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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zusammengebacken, die wie Eis unter seinen Stiefelsohlen knirschte. Als er nach ein paar Schritten stehen blieb und zurückblickte, stellte er fest, dass er tatsächlich eine Spur aus haarfeinen Rissen und ineinander laufenden Sprüngen hinterlassen hatte. Die einzige, wie ihm klar wurde, als er den brennenden Ast hob und sich umsah. Hier war seit Jahrzehnten niemand mehr gewesen, wenn nicht seit Jahrhunderten.
    Der Gedanke hätte ihn beruhigen sollen, aber er tat es nicht. Jemand war hier, das wusste er einfach. Etwas.
    Thor ging langsam weiter, blieb aber immer wieder stehen, um seine Fackel zu schwenken und sich umzusehen. Sehr viel zu entdecken gab es nicht. Dann und wann brach sich das rote Licht der Flammen auf einem heruntergefallenen Stein oder verlor sich in einem jäh aufklaffenden Spalt im Boden, und einmal fand er ein knapp über dem Griff abgebrochenes Schwert,das aber so fest mit der Schicht auf dem Boden verbunden war, dass es ihm nicht gelang, es aufzuheben.
    Nach einigen Dutzend Schritten – er musste die Halle nahezu durchquert haben – erreichte er eine Treppe. Auch sie war aus Stein und wirkte weniger gebaut als aus einem einzigen gewaltigen Block herausgemeißelt, und die Stufen tauchten so jäh aus der Dunkelheit auf, dass er das Gefühl hatte, regelrecht angesprungen zu werden.
    Auch das war gewiss nichts als Einbildung, aber er nahm diese Warnung ernst. Er war nervöser, als er sein sollte, angesichts eines leeren Hauses, in dem nichts als Kälte und Staub auf ihn warteten.
    Aber auch diese Erkenntnis hinderte ihn nicht daran, die Fackel von der Rechten in die Linke zu wechseln und mit der frei gewordenen Hand Mjöllnir zu ziehen. Der Hammer kam ihm immer noch schwerer vor, als er sein sollte, aber es war trotzdem ein gutes Gefühl, die Waffe in der Hand zu halten.
    Thor überlegte, die Treppe hinaufzugehen, entschied sich aber dann dagegen. Möglicherweise erwartete ihn dort oben ein ganzes Labyrinth von Räumen und Gängen, in dem er sich hoffnungslos verirren konnte, möglicherweise auch gar nichts. Aber er vermutete, dass er jede Erkenntnis, die er dort oben gewinnen konnte, auch hier unten finden würde, und außerdem wollte er Urd und Elenia nicht zu lange allein lassen, um sie nicht über Gebühr zu beunruhigen.
    Noch eine billige Ausrede, dachte er spöttisch, machte einen Schritt von der Treppe zurück und wollte sich herumdrehen, als sich das Licht auf etwas brach, das die monotone Leere hier drinnen störte. Vorsichtig trat er näher, hob Mjöllnir etwas höher und ließ den Hammer dann wieder sinken. Was seine Aufmerksamkeit erregt hatte, war nichts Gefährlicheres als eine aus Stein gemeißelte Statue, die einen überlebensgroßen sitzenden Wolf zeigte. Vermutlich gab es auf der anderen Seite der Treppe eine gleichartige Figur, die zusammen mit ihrem steinernen Zwillingsbruder den Aufgang bewachte.
    Aber es war nicht irgendeine Figur. Sie war zu groß. Aufrechtstehend musste dieser Wolf fast so groß sein wie ein Pony, und Thor hätte diesen Umstand ganz zweifellos als künstlerische Freiheit gedeutet, die sich der Bildhauer bei der Erschaffung dieser Statue erlaubt hatte, wäre er dem Vorbild eben jenes unbekannten Künstlers nicht begegnet.
    Diese Statue zeigte nicht irgendeinen Wolf.
    Es war Fenrir.
    Lange genug, um seine Fackel ein sichtbares Stück weit herunterbrennen zu lassen, stand er einfach nur da und starrte das steinerne Standbild an, versuchte zu verstehen, was er sah, und den Sinn dieser schieren Unmöglichkeit zu begreifen und trat schließlich zur Seite und näher an die Wand neben der Treppe heran.
    Jetzt, wo er wusste, wonach er zu suchen hatte, war es leicht, es zu finden. Der Staub der Jahrhunderte hatte sich auch auf die Wände gesenkt und die feinen Linien und Vertiefungen ausgefüllt, aber seine Farbe war dort anders. Die Zeit hatte die kunstvollen Reliefs nicht ausgelöscht, sondern vielmehr in Bilder verwandelt, und Thors Unbehagen nahm mit jedem dieser Bilder zu, das er betrachtete. Das meiste war Zierrat, Bordüren und schmückende Elemente ohne eine Bedeutung, die auf den ersten Blick erkenntlich gewesen wäre, aber er sah auch Krieger, Schiffe, Jagd- und Kampfszenen, Drachen und Fabelwesen, Abbildungen gewaltiger Schlachten und düsterer Festungen, Riesen, Zwerge und andere mythische Geschöpfe, deren Umrisse vor Hunderten von Jahren in den Stein gemeißelt worden waren.
    Als seine Fackel halb heruntergebrannt war, fand er die Tür. Sie war

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