Freibeuter der Liebe
Unterlippe biss, feucht und geschwollen von seinem leidenschaftlichen Kuss. Noch ganz benommen versuchte er zu begreifen, was geschehen war.
„Alles okay“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als der Schmerz nachließ. Sie sah seine Bestürzung, und noch etwas anderes, ein langsamen Begreifen, das in blankes Entsetzen überging.
Nein, nein, nein.
„Gib mir nur ein paar Sekunden“, versuchte sie ihn zu beruhigen, während sie den trunkenen Glanz aus seinem Blick weichen sah. „Jetzt.“ Sie lächelte zu ihm auf und legte ihm die gesunde Hand auf die Schulter. „Wo waren wir stehen geblieben?“
Rick schüttelte den Kopf, als wollte er die Überbleibsel eines bösen Traumes vertreiben. Was zum Teufel? Mit einem Stöhnen ließ er sich zurück aufs Deck sinken.
„Oh, mein Gott“, sagte er, den Blick gen Himmel gerichtet und doch blind für dessen Schönheit.
„Rick“, sagte sie beschwichtigend und strich mit einem Finger über seine Hand, „alles ist gut.“
„Oh, mein Gott“, wiederholte er, legte eine Hand über die Augen und schüttelte unablässig den Kopf. „Was habe ich getan?“
„Rick …“
„Nein.“ Er sprang auf. „Nein, Stella“, sagte er und sah auf sie herab. „Das ist … verrückt.“
Stella blinzelte ungläubig. Vorsichtig richtete sie sich auf. „Warum?“
Rick starrte sie an. Ihre gelassene Reaktion erfüllte ihn mit Angst. „Darum“, stotterte er. „Weil du Stella bist und ich Rick und wir “, er zeigte unablässig zwischen ihnen hin und her, „machen so etwas nicht.“
„Wir haben um einen Kuss gewettet“, erinnerte sie ihn.
Und was Stella anging, war es der beste Kuss aller Zeiten gewesen. Ein Kuss, der Dale für alle Ewigkeit aus ihrem Bewusstsein gelöscht hatte. Ein Kuss, neben dem alle zukünftigen Küsse verblassen würden.
Entschlossen schüttelte Rick den Kopf. „Aber doch nicht so ein Kuss.“
„Warum denn nicht?“ Schließlich war sie nicht mehr sechzehn.
Ihre simple Frage ließ ihn erblassen. „Wegen über zwanzig Jahren Freundschaft? Wegen der Firma, die uns beiden gehört? Wegen deines Vaters, Himmelherrgott noch mal!“
Stella runzelte die Stirn. „Wegen meines Vaters?“
„Ja“, bestätigte Rick aufgebracht.
„Wegen meines Vaters?“
Rick nickte, verwundert über ihre Fassungslosigkeit. „Jeder aus seiner Mannschaft wusste, dass du tabu bist. Niemand durfte Nathans kleinem Mädchen zu nahe kommen.“
Stella brauchte einen Moment, um das zu verdauen. Hätte Rick schon längst den ersten Schritt gemacht, wenn ihr Vater sich nicht wie ein Neandertaler aufgeführt hätte?
„Tja, ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber ich bin kein kleines Mädchen mehr, Rick. Und mein Vater ist tot.“
Ricks Blick fiel unwillkürlich auf ihr knappes Top. „Ja.“ Er zog eine Grimasse und sah ihr wieder ins Gesicht. „Ist mir aufgefallen.“
Seine Antwort klang so verzweifelt, dass Stella lachen musste. „Ich habe Brüste bekommen, tut mir leid.“
Erneut senkte er den Blick. „Ja, vorher war alles einfacher.“
Sie runzelte die Stirn. „Die Brüste habe ich schon eine ganze Weile, Rick – was hat sich geändert?“
Er sah sie an. Das verdammte Buch. Piratenherz.
„Das Mondlicht?“, log er. Irgendwie ahnte er, dass sie von der Wahrheit nicht gerade angetan wäre. „Keine Ahnung.“ Er zuckte die Schultern. „Früher hat es sich nie ergeben. Wir waren nie allein. Jedenfalls nicht so.“
Stella dachte darüber nach. „Du hast recht.“
Sie sahen einander lange an. „Ich glaube, wir würden es irgendwann bereuen, Stella. Es wäre zwischen uns nie wieder so wie früher.“
Stella wusste, was er sagte, klang vernünftig. Doch sie spürte noch immer das Prickeln in ihren Brüsten und zwischen ihren Schenkeln. Das sanfte Schaukeln des Bootes reichte fast, um ihre wie Drahtseile gespannten Muskeln in Verzückung zu versetzen.
„Na gut“, schnaubte sie und drängte sich an ihm vorbei zu ihrer Kabine. „Da bin ich ja froh, dass ich meinen Vibrator eingepackt habe.“
Rick blinzelte. „Du hast einen Vibrator dabei?“
Sie blieb stehen und drehte sich um. „Ich bin eine erwachsene Frau, Rick. Ich habe gewisse Bedürfnisse .“ Sie wandte sich wieder zum Gehen.
Rick schloss die Augen und stöhnte still, als eine besonders drastische Szene vor seinem inneren Auge auftauchte. „Danke für dieses Bild, Stella“, rief er ihr nach, sein Blick wie hypnotisiert von ihrem Hüftschwung.
Lächelnd blickte
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