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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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könntest deinen Schwestern erzählen, dass sie bisher alles falsch gemacht haben und sie von dir lernen können, wie es besser geht?«
    »Ja.«
    »Und natürlich werden sie ihren Fehler sofort einsehen und die Menschen um Verzeihung bitten – und vor dir auf die Knie fallen«, sagte er höhnisch.
    »Nein, nicht vor mir«, antwortete Urd. »Aber vor dir. Siehst du denn den Unterschied nicht? Die anderen sind nur Menschen. Sie sind Predigerinnen, nicht mehr! Sie sind gut in dem, was sie tun, denn sie werden ein halbes Leben lang darin geschult, die richtigen Worte zu finden und die Herzen der Menschen zu begeistern. Aber am Ende bleiben sie doch nur sterbliche Menschen und ihre Worte nicht mehr als eben nur Worte.Was wollen sie ausrichten gegen einen Glauben, der nicht nur von seinen Göttern erzählt, sondern von einem leibhaftigen Gott angeführt wird? Sie werden in Scharen zu uns kommen, Thor!«
    »Ja, und die es nicht tun, erschlage ich mit meinem Hammer, nicht wahr?«
    »Das wird gewiss nicht nötig sein«, antwortete sie überzeugt. »Die Schiffe, von denen ich gesprochen habe, sind auf dem Weg hierher und werden schon in wenigen Wochen eintreffen. Sie bringen nicht nur eine Hohepriesterin, sondern auch Krieger. Mehr Krieger, als dieser Ort je gesehen hat. Aber nicht einer wird das Schwert gegen dich erheben. Wie sollten sie die Hand gegen den Gott erheben, in dessen Namen sie die Welt erobern?«
    »Ich bin kein Gott, Urd«, sagte er schroff. »Und wenn ich es bin, dann will ich es nicht sein! Ich habe nicht darum gebeten!«
    »Die Götter fragen uns nicht immer, was wir wollen und was nicht«, antwortete sie ernst. »Vielleicht erwarte ich zu viel, und das in zu kurzer Zeit. Deshalb bitte ich dich nur um eines: Entscheide dich nicht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nicht jetzt. Nicht heute, Thor. Gib dir einen Tag oder zwei, bevor du irgendetwas tust.«
    »Und wenn ich mich schon entschieden habe? Werdet Ihr mich dann zwingen, diese Entscheidung zu revidieren, falls sie Euch nicht gefällt, Hohepriesterin?«
    »Wie könnte ich das?«, fragte sie.
    Thor schwieg. Das alles kam für ihn einfach viel zu schnell, um es wirklich zu verarbeiten, geschweige denn zu verstehen. Nur in einem Punkt irrte sie sich: Es gab nichts zu entscheiden, weil er diese Entscheidung im Grunde schon gefällt hatte, bevor sie ihn überhaupt vor die Wahl stellte. Er sollte gehen, jetzt, ohne noch eine weitere Frage zu stellen, ohne noch einmal zurückzublicken und ganz bestimmt, ohne noch einmal zurückzukommen. Was ging ihn die Welt an?
    Vielleicht nichts. Das Kind, das sie erwartete, dafür umso mehr.
    »Ich werde mich dir nicht in den Weg stellen«, sagte er schließlich. »Bis das Kind geboren ist.«
    »Und dann?«, fragte sie.
    Diese Frage konnte er nicht beantworten, schon weil er die Antwort nicht wusste.
    Urd wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment kam Lif zurück. Er sah erschrocken aus, aber auch auf eine seltsame Weise gefasst, und er bemühte sich so sehr, Thors Blick zu vermeiden, dass es schon kaum noch auffälliger ging. Er wechselte ein paar Worte im Flüsterton mit seiner Mutter, und Thor sah, wie sie zusammenfuhr. Ihre Stimme war jedoch genauso ruhig wie zuvor.
    »Es ist in Ordnung, Lif. Geh zurück, ich komme gleich nach.«
    Ganz gegen seine Gewohnheit gab Lif keinerlei Widerworte, sondern drehte sich nur mit einem knappen Nicken um und verschwand. Urd ließ genug Zeit verstreichen, damit er sich außer Hörweite entfernen konnte, bevor sie wieder aufblickte. Sie sah jedoch nicht ihn an, sondern die Maske aus dünnem Goldblech, die er auf den Tisch gelegt hatte, dann den viel zu kleinen Mantel, den er noch immer um die Schultern trug.
    »Ich habe nicht einmal gefragt, woher du diese Sachen hast«, sagte sie stirnrunzelnd. »Um ehrlich zu sein, habe ich mir diese Frage nicht einmal selbst gestellt.«
    Statt zu antworten, streifte Thor nur wortlos den Mantel ab und ließ ihn achtlos auf den Boden fallen, bevor er genauso wortlos in die Richtung deutete, in der Lif verschwunden war.
    Es war nicht derselbe Weg, den er hergekommen war, und der gewundene Gang führte auch keine Treppe hinauf, sondern nur eine leichte Steigung und ein paar flache Stufen, aber irgendwie mussten sie den entsprechenden Höhenunterschied trotzdem überwunden haben, denn es dauerte nicht lang, bis er – wenn auch aus der entgegengesetzten Richtung – hinter Urd in den schmalen Tunnel trat, in den er das tote Mädchen gebracht hatte.
    Der

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