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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zugleich in eine Nacht, die so unmöglich war wie die gewaltige Halle hinter ihm, die Tafel und dieser ganze Ort. Zögernd – nicht aus Furcht, sondern aus einemanderen Grund, der ihm selbst noch nicht ganz klar war – trat er auf den Balkon hinaus und sah einen Moment lang in einen Himmel hinauf, an dem die Sterne am falschen Platz standen, bevor er an die Brüstung trat und die Hände auf den schwarzen Stein legte, um sich vorzubeugen.
    Die Flotte war da, weniger als ein Dutzend Schiffe nur, aber jedes einzelne stolz und unbesiegbar. Die geschnitzten Drachenköpfe am Bug der Schiffe reckten sich trotzig einem Sonnenaufgang entgegen, der vielleicht niemals kommen würde, und die Segel, bereit und fähig, die Schiffe mit der Schnelligkeit eines Pfeils über das Meer fliegen zu lassen, hingen schlaff von den Rahen.
    Auf keinem der Schiffe war auch nur die Spur eines lebenden Wesens zu sehen.
    Ein vages Gefühl von Trauer ergriff von ihm Besitz, als ihm klar wurde, wie verschwendet all diese Macht und all dieser Stolz waren. Die Krieger, für die diese Flotte gebaut worden war, waren niemals geboren worden, und der Moment, auf den die Schiffe warteten, würde niemals kommen. Weil es das, was sie beseelt hatte, was sie brauchten , um zum Leben zu erwachen, nicht mehr gab.
    Und doch gibt es einen Weg.
    Die Stimme brauchte nicht den Umweg über sein Gehör, um an sein Bewusstsein zu dringen, so wie die Gestalt, die plötzlich hinter ihm erschienen war, kein Gesicht brauchte, um sie selbst zu sein.
    Ohne sich wirklich zu bewegen, kam sie näher, groß und schwarz und von einer Aura purer Macht umgeben – und doch substanzlos, sodass sie mit ihrer reinen Präsenz die Welt zwar von einem Horizont zum anderen zu beherrschen schien und doch zugleich nicht wirklich da war. Hinter ihr bewegten sich weitere Schemen, in schwarzes Eisen gehüllte Giganten und doch nicht mehr als verblassende Schatten aus einer längst vergessenen Zeit. Aber er ist gefährlich. Du könntest getötet werden. Wir alle könnten getötet werden. Endgültig.
    Der Gedanke hatte keinen Schrecken für ihn. Wie konnteetwas getötet werden, das niemals gelebt hatte? Wenn er jemals etwas wie ein richtiges Leben gekannt hatte, so hatte er es längst vergessen, so wie die Welt sie vergessen hatte.
    Und welches Schicksal erwartet uns hier? Er bekam keine Antwort. Das unsichtbare Gesicht starrte ihn nur an, und die anderen Schatten hinter ihm schwiegen zustimmend.
    Wortlos wandte er sich wieder um und sah auf die wartende Flotte hinab und das Meer dahinter, dessen Wellen sie nie kennenlernen würden. Die Schwärze, die über der Welt lag, war nicht die Dunkelheit der Nacht, sondern das Grau des Vergessens, das sie allmählich aufzehrte.
    Ragnarök würde nicht kommen. Ihre Schwerter und Äxte waren umsonst geschmiedet worden, die tausend Leben des Naglfar für nichts geopfert. Sie würden die Welt nicht in einer großen Schlacht verlassen, unter deren Lärm Himmel und Erde ein letztes Mal erzitterten, sondern still und von niemandem bemerkt.
    Siechtum statt Ruhm erwartete sie.
    Was hatte er zu verlieren?
    Dein Leben?
    Ein Leben, das er schon lange nicht mehr hatte. Bilder, die in seiner Erinnerung schon so sehr verblasst waren, dass er nicht einmal mehr sicher war, ob es wirklich seine eigenen Erinnerungen waren oder das Leben eines anderen, von dem er nur gehört und sich so verzweifelt danach sehnte, dass er es tief in sich zu seinem eigenen gemacht hatte?
    Wenn wir dieses Mal versagen, dann ist es unser aller Ende.
    Und was haben wir zu verlieren? Das hier?
    Die Schatten schwiegen.
    Dann lasst uns beginnen.
    »Beginnen?«
    Thor blinzelte, schloss die Augen noch einmal für einen kleinen Moment und blinzelte dann noch einmal, aber der Anblick änderte sich nicht. Urd saß vor ihm in der Hocke, hatte die linke Hand ausgestreckt, um seinen Nacken zu stützen, und tastete mit den Fingerspitzen der anderen nach dem Pulsschlag an seinem Hals. Sie sah so müde aus, wie er sie in Erinnerung hatte, aber auch beunruhigt.
    »Beginnen?«, murmelte er.
    »Beginnen«, bestätigte Urd. »Das hast du gesagt. Mehrmals sogar. Womit?«
    Thor nahm an, dass sie die Wahrheit sprach, aber es war ihm viel zu mühsam, darüber nachzudenken. Sein Kopf war leer. Da waren nur zerstörte Bilder, weniger als Erinnerungen und verwirrender als jeder Traum. Vielleicht war da ein vages Gefühl von Verlust, aber als er es zu ergründen versuchte, entzog es sich ihm und ließ nur eine noch

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