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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unmöglich erwarten konnte, sie auf den Augenblick pünktlich in seinem Gefängnis auftauchen zu sehen … falls es überhaupt das war, was sie mit ihrer hastig geflüsterten Bemerkung gemeint hatte.
    Er wurde in zunehmendem Maße nervöser, je mehr Zeit verstrich. Die drei Stunden waren längst vorbei, und nicht nur über die Stadt jenseits des schmalen Fensters, sondern auch über das gesamte Gebäude hatte sich jene Stille gesenkt, wie sie nur in der dunkelsten Stunde der Nacht anzutreffen ist.
    Thor war gerade zu dem Entschluss gekommen, noch eine halbe Stunde zu warten und dann … irgendetwas eben … zu tun, als er ein Scharren an der Tür hörte und dann das Geräusch, mit dem der Riegel zurückgeschoben wurde. Eine Gestalt betrat seine Zelle auf die verstohlene Art eines Menschen, der sich an einem verbotenen Ort aufhält. Statt der erwarteten Fackel oder Laterne trug sie nur eine Kerze in der Hand, deren Flamme sie noch dazu mit der anderen abschirmte, sodass er kaum mehr als einen mit blassroten Linien gezogenen Umriss sah. Aber er spürte trotzdem, dass es nicht Gundri war.
    »Seid Ihr wach?«, flüsterte eine Stimme.
    »Nein«, antwortete Thor. »Aber ich werde es gleich sein, wenn du weiter so rumpolterst. Was ist das für ein Gasthaus, in dem man nicht einmal eine einzige Nacht in Ruhe durchschlafen kann?«
    Er bekam genau die Antwort, mit der er gerechnet hatte, nämlich keine. Die Gestalt schob die Tür sorgsam hinter sich zu, ließ sich dann neben ihm in die Hocke sinken und stellte die Kerze mit vorsichtigen Bewegungen auf den Boden, wobei er darauf achtete, das überall herumliegende Stroh nicht in Brand zu setzen. Im gelben Schein der winzigen Flamme konnte er das Gesicht eines jungen Mannes erkennen, das ihm vage bekannt vorkam, ohne dass er es einordnen konnte.
    »Wer bist du?«, fragte er.
    Der Fremde griff unter den Mantel und zog dasselbe sonderbare Werkzeug hervor, mit dem einer seiner Wächter am Morgen schon seine Fesseln geöffnet hatte. »Mein Name ist Sarven, Herr«, sagte er. »Haltet still!«
    Thor geduldete sich gehorsam, bis sich seine Hand- und Fußfesseln mit einem vierfachen hellen Klicken geöffnet hatten, setzte sich dann vorsichtig auf und bewegte ebenso vorsichtig Hände und Füße, damit das Leben prickelnd wieder in seine Gliedmaßen zurückkehrte.
    »Wer schickt dich?«, fragte er.
    »Die Hohepriesterin, Herr«, antwortete Sarven. »Sie wartet auf Euch – und Euer Sohn und Eure Töchter ebenfalls. Könnt ihr aufstehen?«
    Die Mehrzahl ›Töchter‹ beruhigte ihn.
    Er nickte zwar, musste aber trotzdem die Hilfe seines neuen Verbündeten in Anspruch nehmen, um in die Höhe zu kommen. Das Kribbeln in seinen Fingern und Zehen erreichte für einen Moment die Grenzen des Erträglichen und nahm dann wieder ab, aber er wusste auch, dass er sich schon in wenigen Augenblicken wieder mit der gewohnten Geschmeidigkeit und Kraft würde bewegen können.
    »Wohin gehen wir?«, fragte er.
    »Gleich, Herr.« Der junge Mann stand auf, huschte zur Tür und kam mit einem länglichen Bündel zurück, das er dort abgelegt hatte. Als Thor es mit ungelenken Fingern auswickelte, kamen die reich verzierten schwarzen Kleider zum Vorschein, die Gundri für ihn angefertigt hatte, zusammen mit seinen Stiefeln und dem silberbeschlagenen Gürtel, zu seiner Enttäuschung allerdings ohne das dazu gehörige Schwert.
    Rasch zog er sich an, und Sarven reichte ihm noch einen Mantel von ebenfalls schwarzer Farbe, wenn auch viel einfacherer Machart, den er sich mit einer so schwungvollen Bewegung um die Schultern warf, dass die Kerze umfiel und auf der Stelle erlosch.
    »Danke«, sagte er. »Aber bist du wirklich der Meinung, dass ein solcher Fetzen ein angemessenes Kleidungsstück für mich darstellt?«
    Nachdem die Kerzenflamme ausgegangen war, war es fast vollkommen dunkel geworden, sodass er das Gesicht seines Gegenübers nicht mehr erkennen konnte, aber seine Stimme klang beinahe panisch, als er antwortete: »Das tut mir leid, Herr. Ich werde sofort sehen, ob –«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Thor. Humor schien nicht zu den Dingen zu gehören, die Urd ihren getreuen Jüngern predigte. »Geh voraus.«
    Etwas raschelte, dann wurde die Tür wieder geöffnet, aber kein Licht fiel herein. Auch auf dem Gang draußen herrschte absolute Dunkelheit, und es war nach wie vor vollkommen still.
    Nach einem halben Dutzend Schritten stolperte er über einen reglosen Körper, ließ sich rasch auf ein Knie

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