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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er. »Hat Gundri euch verraten, nachdem sie sie gefangen genommen haben?«
    »Gundri?« Aus irgendeinem Grund wirkte Urd überrascht, dass er diese Frage überhaupt stellte. Dann schüttelte sie denKopf; die erste wirkliche Bewegung überhaupt, seit er hereingekommen war. »Sie haben uns im gleichen Moment festgenommen, in dem die Falle am Hafen zugeschnappt ist«, sagte sie. »Ein Dutzend Männer. Fargas hat sie angeführt, und er wusste anscheinend genau, wo er uns finden würde. Wir wurden verraten … aber es war nicht Gundri.«
    »Wer dann?«
    Urds Blick wurde noch durchdringender und noch einmal kälter. »Am Anfang haben sie uns in einem Raum eingesperrt, weißt du, Lif, Elenia und mich. Sie hatte diese kindische Maske auf, die Lif für sie gemacht hat, aber einer von Fargas Männern hat sie ihr heruntergerissen. Ich habe sie gesehen, Thor. Ihr Gesicht, meine ich.«
    »Oh«, murmelte Thor.
    »Eine etwas fantasievollere Antwort hätte ich mir schon erhofft«, sagte sie.
    »Es … ist nicht so, wie du jetzt wahrscheinlich denkst«, sagte er stockend. »Ich –«
    »Ich glaube, es ist ganz genau so, wie ich denke«, fuhr sie fort. »Oh, ich weiß, dass es nicht deine Schuld war. Wenn überhaupt jemandem, dann muss ich mir selbst wohl die Schuld geben. Schließlich habe ich ihr gezeigt, wie man gewisse Elixiere braut. Mir war nicht klar, was für eine ausgezeichnete Schülerin meine Tochter ist. Gott oder Sterblicher, letzten Endes bist du auch nur ein Mann.« Sie schüttelte noch einmal den Kopf. »Aber du hättest es mir sagen müssen, Thor. Dann hätte sie es vielleicht nicht getan.«
    »Was?«, fragte Thor verständnislos. »Wer hätte was nicht getan, Urd?«
    »Elenia«, antwortete Urd. »Vielleicht hätte sie uns dann nicht verraten.«
    »Elenia?«, wiederholte er. »Das … kann nicht sein. Wie kommst du auf diese Idee?«
    »Bjorn hat es mir gesagt«, antwortete sie. »Und du hast es selbst gesagt: Er ist vielleicht unser Feind, aber er ist auch ein Mann von Ehre. Er würde nicht lügen.«
    »In diesem Fall dann eben doch!«, beharrte Thor. »Warum sollte sie –?«
    »Und außerdem hat sie es zugegeben«, fügte Urd hinzu.
    Thor starrte sie an. Das war nicht möglich. Das war einfach … grotesk. Es ergab nicht den geringsten Sinn.
    »Das glaube ich nicht«, beharrte er. »Warum sollte sie so etwas tun?«
    Urd schürzte die Lippen. »Das fragst du wirklich? Sie ist ein Kind, Thor. Ein junges Mädchen, das sich in einen Gott verliebt hat. Das passiert vielen Mädchen in diesem Alter. Ihr Pech war vielleicht, dass sie sich in einen echten Gott verliebt hat und noch dazu von ihm zurückgewiesen wurde. Was erwartest du?«
    »Du bist ihre Mutter!«
    »Und damit ihre größte Konkurrentin«, sagte Urd. »Was auch nicht so ungewöhnlich ist, jedenfalls nicht in einem gewissen Alter … Du kennst dich nicht besonders gut mit Kindern aus, scheint mir.«
    »Nein« antwortete er. »Nicht mehr.«
    »Nicht …?« Urds Stirn umwölkte sich. »Ja, ich verstehe. Es tut mir leid. Das hatte ich vergessen. Aber es ändert nichts daran, dass es meine eigene Tochter war, die uns verraten hat.« Sie deutete ein resignierendes Schulterzucken an, machte eine Bewegung, wie um von ihrem Bett aufzustehen, und ließ sich dann wieder zurücksinken. »Ich weiß nicht, warum. Ich habe sie gefragt, aber sie hat mir nicht geantwortet. Vielleicht hat sie gehofft, dass sie dich ganz für sich allein hat, wenn ich nicht mehr da bin. Oder sie war einfach nur wütend, als sie begriffen hat, dass du weg willst, und sie nicht mitnehmen wolltest … oder wolltest du das?«
    »Nur wenn du und Lif ebenfalls mitgekommen wärt.«
    »Und das hast du ihr gesagt?«
    Thor nickte.
    Urd seufzte noch einmal und noch tiefer. »Ja, etwas Falscheres hättest du ihr kaum sagen können.«
    »Sie muss uns belauscht haben«, sagte Thor. »Gundri und mich, meine ich.«
    »Als du deiner kleinen Freundin aufgetragen hast, Lifthrasil zum Hafen zu bringen«, vermutete Urd. Das Lächeln, das nun über ihre Lippen huschte, war nichts anderes als verächtlich. »Mir scheint, du musst wirklich noch viel lernen, Thor.«
    »Und was, zum Beispiel?«
    »Unterschätze niemals eine Frau, die liebt«, antwortete Urd. »Ganz egal, wie alt sie ist. Oder wie jung.« Sie lachte. »Ich hoffe, du verzeihst es mir, aber … irgendwie finde ich den Gedanken trotz allem beinahe beruhigend, dass selbst die Pläne der Götter durcheinandergeraten, wenn ein verliebtes kleines

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