Freiheit für Cyador
wechselt mit atemberaubender Geschwindigkeit die Richtung und stürmt nun nordwärts durch die Lücke zwischen den zwei Einheiten hindurch.
»Feuer einstellen!«, ruft Kusyl. »Eine ist tot und ihr werdet die Ladungen noch brauchen!«
Die tote Katze scheint ein wenig kleiner zu sein als die, die den Feuerlanzen entkommen ist, doch das ist schwer auszumachen, denn der Großteil des Katzenkörpers ist verbrannt.
»Lanzen bereithalten«, ordnet Lorn an und lenkt den Wallach am Stamm entlang hin zu dem zerschmetterten Gewirr aus Ästen und Blättern, das einmal die Krone des Baumes darstellte; eine runde, undurchdringliche Masse aus Blättern, aber deutlich kleiner als beim letzen Baum.
Rund fünfzig Ellen entfernt von der Stelle, wo die oberen Äste des Baumes am Boden zerschellt sind, liegt ein abgetrennter Ast. Der Durchmesser muss fast zwei Ellen betragen, so urteilt Lorn, und der Ast ist eher oliv-farben und hat keine kleineren Zweige. Fast wirkt das Ding wie eine riesige Kletterpflanze, die jemand aus dem Wald gerissen hat.
Der Ast bewegt sich auf seiner ganzen Länge und malt Salzflecken auf die tote Erde; und mit einem Mal erhebt sich ein echsengleicher, dreieckiger Schlangenkopf neben dem dunklen, graubraunen Baumstamm aus der Erde. Die Kiefer stehen so weit offen, dass sie einen ganzen Mann verschlingen könnten.
»… Mutter der Stufen!«
»… barbarische Wildsau …«
»Vorrücken! Feuer frei! Nicht näher als bis auf dreißig Ellen herangehen!«, ruft Lorn. »Zielt auf den Kopf. Schießt!«
»Schießt!«, brüllt Kusyl.
Die Schlange rollt sich zusammen, als würde sie zum Schlag ausholen.
Die Feuerlanzen zielen und versuchen fauchend den ungeschützten Kopf der Schlange zu verbrennen, die sich dreht und windet, als wollte sie dem Chaos-Feuer entkommen.
Dann dreht sie den Kopf direkt zu den Lanzenkämpfern und bewegt sich langsam in ihre Richtung; sie versucht, die Verursacher ihrer Qualen auszumachen.
Noch mehr Feuerstrahlen treffen auf die langsame Riesenschlange, sie wird von heftigen Schaudern durchgeschüttelt. Der mächtige dreieckige Kopf, der nun so schwarz ist, dass man ihn kaum mehr als solchen erkennt, fällt mit einem dumpfen Schlag auf das öde Land.
»Feuer einstellen! Feuer einstellen!«, befiehlt Lorn.
Er und Kusyl betrachten das Tier vorsichtig aus einer Entfernung von gut dreißig Ellen, das Zucken der Schlange lässt langsam nach. Lorn vermisst die tote Schlange mit den Augen und kommt zu dem Schluss, dass sie mindestens vierzig Ellen lang ist.
Lorns Blick fällt auf Olisenn, der mit der Ersten Einheit nun langsam zu ihnen stößt; viel zu langsam, wie Lorn meint, doch das behält er für sich.
Der dicke Haupttruppenführer zügelt sein Pferd, blickt zuerst zu der toten Schlange und dann zu Lorn. Sein Mund geht eine Zeit lang nur stumm auf und zu, bevor er sprechen kann: »Was … was ist das … so etwas habe ich noch nie gesehen. Und auch nicht davon gehört.«
»Wenn sogar die erfahrenen Lanzenkämpfer noch nichts davon gehört habt, dann hoffe ich, dass wir nicht noch mehr davon treffen«, meint Lorn ruhig. »Schlangen sind nicht so gefährlich wie Riesenkatzen oder Wasserechsen. Sie war viel langsamer. Man muss sich nur gut dreißig Ellen von ihr fern halten.«
»Das werde ich mir merken.« Olisenn nickt, sein Blick ist noch immer auf die Schlange gerichtet.
Lorn zuckt zusammen, er wendet sich der Baumkrone zu, denn dort raschelt es plötzlich wieder in den Zweigen. »Lanzen bereithalten!«
Die Worte sind noch nicht verhallt, als unter weiterem Blätterrascheln zehn oder zwölf Nachtleoparden auf die zwei Einheiten zustürmen. Ein Pferd aus der Ersten Einheit scheut und springt zur Seite, und mehrere Lanzenkämpfer sind damit beschäftigt, ihre Pferde zu beruhigen.
»Feuer frei! Schießt auf kurze Entfernung!«
Die Feuerlanzen schießen kreuz und quer, das Chaos bildet fast eine Mauer gegen die kleinen Leoparden, die allerdings nur im Vergleich zu den Riesenkatzen klein erscheinen.
Noch bevor Lorn einen neuen Befehl geben kann, schweigen die Feuerlanzen. Acht der Leoparden liegen am Boden, tot.
Lorn nimmt den Wallach herum, um den zwei entkommenen Nachtleoparden nachzusehen. Ihre Pfoten berühren kaum die Erde und wirbeln nur wenig Staub auf, so schnell laufen sie auf das Waldstück in der Ferne zu.
»Das ist nicht gut«, bemerkt Olisenn, »die Waldbestien inmitten der Wälder und Felder der Cyadoraner.«
»Nein, das ist nicht gut«, stimmt Lorn ihm zu,
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