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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Anscheinend hatten weder Urd noch die Kinder sein Geheimnis gelüftet, obwohl er fast damit gerechnet hatte.
    Auch von dem toten Mädchen sprach niemand. Thor hätte erwartet, dass ihr Verschwinden selbst in einer Stadt wie Oesengard ein großes Thema sein musste, doch es schien entweder gar nicht aufgefallen zu sein, oder so etwas war hier an der Tagesordnung. Das eine erschien ihm so unwahrscheinlich wie das andere, aber er hütete sich, irgendwelche Fragen zu stellen. Aber er betrachtete die Stadt nun mit anderen Augen und gewahrte eine Menge Dinge, die ihm vorher noch nicht aufgefallen waren.
    Darüber hinaus blieb ihm wenig Zeit, an irgendetwas anderes zu denken oder gar wirkliche Nachforschungen anzustellen, denn das Schiff hatte weder am nächsten noch am darauffolgenden Tag den Hafen verlassen. Thor hatte nicht damit gerechnet, dass das Schiff tatsächlich sofort wieder in See stach. Die Mannschaft hatte nicht nur an der großen Feier zum Frühlingsanfang teilgenommen, sondern sie sozusagen angeführt, und die Männer brauchten einen ganzen Tag, um ihren Rausch so weit auszuschlafen, dass sie wenigstens wieder kriechen konnten. Und auch danach sahen sie nicht so aus, als würden sie auch nur eineeinzig kräftig Welle überstehen, ohne ihr Frühstück sofort wieder den Meeresgöttern zu opfern. Thor fand es ziemlich dumm, dass Menschen sich selbst absichtlich solchen Schaden zufügten, nahm es den Seeleuten aber dennoch nicht übel, hatte er auf diese Weise doch Gelegenheit, die meisten an Bord des Schiffes anfallenden Arbeiten zu erledigen und sich nicht nur noch ein wenig Geld zu verdienen, das er wahrscheinlich bitter nötig haben würde, sobald er die Stadt verließ, sondern auch mit den wenigen Männern der Besatzung ins Gespräch zu kommen, die sich dann und wann an Bord verirrten. Die meisten waren unfreundlich und behandelten ihn mit einer Herablassung, die ihn noch vor wenigen Tagen einfach nur wütend gemacht hätte. Jetzt nahm er sie wortlos hin und nutzte die Gelegenheit, um tausend neugierige Fragen zu stellen, die die Männer zum größten Teil bereitwillig beantworteten. Seeleute waren ein schwatzhaftes Volk, das es gewohnt war, in jedem Hafen, in den sie kamen, sofort mit unzähligen Fragen überschüttet zu werden.
    Das Schiff war nahezu voll beladen. Thor hatte es längst aufgegeben, sich zu fragen, was in den vielen Säcken, Kisten und Körben war, die er seit zwei Tagen aus Sjöbloms schier unerschöpflichen Kellern und Lagerhäusern geholt und an Bord getragen hatte, sondern begann sich allmählich allen Ernstes zu fragen, wie viel Ladung das schlanke Drachenboot wohl noch fassen konnte. Die fünfzig Fuß lange Knorr lag schon jetzt deutlich tiefer im Wasser als an dem Tag, an dem sie – voll beladen – angekommen war, und von der fünfzehnköpfigen Besatzung befanden sich im Moment nur drei Mann an Bord; der Kapitän und zwei seiner Matrosen, die auf einem Stapel grober Säcke lagen und lautstark schnarchten.
    Thor empfand nichts als Verachtung für sie, und dieses Gefühl musste sich wohl deutlich auf seinem Gesicht abzeichnen, denn nachdem er sich seiner Last entledigt hatte und gehen wollte, rief ihn der Kapitän noch einmal zurück und bedeutete ihm mit einem leicht schiefen Lächeln, neben ihm Platz zu nehmen.
    Thor hatte wenig Lust auf einen weiteren belanglosen Schwatz. Der Tag war lang und anstrengend gewesen, undSjöblom hatte ihm gerade einmal Zeit gelassen, in aller Hast eine kärgliche Mahlzeit herunterzuschlingen, die allerhöchstens reichte, um seinen Hunger richtig anzustacheln, aber er hatte auch keine Lust auf Ärger, und das Wenigste, was er jetzt gebrauchen konnte, war, in irgendeiner Form Aufsehen zu erregen. So setzte er sich widerstrebend auf eine Kiste und sah den Kapitän der Knorr nur fragend an.
    Der Mann war groß – nicht viel kleiner als er selbst und überaus kräftig gebaut –, hatte seine besten Jahre aber schon hinter sich. Seine Hände schienen nur aus Schwielen und Narben zu bestehen und kündeten von vielen Jahren schwerer Arbeit mit Ruder und Tauen, und das einzige Saubere an ihm war das Kurzschwert, das an seiner Hüfte hing. Nicht zum ersten Mal fragte sich Thor, warum sowohl er als auch alle seine Männer ständig ihre Waffen trugen. Schließlich befanden sie sich hier unter Freunden, und wenn Oesengard eines war, dann friedlich.
    »Du bist also Thor«, begann er schließlich. Er sprach den Namen genauso falsch aus wie Sjöblom und die

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