Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
nicht so weit.« Er wirft einen Blick auf die Schriftrolle.
    Lorn erbricht das Siegel und liest rasch durch, was dort geschrieben steht; er muss die Augen zusammenkneifen, um im Dämmerlicht des Hofes die Worte erkennen zu können.
    »Nun … Oberst?«, fragt Juist nach einer Weile.
    »Sie schicken mich nach Biehl, ich soll dort den Hafenposten übernehmen.«
    Juist lacht. »Kaum zu glauben. Aber es ergibt wirklich Sinn. Man versetzt einen guten Offizier dorthin, wo nicht täglich jemand versucht, ihn umzubringen … vielleicht lernt er dann außer Taktiken noch etwas dazu.«
    Lorn schüttelt den Kopf.
    »Freut Euch, Lorn«, rät Juist ihm. »Ihr habt genug Schlimmes erlebt.«
    Der neue Oberst zwingt sich zu einem Lächeln. »Danke. Ich werde es versuchen.« Noch während er spricht, fragt er sich, wie diese Beförderung und Versetzung wohl zu bewerten sind. Mit einem letzten Nicken zu Juist sucht Lorn sein Quartier auf.
    Dort zündet er die Lampe an und liest die Schriftrolle ein zweites Mal durch … und schließlich noch ein drittes Mal. Dann wäscht er sich rasch, wechselt jedoch die Uniform nicht und macht sich mit einer Flasche Fhynyco in der Tasche auf den Weg zum Speisesaal. Juist und Ilryk haben sich schon vom Hammeleintopf genommen, der so verpfeffert ist, dass Lorn es schon von weitem riechen kann.
    »Hat nichts geahnt, als er gekommen ist, der Glückspilz«, ruft Juist lachend.
    »Ist es wirklich wahr?«, fragt Ilryk.
    »Sieht so aus«, meint Lorn.
    »Die Flasche spricht dafür. Und außerdem war es Sub-Major Hybyls Truppenführer, der die Nachricht überbracht hat. Der hat vielleicht ein mürrisches Gesicht gemacht …« Juist lacht.
    Lorn entkorkt die Flasche und schenkt die drei schweren Kelchgläser zur Hälfte voll.
    »In einem mürrischen Gesicht kann man wenigstens etwas erkennen. Maran hat immer nur gelächelt, hat immer so betroffen gewirkt, als würde er wirklich an unserem Schicksal Anteil nehmen.« Ilryk hält inne, dann wendet er sich an Lorn. »Ihr habt ihn als Letzter gesehen. Er ist in Richtung Westend geritten, nicht wahr?«
    Lorn trinkt einen Schluck Fhynyco, bevor er antwortet. »Er ist zwar in die Richtung geritten, aber er hat mir nicht gesagt, was er vorhat. Nur, dass ihm nicht passt, wie ich die Zweite Kompanie führe.«
    »An meinem Führungsstil hat er auch schon herumgemäkelt«, antwortet Ilryk. »Er sagte, ich soll ein Stück vor den Männern reiten, sodass sie mich sehen können.« Der blonde Hauptmann zuckt die Achseln. »Ich reite immer in der ersten Reihe, aber das ist zu weit vorne, so kann ich nicht sehen, wo genau die Männer sind. Das erschwert es mir, die richtigen Befehle zu erteilen.«
    Lorn schüttelt den Kopf. »Zu mir sagte er, man soll nicht so weit vorn reiten. Ich reite angeblich zu weit voraus.«
    Ilryk lacht. »Majore!« Er erhebt das Glas. »Auf dass Ihr nicht so werdet wie er, Oberst! Und Ihr Euch daran erinnert, wie es war als kleiner Hauptmann.«
    »Auch Ihr werdet bestimmt bald Oberst«, meint Lorn, nachdem er den spontanen Trinkspruch über sich hat ergehen lassen. Er bricht sich ein Stück von dem harten Brot ab und tunkt es in den völlig verpfefferten Eintopf.
    »Eine Beförderung hat man erst in der Tasche, wenn die. Abzeichen auf dem Kragen festgenäht sind. So ist das bei den Lanzenkämpfern.« Ilryk erhebt erneut das Glas. »Man hat nur den Wein sicher, den man gerade trinkt.«
    »Da ist etwas Wahres dran«, stimmt Juist zu.
    Lorn nickt anerkennend und isst noch einen Löffel Hammeleintopf.
    »Guter Wein«, fügt Ilryk hinzu. »Danke.«
    »Freut mich, dass er Euch schmeckt.«
    Obwohl es ein langer Tag gewesen ist, bringt Lorn kaum einen Teller von dem dicken und stark gewürzten Eintopf herunter. Er entschuldigt sich früh und lässt den Rest vom Wein für die anderen zwei Offiziere auf dem Tisch stehen.
    In seiner Kammer angekommen, liest er die Schriftrolle noch einmal durch. Da nichts Gegenteiliges daraus hervorgeht, scheint die Beförderung schon in Kraft zu sein und er kann die neuen Abzeichen sofort tragen. Der nächste Tag ist zwar sein freier Tag und er hätte Zeit, aber die Nachricht an Ryalth muss er sofort schreiben.
    Er setzt sich an den kleinen Schreibtisch in seinem Zimmer, in den Lichtschein, den die kleine Lampe auf das Holz wirft, und legt sich eines der letzten Papierblätter zurecht. Diese Schriftrolle wird in jedem Fall mit Suforis zu Dustyn geschickt – am nächsten Tag ganz früh.
     
    Meine Liebste,
    mir wurde

Weitere Kostenlose Bücher