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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kippte.
    Die Kraft reichte nicht mehr, den Hammer zu halten, und für einen Moment war er der Ohnmacht so nahe, dass er ihre verlockende Umarmung schon zu spüren glaubte. Der Sturm heulte immer lauter, und der Donner rollte jetzt ohne Pause, obwohl das blaue Zucken der Blitze nicht schneller geworden war. Alles drehte sich um ihn, und sein verletzter Arm schmerzte schier unerträglich. Aber er musste aufstehen. Der Mann vor ihm war tot und der andere so schwer verletzt, dass er keine Gefahr mehr darstellte, doch da waren immer noch vier andere – womöglich fünf –, und er glaubte nicht, dass er es auch nur noch mit einem einzigen weiteren aufnehmen konnte. Diese beiden hatte er besiegen können, weil sie ihn unterschätzt hatten, aber noch einmal würde ihm das kaum gelingen.
    Irgendwoher nahm er die Kraft, sich nicht nur noch einmal in die Höhe zu quälen, sondern auch den schweren Hammer aufzuheben. Sein Stiel wies zwar eine Anzahl tiefer Kerben auf, wo ihn die Schwertklinge getroffen hatte, hatte den furchtbaren Hieben aber wie durch ein Wunder standgehalten.
    Eine weitere, noch heftigere Sturmböe traf ihn, schob ihn gleichsam die Böschung hinauf und wirbelte zugleich einen Vorhang aus staubfeinem Schnee hoch, der ihn vor allen neugierigen Blicken verbarg, als hätten sich Sturm und Gewitter mit einem Mal entschlossen, zu seinen Verbündeten zu werden.
    Schatten bewegten sich rings um ihn, die meisten nichts als tanzende Gespenster, die der Sturm oder seine eigene Furcht erschaffen hatten, aber einige wenige vielleicht auch real. Etwas wie ein Heulen erklang, gefolgt von dumpfem Hufschlag, und Sturm und Schnee spien ein vierbeiniges weißes Ungeheuer aus, auf dessen Rücken ein noch viel albtraumhafterer Dämon hockte, gehörnt und in schimmerndes Metall gehüllt und ein gewaltiges Schwert in seine Richtung schwingend.
    Er riss den Hammer hoch, um den Hieb abzufangen, und Schwert und Hammer prallten Funken sprühend aufeinander und wurden beide ihren Besitzern aus den Händen gerissen. Halb betäubt von dem neuerlichen Schmerz, der durch seinen Arm pulsierte, torkelte er zurück. Auch das Pferd strauchelte, fand seinen Schritt aber sofort wieder, und in der Hand seines Reiters erschien plötzlich eine gewaltige zweischneidige Axt.
    In dem Augenblick, als er sie hob und sein Pferd mit einer kraftvollen Bewegung herumriss, spie der Sturm einen zweiten Schatten aus, der den Reiter ansprang und ihn aus dem Sattel riss. Ein Paar mit fürchterlichen Zähnen besetzter Kiefer schloss sich um seinen Helm, noch bevor er in den Schnee fiel. Das Pferd bäumte sich mit einem panischen Kreischen auf, schlug wild mit den Vorderhufen und stürzte dann ebenfalls, als ein zweiter Wolf aus dem tobenden Chaos auftauchte und seine Kehle zerfetzte.
    Er war zu müde und hatte zu große Angst, um auch nur über dieses neuerliche Wunder nachzudenken, sondern beließ es dabei, auf Händen und Knien durch den Schnee zu kriechen und nach seinem Hammer zu suchen. Er fand ihn nur ein kleines Stück neben dem Schwert des gestürzten Kriegers, erwog einen ganz kurzen Moment, die Klinge an sich zu nehmen, statt des Hammers, und entschied sich dann instinktiv dagegen.
    Woher er die Kraft nahm, das schwere Werkzeug aufzuheben und sich noch einmal hochzustemmen, konnte er nicht sagen. Vielleicht tatsächlich aus dem Sturm oder den krachenden Donnerschlägen, die jetzt fast ununterbrochen über den Himmel rollten. Weitere Schatten tauchten aus dem weißen Brüllenauf und vergingen wieder, bevor sein Blick sie wirklich erfassen konnte, und da war ein Jaulen und das von unsagbarer Qual erfüllte Schreien eines Pferdes, Waffengeklirr und erschrockene Rufe, aber auch andere, schlimmere Laute: ein furchtbares Reißen und Knurren, das Geräusch von Fleisch, das von schrecklichen Fängen in Stücke gerissen wurde und schweren Körpern, die in den Schnee fielen. Und immer wieder Donnerschläge, ein ungeheuerliches, nicht enden wollendes Rollen und Krachen, als prallten die Götter selbst in ihrer letzten Schlacht aufeinander.
    Längst hatte er jegliche Orientierung verloren. Gebeugt unter dem Gewicht des schweren Hammers und sich zugleich mit aller Kraft an ihn klammernd, als wäre er das Einzige, was ihn noch in dieser Welt hielt, taumelte er weiter, stolperte nach ein paar Schritten über etwas Weiches und Großes und stellte entsetzt fest, dass es ein toter Wolf war. Der Krieger, der ihn erschlagen hatte, lag nur zwei Schritte daneben. Er lebte

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