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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte natürlich recht: Wenn sie der Küste folgten, dann würden sie zwangsläufig auf eine menschliche Ansiedlung stoßen, und das mussten sie, wollten sie nicht Gefahr laufen, von der Einsamkeit und Leere hier draußen getötet zu werden.
    »Ich habe darüber nachgedacht«, fuhr Urd nach einer Weile fort. »Vielleicht sollten wir versuchen, uns bis Skattsgard durchzuschlagen.«
    Thor musste einen Moment nachdenken. »Lasses Heimatdorf?«, fragte er dann.
    »Ich weiß nicht, wie weit es bis dorthin ist«, bestätigte sie, »aber wenn wir einfach der Küste folgen, finden wir es zwangsläufig, es sei denn, dieses verfluchte Land hat zwei Küsten auf derselben Seite.«
    Thors Lachen klang jetzt schon ein wenig echter, aber ihre Worte jagten ihm zugleich auch einen flüchtigen Schauer über den Rücken. Noch gestern hätte er über diese Worte tatsächlich nur gelacht, aber hier und an diesem unheimlichen Ort schienen sie eine zusätzliche Facette zu erhalten, einen Klang, der etwas heraufbeschwören wollte, was besser ungeweckt blieb.
    Trotzdem wandte er sich nach einem weiteren Moment um und zwang sich, das riesige Bauwerk noch einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Auch aus der Nähe betrachtet, hatte es nichts von seiner unheimlichen Wirkung verloren. Der Stein, aus dem es gemacht war, stammte aus den nahen Bergen undwar grau und schmutzigweiß gemasert, wirkte aber irgendwie schwarz, was nicht nur an Wind und Regen lag, dem die Mauern seit Jahrhunderten ausgesetzt gewesen waren. Diese Festung war als ein Bollwerk der Düsternis errichtet worden, und das schlug sich auch in ihrer Architektur nieder. Ihre Linien waren abweisend und feindselig und strahlten keine Einladung aus, nicht einmal das Versprechen auf Schutz innerhalb ihrer Mauern. Und es sollte ganz genauso wirken.
    »Du willst nicht wirklich dort hinein, oder?«, fragte Urd.
    Thor schüttelte zwar den Kopf ging aber trotzdem zu seinem Pferd und löste Mjöllnir vom Sattelgurt. Der Hammer wog schwer in seiner Hand, schwerer, als er ihn in Erinnerung hatte, und fühlte sich irgendwie … fremd an. Er versuchte sich einzureden, dass es einfach nur daran lag, dass er ihn so lange nicht mehr gehalten hatte, aber er wusste genau, dass dies nicht allein der Grund war.
    »Und wenn du nicht in diesen Turm gehen willst, wozu brauchst du dann deine Waffe?« Urd schüttelte müde den Kopf. »Du musst niemandem beweisen, wie tapfer du bist.«
    Außer mir selbst. Thor befestigte den schweren Kriegerhammer umständlich an seinem Gürtel und hob dann nur die Schultern. »Vielleicht weiß ich einfach nur gerne, was in meinem Rücken ist«, sagte er.
    »Dann dreh dich doch einfach um«, spöttelte Urd.
    Das tat er auch, aber nur, um sich noch einmal zum Feuer hinabzubeugen und einen brennenden Ast zu nehmen, den er als Fackel benutzen konnte. Der Turm hatte nur wenige, schmale Fenster, und dort drinnen würde es dunkel sein.
    Nachdem er Elenia noch ein aufmunterndes Lächeln zugeworfen hatte, ging er in weitem Bogen um ihren Lagerplatz herum und näherte sich dem Tor. Seine Schritte wurden langsamer, ohne dass er selbst es merkte. Tatsache war, dass diese Ruine nicht nur Elenia und ihrer Mutter Angst machte, sondern auch ihm. Hier war etwas, das ihm das Atmen schwer machte. Und das noch mehr und Schlimmeres mit ihm tun würde, wenn er weiterging
    Allein dieser Gedanke und der Trotz, den er in ihm weckte, brachten ihn dazu, nicht nur wieder schneller auszuschreiten, sondern auch die Hand von Mjöllnirs Griff zu nehmen. Weder Elenia noch ihre Mutter mussten sehen, mit welchem Unbehagen ihn dieser aus schwarzem Stein gemauerte Albtraum erfüllte.
    Und der Turm selbst schon gar nicht.
    Wie er erwartet hatte, wurde es dunkler, kaum dass er durch das Tor getreten war. Es gab mehr Fenster, als er erwartet hatte, aber das Licht fiel nur in schmalen, wie mit einem Messer aus der Dunkelheit herausgeschnittenen Bahnen herein, die die Schwärze dazwischen umso undurchdringlicher machte. Irgendwo über ihm bewegten sich Schatten, wie Nebel, der von einem unsichtbaren Windzug bewegt unter der Decke wogte, vielleicht auch nur ein flüchtiges Fantasiegespinst seiner bis zum Zerreißen angespannten Nerven.
    Thor hob seine Fackel höher und wartete darauf, dass sich seine Augen dem veränderten Licht anpassten. Sehr viel konnte er trotzdem nicht sehen. Wind und der Wechsel der Jahreszeiten hatten den Unrat eines Jahrhunderts hereingetragen und zu einer steinharten Schicht auf dem Boden

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