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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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hat.«
    Kusyl nickt. »Er scheint sehr tüchtig zu sein, wenn auch ein wenig forsch.«
    »Er muss immerhin doppelt so viele Sperren überwachen wie wir«, bemerkt Lorn. »Sind alle bereit?«
    »Ja, Ser«, antworten beide Truppenführer.
    »Dann lasst uns aufbrechen. Die Erste Einheit fängt an der Mauer an.«
    »Erste Einheit, vorwärts!«
    »Zweite Einheit …«
    Als die Zweite Kompanie durch die Tore reitet und den Weg Richtung Sperrenmauer einschlägt, fragt sich Lorn, was sie wohl auf der restlichen Patrouille erwartet. Hatte der andere Ingenieurmajor – Gebynet – Recht mit seiner Vorhersage, dass der Wald nun verstärkt ausbrechen wird? Oder wird ihnen die Sperrenmauer mit einer weiteren ruhigen und ereignislosen Patrouille aufwarten?
    Lorn denkt über den nicht mehr intakten Chaos-Turm nach; er bezweifelt, dass noch viele Patrouillen ereignislos verlaufen werden, aber er achtet darauf, dass währenddessen ein freundliches Lächeln auf seinen Lippen verbleibt.

 
XVII
     
    D ie Sonne steht am frühen Morgen gerade einmal über dem Verwunschenen Wald und erhellt dessen hoch aufragende Bäume, die aber sogleich wieder verdeckt werden von weißen, dicken Wolken, die Richtung Westen ziehen. Eine kühle Brise weht aus Nordosten und erinnert Lorn daran, dass Frühling herrscht, in dem auf sommerliche Hitze Kälte, Regen und Nebel folgen … oder Wind und noch mehr Hitze, bevor der ungewöhnliche Zyklus von neuem beginnt.
    Rechts von Lorn formieren sich die zwei Einheiten zu einer langen Reihe, in der die Lanzenkämpfer nebeneinander reiten, um das Ödland nach Anzeichen von Waldausbrüchen abzusuchen. Zu seiner Linken befindet sich die Sperrenmauer, dieser scheinbar unveränderte niedrige Wall von Chaos-Beständigkeit, der sich in Richtung Nordwesten bis zum Horizont erstreckt und wie schon seit Generationen den Weitblick und die Fähigkeiten der Erstgeborenen widerspiegelt.
    Man hört nur das Hufgeklapper und das Atmen der Pferde neben dem gelegentlichen Seufzen der leichten Brise, die sich langsam in einen kalten Wind verwandelt. Lorn hofft, dass die Kälte trocken bleiben und keinen Regen oder Schnee mit sich bringen wird.
    Er wirft einen Blick auf die Mauer und erkennt das eingemeißelte Zeichen: N 480 O. Sie müssen noch weitere zehn Meilen zurücklegen, bevor sie die Mitte der nordöstlichen Mauer erreichen – und das Granitgebäude, das den nicht arbeitenden Chaos-Turm beherbergt.
    Lorn verlagert das Gewicht im Sattel und schaut wie so oft nach rechts zu Olisenn und seiner Ersten Einheit hinüber, die systematisch über das Ödland reiten und nach Anzeichen von Gewächsen suchen, von denen Lorn glaubt, dass sie sie nicht finden werden.
    Die Sonne steigt höher und damit wird auch der Wind stärker; die Luft, die von den winterlichen Höhen der entfernten Westhörner herüberweht, kühlt stärker ab, als die Frühlingssonne wärmen kann, doch die Zweite Kompanie reitet davon unbeeindruckt weiter nach Nordwesten.
    Nach weiteren zwei Meilen blickt Lorn wieder zur Mauer und studiert sie mit Augen und Chaos-Ordnungs-Sinnen gleichzeitig. Die Chaos-Impulse in den Cupridiumkabeln erfolgen nicht mehr regelmäßig. Bedeutet das, dass wieder ein Stamm umgestürzt ist? Oder die Mauer gebrochen? Gibt es Probleme mit einem Chaos-Turm? Oder bildet er sich all das nur ein?
    Lorn schaudert, als ein weiterer kalter Windstoß über ihn hinwegfährt – es ist die Eiseskälte eines Chaos-Glases. Maran? Oder ein hochrangiger Magier aus dem Viertel der Magi’i? Lorn ringt um ein Lächeln auf den Lippen, so lange, bis die Kälte wieder verschwunden ist.
    Wird er beobachtet, weil er bestimmte Dinge fühlt? Oder weiß der Späher nichts von diesen Fähigkeiten?
    Was auch immer der Grund sein mag, er muss warten. Dann bedeutet Lorn dem Truppenführer Kusyl, näher zu kommen.
    Mit verwirrtem Gesichtsausdruck folgt Kusyl Lorns Geste und lenkt sein Pferd neben Lorns Wallach. »Ser?«
    »Was denkst du, sollen die Männer mehr Abstand zueinander halten, wenn sie zu fünft nebeneinander reiten?«, fragt Lorn. »Vielleicht noch eine Elle weiter auseinander?«
    Kusyl runzelt die Stirn. »Wenn sie zu weit auseinander reiten, besteht eine größere Gefahr, dass sich ihre Lanzenfeuer gegenseitig behindern, wenn Leoparden oder Katzen erneut angreifen.«
    Lorn nickt, die Augen sind auf die Mauer vor ihm gerichtet, und er wartet darauf, dass er einen leichten Anflug von Dunkelheit spürt, dort, wo die Sperrenmauer den Horizont berührt.

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