freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
hinabsenken und tastete nach dem Hals des Mannes. Erleichtert stellte er fest, dass er noch lebte, griff nach seinem Gürtel und nahm dem Bewusstlosen das Schwert mitsamt der Scheide ab. Dann setzten sie ihren Weg fort.
Als sie den Ausgang erreichten, bedeutete ihm Sarven, sich still zu verhalten, huschte hinaus und kam nach einem Augenblick zurück, der selbst für Thor mit seinen scharfen Sinnenkaum ausgereicht hätte, um sich einen Überblick zu verschaffen. »Es ist alles ruhig, Herr«, flüsterte er. »Kommt!«
Thor sparte sich auch dazu jeden Kommentar. Immerhin riskierte der Bursche möglicherweise sein Leben für ihn, auf jeden Fall aber sehr viel. Warum sollte er nicht wenigstens das Gefühl mitnehmen, etwas Wichtiges geleistet zu haben?
Während er Sarven über die wie ausgestorben daliegenden Straßen folgte, band er den gestohlenen Waffengurt um und fühlte sich gleich ein wenig sicherer, auch wenn er Mjöllnir zugleich nur umso schmerzlicher vermisste. Der Gedanke, seinen Hammer zurücklassen zu sollen, behagte ihm ganz und gar nicht; und die Vorstellung, ihn womöglich irgendwann einmal in Sverigs Händen wiederzusehen, noch sehr viel weniger.
»Wohin bringst du mich?«, fragte er.
Sein Führer warf ihm zwar einen mahnenden Blick zu, leiser zu sein, deutete aber trotzdem auf ein schmalbrüstiges Haus ganz am Ende der Straße.
»Dort. Die Hohepriesterin erwartet Euch.«
»Und dann?«, fragte Thor.
»Die Hohepriesterin erwartet Euch«, wiederholte Sarven stur. Er wusste es entweder wirklich nicht, oder Urd hatte ihm ganz eindeutige Anweisungen gegeben. Thor vermutete eher Letzteres. Vielleicht war es an der Zeit, dass er die Hohepriesterin auf den ihr zustehenden Platz verwies. Sobald sie hier heraus waren, hieß das.
Das Haus erwies sich als noch schmaler, als es von Weitem den Anschein gehabt hatte, und es war auch nicht ihr wirkliches Ziel. Vielmehr gab es auf seiner Rückseite einen noch winzigeren Anbau mit der Thor schon bekannten Art von Klappe, unter der eine steinerne Treppe in die Tiefe führte. In vollkommener Dunkelheit tasteten sie sich hinab.
Sarven öffnete eine weitere Tür, und endlich gab es wieder einen Hauch von Licht, der sie nach einem weiteren Dutzend Schritten endlich zu Urd führte.
Die Zwillinge und Urd warteten in einer winzigen Kammer. Elenia sprang bei seinem Eintreten hoch und eilte ihm entgegen, als wollte sie ihn umarmen, blieb aber dann mitten im Schritt stehen und senkte beschämt den Blick. Urd selbst schien im ersten Moment nicht einmal Notiz von ihm zu nehmen. Sie wandte sich nur mit einem knappen, aber sehr ehrlich wirkenden Lächeln an den Mann, der ihn hergebracht hatte.
»Hab Dank, Sarven«, sagte sie. »Das hast du gut gemacht. Aber jetzt geh und verhalte dich still, ganz egal, was passiert.«
Der Junge nickte demütig und entfernte sich rückwärts gehend, und Urds Lächeln erlosch wie abgeschaltet, als sie sich an Thor wandte.
»Du kommst spät. Wir haben keine Zeit. Rasch jetzt.«
Sie wollte sich umwenden, doch Thor griff rasch nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest.
»Wo ist Lifthrasil?«
»Gundri wartet mit ihr am Hafen«, antwortete sie. »Keine Sorge. Ich werde so wenig ohne sie hier weggehen wie du.«
»Weggehen? Wohin?«
»Wir haben ein Boot«, antwortete Urd, während sie zum zweiten Mal vergeblich versuchte, ihre Hand loszureißen. »Es ist nicht groß, aber es reicht, um von hier wegzukommen. Später sehen wir weiter.«
Es fiel Thor schwer, das zu glauben. Er kannte Urd ein bisschen zu gut, um ihr zu glauben, dass sie so planlos fliehen würde.
»Du willst zu ihnen, nicht wahr? Eurer Flotte.«
»Das würdest du nicht sagen, wenn du das Boot gesehen hättest«, antwortete sie. »Ich bin froh, wenn wir es aus dem Hafen hinausschaffen, ohne zu ertrinken. Kannst du schwimmen?«
»Keine Ahnung«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Warum stehlen wir uns nicht einfach ein paar Pferde und reiten aus der Stadt?«
»Und Bjorns Männern direkt in die Arme? Eine hervorragende Idee.« Urd machte eine Kopfbewegung auf die Tür hinter ihm. »Diese Gänge führen zum Hafen … aber nur noch so lange, bis dein Freund Bjorn merkt, dass ihm der eine oder andere Gefangene abhandengekommen ist. Sie wissen von diesen Katakomben, und hier werden sie uns zuerst suchen.«
»Warum verstecken wir uns nicht einfach hier?«, fragte Thor. »Diese Katakomben sind groß genug, um –«
»– uns wie die Ratten in ihren Löchern zu verkriechen?«, fiel
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