Freibeuter der Liebe
gewesen. War seine Familie gewesen, als Sophia im darauffolgenden Jahr verstarb.
Und er hatte nicht vor, es Nathan zu danken, indem er etwas mit seiner Tochter anfing.
Er dankte es Nathan, indem er sich auf das konzentrierte, was zählte: das Meer, die Firma, Inigos Schatz.
Auch wenn es ihm schwerfiel – mit einem Schiff, das sich praktisch selbst segelte, und einem leicht bekleideten ersten Offizier. Doch in wenigen Tagen würden sie ihr Ziel in Mikronesien erreichen, und dann gab es andere Dinge zu tun, als die halb nackte Stella anzustarren.
Dann würden sie beide beschäftigt sein. Den ganzen Tag tauchen und über Seekarten brüten, auf der Suche nach La Sirena .
Unterdessen musste er aufhören, in Piratenherz zu lesen.
Stella wälzte sich unruhig in ihrem Bett hin und her und lauschte auf die Geräusche an Deck. Vor zwanzig Minuten hatte sie Ricks Schritte gehört, nachdem sie stundenlang an die Decke gestarrt und versucht hatte, nicht an ihn zu denken.
Sie musste sich zusammenreißen. Keiner von ihnen würde über zwanzig Jahre Freundschaft aufs Spiel setzen. Am besten ging sie an Deck und brachte alles wieder ins Lot. Sich neben ihn zu legen und in die Sterne zu blicken, wie sie es schon hundert Mal zuvor getan hatten, würde alles wieder in die richtige Perspektive rücken.
Als Rick das Glöckchen hörte, schloss er die Augen und bat Neptun, ihm beizustehen.
„Hey“, sagte er, als Stella näherkam.
„Hey“, erwiderte sie und blieb neben ihm stehen. „Kannst du nicht schlafen?“
„So ähnlich“, meinte er ausweichend, als ihr Gesicht in seinem Blickfeld erschien. Sie trug eine dreiviertel lange, graue Hose aus dünnem Stoff und ein hautenges Top.
„Ich auch nicht. Hast du Lust auf Gesellschaft?“
„Klar.“
Er würde sowieso schon in der Hölle brennen, da kam es auf eine Lüge mehr oder weniger nicht an.
Stella legte sich in sicherem Abstand neben ihn. „Schon eine Sternschnuppe gesehen?“
Er nickte. „Vorhin.“
„Hast du dir was gewünscht?“, fragte sie und wandte ihm das Gesicht zu.
„Ich …“
„Stopp“, fiel Stella ihm ins Wort und legte ihm unwillkürlich den Finger auf die Lippen. „Nicht sagen.“
Rick verstummte. Es gab so einiges, das er nicht sagen durfte.
Oder tun.
Stellas Blick fiel auf seinen Mund, während ihr Finger wie von selbst die Konturen seiner Lippen nachzog.
Rick öffnete die Lippen, eine stille Einwilligung. Er schluckte, Dschungeltrommeln im Kopf, in der Brust. „Stella.“
„Hmm?“, fragte sie abwesend, ohne seinen Mund aus den Augen zu lassen. Vascos Mund.
Rick versuchte es erneut. „Ich glaube, wir sollten …“
Diesmal unterbrach sie ihn nicht mit dem Finger. Diesmal benutzte sie ihren Mund, und es traf Rick völlig unvorbereitet. Er hatte sich immer vorgestellt, ihr erster Kuss wäre sanft und zärtlich. Zaghaft. So jedenfalls hätte er sie mit sechzehn geküsst. Doch es war nichts zaghaft daran, wie sie sich ihm öffnete.
Der Kuss war wild und leidenschaftlich, keine Raffinesse, nur Gefühl, und sein unterdrücktes Verlangen drängte wie eine Luftblase an die Oberfläche.
Stella stöhnte, als Fantasie und Realität in einem Rausch der Lust verschmolzen und jede Zelle ihres Körpers zu implodieren schien.
Heißes Verlangen durchströmte ihre Adern, und sie presste die Beine zusammen, als das lustvolle Prickeln schier unerträglich wurde.
War es möglich, nur durch einen Kuss zum Orgasmus zu kommen?
Sie hatte sich diesen Kuss oft genug ausgemalt, erst als Teenager, dann als Schriftstellerin beim Verfassen der sinnlichen, detaillierten Liebesszenen.
Mit dem Daumen streichelte er ihre Schläfen, und ihr wurde ganz schwindelig davon. Rastlos bewegte sich ihr Becken, dem Höhepunkt immer näher.
Rick hatte viel Zeit seines Lebens damit verbracht, sich nicht vorzustellen, wie es wäre, Stella zu küssen, und jetzt wollte er nie wieder damit aufhören.
Plötzlich ergab alles einen Sinn.
Der kleine wimmernde Laut, der sich ihrer Kehle entrang.
Und der süße Kokosduft.
Sie in seinen Arme zu halten, sie an sich zu pressen, sie in Fleisch und Blut zu spüren, die hungrige Leidenschaft in ihrem Kuss … Alles ergab einen Sinn.
Er wollte mehr. Er wollte alles. Er wollte Stella ganz.
Er fasste sie am Arm, um sie noch näher an sich zu ziehen, sie an sich zu pressen.
Stella schrie auf und wich zurück …
8. KAPITEL
Rick erstarrte, als Stella mit der rechten Hand an den verletzten linken Arm fasste und sich auf die
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