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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwarzen Wolkengebirgen schon aufgegangen, die der Sturm über den Himmel peitschte, aber wenn, dann wurde ihr Licht einfach vom roten Widerschein Dutzender Brände und Hunderter Fackeln überstrahlt, den die zerklüfteten Unterseiten der Wolken auf unheimliche Weise noch zu verstärken schienen, bis die ganze Stadt in einem Meer aus düster leuchtendem Rot versank, in dem es keinen Platz mehr für Schatten oder Dunkelheit gab, sondern nur noch unterschiedliche Abstufungen von Röte, als hätten sich die Pforten der Hel aufgetan, um die Stadt in einem Meer von Blut zu ertränken. Oesengard starb, und ganz gleich, wer diese Schlacht auch gewann oder verlor, von Oesengard würde nichts mehr bleiben als die verfluchten uralten Mauern, auf denen es einst erbaut worden war.
    Die Straßen zum Hafen hin waren übersät mit reglosen Körpern in zerschlagenen goldenen Rüstungen, aber noch mehr Tote und Sterbende trugen die Kettenhemden und Kleider der Krieger des Heeres von Midgards. Thor hatte längst begriffen, wie sehr er ihren Feind unterschätzt hatte. Die Falle war zugeschnappt, genau wie er es geplant hatte: Ihre Krieger waren an mehr als einem Dutzend Stellen zugleich aus dem verzweigten Kellerlabyrinth hervorgebrochen und über die vollkommen überraschten Einherjer hergefallen, um sie voneinander zu trennen und in kleinen Gruppen anzugreifen. Die Überraschung war vollkommen gewesen, sodass Lokis Männer nicht einmal die Möglichkeit gehabt hatten, so etwas wie organisierten Widerstand zu leisten, sondern ihr Heil in der Flucht gesucht hatten.
    Jedenfalls hatte es den Anschein gehabt. Aber seither war alles misslungen, was nur misslingen konnte. Thor hatte viel zu spät begriffen, dass es zu leicht gewesen war. Lokis Krieger hatten nicht einmal versucht, Wiederstand zu leisten, sondern sofort damit begonnen, sich diszipliniert und kämpfend zum Hafen zurückzuziehen, wie es Loki ihnen vermutlich zuvor eingeschärft hatte.
    Thor an seiner Stelle jedenfalls hätte es getan, aber auch das hatte er erst begriffen, als es viel zu spät war. Anscheinend war er doch kein so großer Stratege, wie Loki behauptet hatte, oder er hatte tatsächlich noch sehr viel mehr vergessen, als ihm bisher klar gewesen war. In den schmalen Gassen und Sträßchen Oesengards wäre es ihnen vermutlich gelungen, selbst die schier unbesiegbaren Einherjer voneinander zu trennen und einzeln zu überwältigen. Sein Plan war nicht aufgegangen. Die Angreifer hatten einen hohen Preis für die wenigen Stunden bezahlt, die sie die Herren Oesengards gewesen waren, doch der Blutzoll, den die Verteidiger für die Rückeroberung der Stadt entrichtet hatten, war noch ungleich höher, und ohne die unbezwingbare Kraft Mjöllnirs wäre die Schlacht möglicherweise trotz allem schon verloren gewesen.
    Thor war nicht einmal ganz sicher, ob sie selbst mit seiner Hilfe noch zu gewinnen war. Vielleicht spielte es keine Rolle, ob die Stadt niederbrennen würde oder nicht, weil am nächsten Morgen niemand mehr da sein mochte, der in ihren Mauern leben konnte.
    »Ist alles in Ordnung?«
    Thor schrak aus seinen Gedanken hoch und nickte ganz automatisch, noch bevor er sich herumdrehte und fast erstaunt sah, wer diese Frage gestellt hatte. »Solltest du nicht bei Gundri und deiner Schwester bleiben, Lif?«, fragte er.
    Lif nickte. »Ja.«
    »Und warum bist du dann hier?«, fragte Thor. »Es gab eine Zeit, da hast du getan, was ich dir gesagt habe.«
    »Das stimmt«, antwortete Lif ungerührt. »Aber da wusste ich auch noch nicht, dass du mein Vater bist.«
    Thor starrte ihn an, doch dann spürte er, dass er fast gegen seinen Willen lächelte. »Und seit wann tun Söhne das, was ihre Väter von ihnen verlangen, nicht wahr?«
    »Vor allem wenn ihre Väter leibhaftige Götter sind«, bestätigte Lif ernst.
    Thor ließ Mjöllnir sinken und sah sich rasch in alle Richtungen um. Nur ein kleines Stück links von ihnen wurde noch gekämpft, doch im Grunde beschränkten sich die Krieger in Gold darauf, sich kämpfend zurückzuziehen und ihre Gegner auf Distanz zu halten. Die Stadt würde nicht untergehen, nur weil er einen Moment lang Atem schöpfte.
    Und da war auch noch Lif. Thor sah erst jetzt, dass der Junge nicht nur mit Blut besudelt war – auch wenn es sich dabei offenbar nicht um Lifs Blut handelte –, sondern darüber hinaus ein Schwert in der Hand hielt.
    »Ich bin kein Gott«, sagte er. Lif wollte widersprechen, aber Thor brachte ihn mit einem raschen

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