Freiheit für Cyador
Wallach und reitet zurück nach Norden. Er weiß – erneut – aufgrund des Ordnungs-Chaos-Musters, das er fühlt und doch nicht erklären kann, dass nichts weiter geschehen wird. Nicht hier bei diesem umgestürzten Stamm.
»Danke.« Strynst marschiert zurück zu seinem Feuerwagen.
Lorn zügelt den Wallach bei den wartenden Lanzenkämpfern. Er holt tief Luft. Der Frühling hat noch nicht einmal richtig angefangen.
XIX
D as helle Morgenlicht der Frühlingssonne scheint durch das Fenster im hinteren Arbeitszimmer der Spiegellanzenkämpfer, während Lorn die letzten Zeilen des Patrouillenberichts verfasst. Er sieht ihn noch einmal durch, unterschreibt und wirft einen Blick auf die geschlossene Tür, hinter der sich das verwaiste vordere Arbeitszimmer befindet.
Eigentlich hat er heute seinen dienstfreien Tag, aber wenn er nicht einen Teil des Tages nutzt, um die Berichte und die Briefe an die Familien der gefallenen Lanzenkämpfer zu schreiben, wird es wieder einen Achttag dauern, bis er dazu Zeit findet, und dann hat er doppelt so viel zu schreiben und die Ereignisse liegen schon wieder länger zurück.
Nachdem er den Patrouillenbericht beiseite gelegt hat, um die Tinte trocknen zu lassen, nimmt er das nächste Blatt Papier, um den zusammenfassenden Bericht für Major Maran in Geliendra zu verfassen; der nächste Feuerwagen der Spiegelingenieure wird ihn dorthin mitnehmen. Im Laufe einer einzigen Patrouille hatte es die Zweite Kompanie mit zwei Brüchen der Sperrenmauer zu tun, verursacht durch umgestürzte Bäume, mit einer gigantischen Wasserechse, vier Riesenkatzen, drei Rudeln Nachtleoparden und einer riesigen Schlange und hat dabei fünf Lanzenkämpfer verloren.
Lorn erwähnt zwar nur ungern die Anzahl der entkommenen Tiere, tut es aber trotzdem, denn in allen früheren Berichten sind diese Zahlen enthalten, auch wenn das Handbuch das nicht unbedingt fordert. Aber schließlich decken sich Bestimmungen und das Erwartete nicht immer, wie Lorn aus Erfahrung weiß. Nachdem er auch diese Schriftrolle fertig gestellt hat, legt er sie neben die erste und setzt nun die Briefe auf, bei denen er am liebsten keinen Grund hätte, sie zu schreiben.
… müssen wir mit Bedauern mitteilen … getötet, während er seine Pflicht als Spiegellanzenkämpfer erfüllte. Er starb im Dienste seines Vaterlandes, das er liebte und beschützte vor den ständigen Gefahren des Verwunschenen Waldes …
Nach dem fünften Brief findet Lorn endlich die Zeit, die gesiegelte Schriftrolle zu lesen, die hier schon auf ihn wartete, als er von der Patrouille zurückkam.
Sie ist nur ungenau adressiert: Lanzenkämpferhauptmann, Nordend, Jakaafra. Das Siegel besteht aus einfachem braunem Wachs, nicht einmal eine Initiale befindet sich auf dem Wachsklumpen, der die Schriftrolle zusammenhält. Lorn erbricht das Siegel, entrollt den Brief und liest.
Verehrter Hauptmann,
ich schreibe diesen Brief im Namen meiner Familie und meines Bruder im Besonderen. Wir mussten schwere Verluste hinnehmen, und das nur, weil die Spiegellanzenkämpfer in Jakaafra nicht fähig sind, die wilden Tiere aus dem Verwunschenen Wald zu töten …
Im letzten Achttag drangen schwarze Leoparden in den Schafstall ein und rissen preisgekrönte Mutterschafe, und das in zwei aufeinander folgenden Nächten. Am Tag darauf fand mein Bruder einen toten Ochsen, den er gemästet hatte, um ihn auf dem Markt zu verkaufen. Nur Kopf und Knochen sind davon übrig geblieben. Die Spuren am Boden lassen auf eine Katze schließen, deren Größe man sich kaum vorstellen kann …
Ich gehöre zu den Glücklichen, die nicht vom Vieh leben müssen, aber viele andere Menschen in und um Jakaafra werden den Winter nicht überleben – oder nur hungernd und in Armut –, wenn diese furchtbaren Bestien nicht gejagt und getötet werden …
Was auch immer getan werden muss, wir flehen Euch an, tut es …
Unterzeichnet wurde der Brief von einem gewissen Kylynzar.
Lorn holt tief Luft. Nun muss er also noch mehr Lanzenkämpfer opfern, um Kühe und Schafe zu schützen – und dann ist auch noch nicht sicher, ob er sie damit retten kann. Könnte er nicht Juist mit der Jagd beauftragen? Wie? Er atmet tief ein; die Opfer hätten genauso gut Kinder sein können und nicht nur Vieh.
Aber ihm stehen nicht einmal genug Lanzenkämpfer und geladene Feuerlanzen zur Verfügung, um alle Nachtleoparden und Riesenkatzen zu töten, die ihnen auf den Patrouillen begegnen.
Er runzelt die Stirn
Weitere Kostenlose Bücher