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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mädchen es will.«
    Sie erlaubten ihm weder, mit Lif zu sprechen, noch, Elenia zu sehen, doch kurz nachdem die Sonne untergegangen war, ging die Tür seiner Zelle auf, und Gundri kam herein.
    Thor bemerkte es im ersten Moment nicht einmal richtig. Da sein Gefängnis nur ein schmales Fenster hatte, das eher die Bezeichnung Schießscharte verdient hätte, war es hier drinnen schon vor einer ganzen Weile dunkel geworden, sodass er im allerersten Moment geblendet die Augen schloss, als die Tür aufging und roter Fackelschein hereinfiel. Hätten die Ketten an seinen Armen es nicht verhindert, dann hätte er wohl auch die Hand gehoben, um seine Augen vor dem vermeintlich grellen Schein zu schützen.
    »Zeig ihm das Balg!«, polterte eine grobe Stimme. »Aber komme ihm nicht zu nahe! Und sprich so laut, dass ich dich verstehen kann!«
    Thor zwang sich, in das unangenehme Licht hineinzublinzeln und gewahrte eine schmale Gestalt, die sich ihm mit zögernden Schritten näherte. Eine zweite, deutlich massigere Gestalt erschien hinter ihr in der Türöffnung und schirmte den Großteil des Lichts gleich wieder ab. Dennoch gewahrte er das matte Schimmern von Metall und hörte ein gedämpftes Klirren; erst dann erkannte er tatsächlich Gundri, auch wenn er selbst nicht genau sagen konnte woran, denn sie blieb ein flacher Schatten ohne Gesicht.
    »Gundri?«, murmelte er überrascht.
    »Sie haben mir erlaubt, Euch zu sehen, Herr«, antwortete sie mit bebender Stimme. »Und Euch Eure Tochter zu zeigen. Die Hohepriesterin meint, Ihr wolltet sie vielleicht sehen, und Bjorn hatte nichts dagegen.«
    »Das reicht«, sagte der Wächter. »Näher brauchst du nicht heran!«
    Gundri blieb gehorsam stehen, und erst in diesem Moment bemerkte er das helle Bündel, das sie auf den Amen trug. Lifthrasil schien zu schlafen, denn sie gab auch keinen Laut von sich, als Gundri in zwei oder drei Schritten Abstand auf die Knie sank und sich dann so drehte, dass Thor in dem roten Licht, das von draußen hereinfiel, ihr Gesicht erkennen konnte. Er hatte sich getäuscht. Lifthrasil schlief nicht, sondern war wach und sah ihn aus ihren dunklen Augen so aufmerksam an, als erkenne sie ihn nicht nur, sondern wisse auch ganz genau, wer er war und dass ihr von ihm keine Gefahr drohte. Natürlich war das unmöglich. Ein Säugling von wenigen Tagen konnte ganz gewiss nicht wissen, wer er war, aber es war trotzdem ein beruhigender Gedanke. Und ganz egal, was ihm sein Verstand und seine Logik auch sagten, da war etwas in Lifthrasils Augen, das ihn wie eine sanfte Hand berührte.
    Und dennoch …
    »Herr?«, fragte Gundri.
    Thor riss seinen Blick mit einiger Mühe von Lifthrasil los und sah Gundri an. Ihr Gesicht war schmaler geworden, und alles deutete darauf hin, dass sie den größten Teil der zurückliegenden Tage mit Weinen verbracht hatte. Außerdem war ihre linke Wange angeschwollen und das Auge blutunterlaufen. Jähe Wut flammte in ihm auf.
    »Sverig!«, zischte er. »Dieser verdammte –«
    »Es war nicht Sverig, Herr«, unterbrach ihn Gundri. »Er hat mich nicht angerührt. Sie haben mich befragt, aber keiner der Männer hat die Hand gegen mich erhoben.«
    »Wer war es dann?«
    Gundri zögerte. Sie wollte nicht antworten, das spürte er.
    »Wer, Gundri?«
    »Mein Vater, Herr«, murmelte das Mädchen. »Er war sehr zornig, als er erfahren hat, dass meine Mutter und ich zu den Anhängern des wahren Glaubens gehören.«
    »Und da hat er dich geschlagen?«, vergewisserte sich Thor. Verdammter Säufer!
    »Meine Mutter und mich«, antwortete Gundri. »Mich nicht so schlimm, aber meine Mutter hat er übel verprügelt. Es geht ihr jetzt wieder besser, aber am ersten Tag war ich nicht sicher, ob …«
    Sie sprach nicht weiter, aber Thor wusste auch so, was sie sagen wollte. Er hatte sie nicht schlimm geschlagen? Ihr Gesicht war so angeschwollen, dass sie selbst nach drei Tagen noch Mühe hatte, deutlich zu sprechen. Was er ihrer Mutter angetan hatte, wagte sich Thor nicht einmal vorzustellen.
    »Das tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte nicht, dass dir etwas zustößt.«
    »Das macht nichts«, antwortete sie. »Der Schmerz vergeht, und die Belohnung ist uns gewiss.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Und die Hohepriesterin hat mir verziehen.«
    »Da gibt es nichts zu verzeihen«, sagte Thor. »Du hast nur getan, was ich dir befohlen habe.«
    Dazu sagte Gundri nichts mehr, aber sie tat es auf eine Art, die Thor begreifen ließ, dass das Gespräch zwischen

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