Freiheit für Cyador
lasst es uns einfach wissen.«
»Das werde ich.« Lorn verbeugt sich, bevor er sich in seine vorübergehende Unterkunft zurückzieht. »Das werde ich sicher.«
VII
D ie untergehende Sonne wirft ihr schwaches Licht auf Lorns linke Schulter, während dieser auf der Perimeterstraße nach Nordosten reitet, auf die weißen Mauern zu, die noch eine Meile von ihm entfernt liegen – die Mauern der Kaserne der Spiegellanzenkämpfer in Jakaafra. Der Himmel über dem Gelände verdunkelt sich mit Wolken, die von Osten herangeweht werden. Ein kalter, feuchter Wind bläst dem Lanzenkämpferhauptmann ins Gesicht; es ist ein Wind, der Regen oder auch Schneeregen ankündigt. Hinter Lorn folgt eine halbe Einheit Lanzenkämpfer, sie haben die Reihenformation bereits aufgelöst und reiten nun locker nebeneinander, der Älteste der Mannschaft neben Lorn.
Obwohl die zwei Ingenieure vor drei Tagen in Westend Gegenteiliges vorhergesagt haben, haben weder Lorn noch die Lanzenkämpfer der Einheit irgendein neues Zeichen des Verwunschenen Waldes entdecken können, das auf einen Ausbruchversuch aus dem Mauergefängnis hindeutet.
Lorns Blick wandert nach rechts zur Sperrenmauer, wo Kusyl mit der anderen Hälfte der Einheit aus Ersatzlanzenkämpfern patrouilliert, und dann zurück zur Kaserne und dem weißen Chaos-Turm, der über dem Gelände wacht.
»Ist nicht mehr weit«, bemerkt Lorn; er spricht so leise, dass seine Worte neben dem Klappern der Hufe auf den weißen Granitsteinen der Straße kaum zu hören sind.
»Nein, Ser. Wir kommen hoffentlich noch an, bevor es zu regnen anfängt«, antwortet Ubylt, der ranghöchste Lanzenkämpfer in der Einheit.
Etwa hundert Ellen vor ihnen zweigt von der Perimeterstraße ein weiterer Weg ab, der nach Nordwesten führt.
»Wohin führt diese Straße? Weißt du es, Ubylt?«
»In die Stadt Jakaafra, Ser. Die Leute nehmen die Perimeterstraße, um in die Ortschaften zu gelangen, die um Westend herum liegen. Das geht schneller.«
Lorn nickt.
Hufe schlagen gegen den harten Granit der Straße, während Lorn mit seiner halben Lanzenkämpfereinheit auf die Kaserne zureitet – eine Oase des Lichts im Vergleich zu der hoch aufragenden Dunkelheit des Verwunschenen Waldes im Süden.
Kusyl führt seine Hälfte der Einheit auf der etwa eine Meile langen Verbindungsstraße von Westen her zur Kaserne; dieser Weg verläuft parallel zur Mauer und genau auf das weiße Granitgebäude zu, das den Chaos-Turm beherbergt. Der Stein scheint in der wachsenden Schwärze der Dämmerung vor Chaos-Energie förmlich zu glühen, ein Glühen, das nur für diejenigen sichtbar ist, die über Magi’i-Talente verfügen.
»Habe nichts gesehen, Ser, nicht auf dem letzten Abschnitt«, berichtet der Truppenführer dem Hauptmann.
»Wir auch nicht, glücklicherweise.«
Lorn und Kusyl führen zusammen die wieder vereinte Einheit durch die offenen Tore. Der Außenposten in Jakaafra könnte fast als Nachbildung des Postens in Westend gelten, nur die Tore befinden sich in der Mitte der südlichen Mauer statt in der östlichen Mauer.
Zwei Lanzenkämpfer zünden gerade die Lampen neben den Toren an, im Hof brennen bereits einige Lampen in und an den niedrigen Steinhäusern.
»Zu den Ställen geht es hier lang, Ser«, erklärt Kusyl und deutet nach links.
»Danke.« Lorn lenkt den Wallach in die angezeigte Richtung.
Ein beleibter Lanzenkämpfer mit Hängebacken sitzt neben den Ställen, sein rundes Gesicht bleibt unbewegt im Licht der Lampen, die in den Halterungen links von der Tür stecken. Mit kalten Augen beobachtet er die heranreitende Kolonne. Er tritt erst vor, als er Lorn erblickt. »Ihr seid der neue Hauptmann, Ser? Für die Zweite Kompanie?«
»Der bin ich. Hauptmann Lorn, Truppenführer.«
»Olisenn, Ser.« Olisenns Mund lächelt, seine Augen jedoch nicht. »Haupttruppenführer.«
»Freut mich, dich kennen zu lernen, Olisenn.« Lorn schwingt sich aus dem Sattel und zeigt auf Kusyl. »Truppenführer Kusyl. Ich glaube, er wird die Zweite Einheit führen.«
Kusyl steigt schwungvoll vom Pferd.
»Sei gegrüßt, Kusyl.« Olisenn nickt dem Untertruppenführer zu, bevor er sich wieder an Lorn wendet. »Ihr bekommt den zweiten Raum in den Offiziersunterkünften, Ser. Ich werde Kusyl jetzt die Quartiere zeigen, wenn Ihr damit einverstanden seid.«
»Sobald die Pferde versorgt sind.« Lorn nickt den beiden Truppenführern zu.
Beide verbeugen sich und treten weg.
Wie in Westend nimmt sich auch hier ein Stalljunge des
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