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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einmal hinaufgehen, wenn du möchtest. Zusammen.«
    »Weil du Angst hast, dass ich mich wieder vor einem Schatten erschrecken und in Ohnmacht fallen könnte?«
    »In einem hattest du recht, Thor«, antwortete sie ungerührt. »Du bist nicht in Ohnmacht gefallen. Das war etwas anderes. Ich weiß nicht was, aber ich bin sicher, es ist besser, wenn du nicht noch einmal allein dort hinaufgehst.«
    Niemand sollte dorthin gehen, weder allein noch in Gesellschaft. Dieser Ort war nicht für Menschen gemacht. Er war nicht einmal von Menschen gemacht.
    Sein Schweigen dauerte an, und schließlich drehte sich Urd mit einer ruckhaften Bewegung um und ging wieder in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Thor ließ eine Sekunde verstreichen, dann folgte er ihr mit schnellen Schritten und entschlossen, sie nötigenfalls mit Gewalt zurückzuhalten.
    Zu seiner Erleichterung war es nicht nötig. Urd blieb wenige Schritte vor der Yggdrasil-Tür stehen, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die kunstvollen Steinmetzarbeiten ausgiebig und mit Blicken, in denen sich Staunen mit Bewunderung und immer größerer Überraschung mischten. »Immerhin haben sie an dieselben Götter geglaubt wie wir«, sagte sie nach einer Weile. »Das ist Yggdrasil, nach dem Glauben unserer Vorfahren die Uresche, aus deren Zweigen alles Leben gekommen ist.«
    Thor konnte sich gerade noch beherrschen, nicht zustimmend zu nicken. Sie hatten in all der Zeit nie über ihren Glauben oder gar die Götter gesprochen, weder die seinen noch die, denen Urd gehuldigt hatte – und seit er um ihre wirkliche Herkunft wusste schon gar nicht mehr –, und er war für sich längst schon zu dem Schluss gekommen, dass er von keinen Göttern wusste; und erst recht an keine glaubte.
    Aber das Wort, das sie gerade genannt hatte, war ihm so wenig fremd wie die dazu passende Geschichte. Hätte er auch nur genickt, dann hätte sie ihn möglicherweise gefragt, woher er dieses Wissen hatte, und diese Frage hätte er nicht beantworten können.
    So heuchelte er weiter eine Mischung aus Interesse und Staunen, während Urd langsam an der Wand entlangging und dabei auf die in den Stein gemeißelten Bilder und Symbole deutete. »Das hier ist Odin auf seinem achtbeinigen Hengst Sleipnir, siehst du? Und da sind Baldur und Höder, und dort, diese Linie im Wasser, das soll wohl die Midgardschlange darstellen, die mit Fenrir um die Macht über die Welt ringt … sie sind alle da!« Sie begann aufgeregt mit beiden Armen zu wedelnund warf ihm einen deutlich mehr um Beifall als um Zustimmung heischenden Blick zu. »Sie sehen ein wenig anders aus als auf unseren Bildern, aber es sind eindeutig die Götter Asgards! Dort ist Loki, siehst du? Und da ist sogar Thor!«
    Thor tat ihr den Gefallen, noch einmal näher an die Wand zu treten und die uralten Bilder zu betrachten. Die Gestalt war unverkennbar, ein gehörnter Riese, der einen gewaltigen Hammer schwang und von Blitzen umzuckt wurde. Im Nachhinein erinnerte er sich, auch diese Gestalt vorhin schon gesehen zu haben, doch sein Blick war davor zurückgeschreckt wie eine Hand, die sich glühender Kohle zu weit genähert hatte.
    »Das ist … unglaublich«, murmelte Urd. »Dieses Volk hat denselben Göttern gehuldigt wie wir!«
    Erst jetzt, als sie es zum zweiten Mal sagte, fiel es Thor überhaupt auf. »Wir?«
    »Die Lichtbringer«, antwortete Urd. Sie lächelte nervös, aber ihre Fingerspitzen hörten nicht auf, die mit zu Stein erstarrtem Staub gefüllten Linien in der Wand nachzuzeichnen. »Verzeih. Alte Angewohnheiten lassen sich so schnell nicht ablegen.«
    War es das wirklich? , dachte er. Eine »alte Angewohnheit«, nicht mehr?
    Diesmal war er sicher, den Gedanken nicht laut ausgesprochen zu haben. Trotzdem sah ihn Urd so erschrocken an, als hätte er es getan.
    »Sie verbreiten die Botschaft der alten Götter«, sagte sie. »Der einzig wahren Götter.«
    »Wenigstens sagst du jetzt sie und nicht mehr wir «, sagte er, beinahe gegen seinen Willen und eindeutig ohne sein eigenes Zutun. Er hätte das dunkle Aufblitzen in Urds Augen nicht einmal sehen müssen, um zu wissen, wie sehr sie diese Worte verletzten. Aber sie beschwerte sich nicht oder reagierte gar ihrerseits mit Vorwürfen, wie es die Art der Urd gewesen wäre, die er zu kennen glaubte.
    »Dass ich mich von ihnen abgewandt habe, heißt nicht, dass alles schlecht ist, was sie sagen«, antwortete sie. »Oder tun. Ichwäre heute nicht hier, wenn es den Glauben an den

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