Freiheit für Cyador
Wallachs an, und Lorn hätte beinahe vergessen, sein Gepäck herunterzunehmen.
Dann wandert er mit den Taschen auf der Schulter von den Ställen zum Ende des Kasernengebäudes, wo er die Offiziersunterkünfte vermutet. Als er sich der beleuchteten Tür am südlichen Ende nähert, taucht ein anderer Lanzenkämpferhauptmann auf und stolziert auf Lorn zu.
Der Offizier ist dunkelhaarig, ein wenig größer als Lorn und schlanker, er trägt einen dünnen Schnurrbart und hat schwarze Augen. Seine Uniform ist so geschneidert, dass sie seine schmalen Hüften betont, die maßgefertigten Stiefel schimmern und spiegeln das Licht der Hoflampen wieder. Gut fünf Ellen vor Lorn bleibt er stehen. »Ihr müsst der neue Hauptmann der Zweiten Kompanie sein.«
»Der bin ich. Meine Name ist Lorn.«
»Meisyl. Ich bin der, den Ihr ablösen sollt. Ihr habt Euch einen guten Zeitpunkt für die Ankunft ausgesucht, wir haben gerade die Patrouille beendet.«
»Dann wird morgen also die Übergabe stattfinden.«
»So ist es.«
Etwas verspätet hebt Lorn die Hand mit dem Siegelring und will die Befehle herausholen.
»Das können wir auch morgen früh erledigen.« Meisyl lacht, es klingt etwas matt, so als würde er die Ablösung belustigend und gleichzeitig langweilig finden. »Dann weise ich Euch in alle Bücher ein und zeige Euch, wie man die Berichte anfertigt, die Kommandant Meylyd so liebt.«
»Ganz nach Eurem Belieben«, meint Lorn widerspruchslos.
»Das hat alles noch Zeit. Ich werde ohnehin nicht vor morgen Nachmittag abreisen.«
»Wie gelangt Ihr zurück nach Geliendra?«, fragt Lorn. »Ihr reitet doch nicht allein? Oder nehmt Ihr eine Abordnung von Lanzenkämpfern mit zurück, die zum turnusmäßigen Wechsel anstehen?«
»O nein. Der turnusmäßige Wechsel ist erst wieder in einem Achttag fällig. Ich werde in dem kleinen Feuerwagen der Ingenieure mitfahren, wenn sie das nächste Mal hier vorbeikommen, um Sperren auszutauschen oder wozu auch immer.« Meisyl zuckt die Schultern. »Dann brauche ich nur zwei Tage von hier nach Geliendra.
Ihr bezieht vorerst das zweite Zimmer. Es ist genauso eingerichtet wie das erste, und wenn ich abgereist bin, könnt Ihr es Euch aussuchen. Das dritte Zimmer ist kleiner und wird von Unteroffizier Juist bewohnt. Er führt die Erste Kompanie an, die für die örtlichen Patrouillen zuständig ist. Er ist schon sehr lange Unteroffizier, man hat ihn vom Haupttruppenführer zum Unteroffizier befördert, als das noch üblich war.« Meisyl tut Juists Beförderung mit einer anmutigen Bewegung der langfingrigen linken Hand ab.
Lorn nickt nur.
»Ich erwarte Euch im Offizierskasino, nachdem Ihr Euch eingerichtet habt; heute Abend sind wir nur zu zweit. Olisenn soll sich um die Männer kümmern.«
»Das tut er bereits«, sagt Lorn. »Er hat auf Kusyl und mich gewartet.«
»Sehr gewissenhaft, dieser Olisenn«, antwortet Meisyl. »Er weiß über die meisten Dinge hier sehr gut Bescheid.« Mit einem weiteren Lächeln dreht er sich um.
Lorn hebt die grünen Taschen auf und folgt Meisyl über den Hof. Der Wind ist stärker geworden und die ersten Regentropfen klatschen bereits auf die Pflastersteine.
Das zweite Offiziersquartier ist geräumiger als das in Westend, es stehen sogar ein Schrank und ein kleiner Schreibtisch darin, über dem eine Lampe angebracht ist.
Lorn schließt die Tür aus Weißeiche hinter sich und packt die Uniformen aus, hängt die Tuniken in den Schrank und den wasserdichten Umhang und die Winterjacke an die Haken an der Wand. Das Spähglas wandert unter die Unterwäsche im Schrank; den brystanischen Säbel jedoch lässt er in einer der grünen Taschen, die er zusammenfaltet und unter das schmale Bett schiebt. Dann sucht er den Waschraum auf, wo er sich rasiert und wäscht, bevor er sich in den kleinen Speisesaal begibt.
Meisyl wartet bereits, aber er macht sich nicht die Mühe aufzustehen, als Lorn hereinkommt, sondern bedeutet ihm nur, sich zu setzen. Vor Meisyl auf dem mit der Zeit dunkel gewordenen und glatt polierten Weißeichentisch stehen eine Flasche Wein und zwei schwere Kelchgläser.
»Als Erstes muss ich Euch mitteilen, Lorn, dass Ihr Euch Wein oder Bier selbst kaufen müsst. Ich empfehle den Krämer in Jakaafra. Seine Name ist Duluk. Sehr anspruchsvoll bei den Weinen. Manchmal gibt es sogar Alafraan bei ihm.«
»Den ganzen Weg von Escadr bis hierher?« Lorn hebt die Augenbrauen.
Meisyl lacht. »Damit werde ich bei Juist ein Goldstück gewinnen.«
»Alafraan schmeckt
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