnte.
Er führte den Schecken am Zaumzeug zurück auf halbwegs ebenen Boden und schwang sich in den Sattel, beinahe davon überzeugt, dass das Pferd unter seinem Gewicht zusammenbrechen würde. Der Schecke strauchelte tatsächlich, fand sein Gleichgewicht aber mit einem unwilligen Schnauben wieder und setzte sich unaufgefordert in Bewegung.
So schnell, wie es dem verletzten Tier möglich war, ritt er dem verschwommenen Schatten am Ende der Dämmerung entgegen. Seine Chancen, die vermeintliche Sicherheit dort zu erreichen, hatten sich gerade halbiert, wie ihm schmerzlich klar wurde; nicht nur wegen des verletzten Pferdes. Seine Hand schmerzte immer noch, aber viel schlimmer war, dass sie immer noch blutete, und obwohl er die Finger fest zur Faust geballt und sie gegen die Brust gepresst hatte, hinterließ er auf diese Weise eine Spur, die die Hunde gar nicht verlieren konnten. Nicht diese Hunde.
Wenigstens war der Wind auf seiner Seite und frischte wieder auf, um seine Fährte zu verwischen. Dann drehte er sich und wehte ihm nun direkt ins Gesicht, damit zugleich aber auch seinen Verfolgern.
Nicht, dass es irgendetwas änderte, begriff Thor, als er sich im Sattel umwandte und zu seinen Verfolgern zurücksah. In der Zeit, während er mit dem Hund gekämpft hatte, waren sie ein gutes Stück näher gekommen, und mit jedem mühsamen Schritt, den sich der verletzte Schecke durch den aufkommenden Sturm schleppte, holten sie weiter auf.
Unter dem stärker werdenden Wind hörte er das leise Grollen von Donner. Immerhin gaben die Götter sich Mühe, dachte er spöttisch. Und sei es nur dabei, ihn zu verhöhnen.
Der nächste Donnerschlag war schon lauter und ganz eindeutig näher, und einen winzigen Moment darauf sah er auch den dazugehörigen Blitz; keine gleißende Linie aus Licht, die den Himmel zerschnitt, sondern eher ein bleiches Wetterleuchten, das den gesamten Horizont vor ihm erhellte und schneller wieder erlosch, als seine Augen die Silhouette der Berge davor erfassen konnten. Aber sie waren nahe; noch immer zu weit, umsie schnell genug erreichen zu können, aber viel näher, als er angenommen hatte.
Vielleicht hatte er den Göttern ja doch unrecht getan.
Der folgende Donner war noch lauter und näher, und auch jetzt flackerte das dazu gehörige Licht erst danach über den Himmel, als hätten die Gesetze der Natur plötzlich ihre Gültigkeit verloren.
Aber vielleicht war da ja auch etwas, das stärker war als sie …
Etwas zerrte an seinen Gedanken, etwas in ihm, das wusste, was das alles hier zu bedeuten hatte, aber dieses Wissen weigerte sich, ihm zu Diensten zu sein. Zorn ergriff ihn, ohnmächtiger Zorn auf seine Verfolger, auf das Schicksal und sich selbst, und etwas an diesem Zorn war … gut . Er gab ihm Kraft und gewährte ihm zwar keinen Zugriff auf das Wissen tief in seinem Inneren, wohl aber die Möglichkeit, es zu nutzen. Etwas geschah . Der Wind nahm zu, und es wurde noch kälter. Der Donner rollte in immer kürzeren Abständen die Flanken des Gebirges hinab, und aus dem gelegentlichen
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