Freiheit schmeckt wie Traenen und Champagner - Mein wunderbares Leben gegen den Strom
Schon unser erstes Gespräch entwickelte sich zu einem tieferen Gedankenaustausch.
»Man muss seine Träume leben«, sagte ich.
Das ist meine erste Lebensregel. Und damit hatte ich bei meiner Gesprächspartnerin einen Nerv getroffen. Ich erfuhr, dass sie nicht nur Schauspielerin war, sondern auch Autorin und - gemeinsam mit ihrem Mann - Bücher genau zu diesem Thema schrieb: wie Menschen es lernen können, ihre Lebensträume zu verwirklichen.
»Das nächste Mal bringe ich Ihnen eines unserer Bücher mit«, versprach sie.
Sie hielt Wort. Und so war ich denn an ein Buch gekommen, das ich mir selbst kaum gekauft hätte, das ich nun wohl aber lesen musste. Was macht man da? Man nimmt es mit in den Urlaub.
Reethi Rah, die traumhafte Malediven-Insel. Und was für ein traumhafter Urlaub! Ich war einfach nur glücklich, an diesem herrlichen Ort sein zu dürfen. Zusammen mit Christoph. Diese zwei Wochen waren wie ein Vorgeschmack auf
das Paradies. Die südliche Sonne, die tropischen Blüten, das türkisblaue Wasser, der weiße Sand unter strahlend blauem Himmel. Und der lässige Luxus in unserem Resort. Ja, ich habe eine Vorliebe für das gute Leben. Ich bin eine Genießerin! Und ich schäme mich nicht dafür, zumal ich lange Zeit, was die angenehmen Seiten des Lebens betrifft, ordentlich etwas nachzuholen hatte.
Bir eli yaǧda, bir eli balda olmak - die eine Hand im Speck, die andere im Honig zu haben heißt aber noch lange nicht, wirklich glücklich zu sein.
Von den zahllosen Lebensweisheiten meiner Oma ist diese mir besonders im Gedächtnis geblieben. Nicht ohne Grund, denn ihre Wahrheit habe ich gleich auf doppelte Weise erfahren. Zum einen weiß ich, was es heißt, äußerlich in Hülle und Fülle zu leben, sich aber innerlich leer und unglücklich zu fühlen. Zum anderen aber auch, wie es ist, glücklich zu sein, ohne viel zu besitzen. Ich glaube, dass es unsere eigentliche Bestimmung ist, beides zu erleben: äußeren und inneren Reichtum.
Heute noch betrachte ich immer wieder gern die Urlaubsfotos, die Christoph zu einem Buch der Erinnerungen binden ließ. Wir beide Arm in Arm am Strand, am Pool, lachend an der Bar. Ein Private Dinner vor atemberaubender Meereskulisse - ich ganz die Ayşe, die Christoph so liebte: ausgelassen, mit Blumen im Haar und Champagner im Glas. Ja, das war unsere beste Zeit. Und doch gab ich gerade jetzt, in jenen Wochen unbeschwerten Glücks, meinem Leben wieder einmal eine neue Richtung. Da war nämlich dieses Buch im Gepäck …
Ich mache es kurz: Das Buch handelte vom »erfolgreichen Wünschen«. Das probierst du mal aus, dachte ich. Schließlich versuche ich ein aufgeschlossener Mensch zu sein, der sich bemüht, allem Neuen ohne Vorurteile gegenüberzutreten.
Irgendwann also sitze ich allein am Strand, unter einem kupferfarbenen Abendhimmel, die Beine gekreuzt, in der Hand Stift und Papier - bereit, das Ritual zu vollziehen. So kam es zum Beschriften des Papierchens, das dann später von Anette gefunden wurde. Dies nur deshalb, weil es im Buch hieß, man solle den Wunschzettel anschließend gut verstecken. Ja, verstecken ! Am besten so gründlich, dass man ihn selbst nicht mehr wiederfindet. (Hat bei mir ja gut geklappt!) Warum man das macht? Ich verstand es so: Weil man über einen Wunsch, den man manifestiert hat, nicht nur in Worten, sondern auch in Gedanken schweigen soll. Anders gesagt: Man soll ihm weder Zweifel noch freudige Erwartung hinterherschicken. Nur so kann sich, wie es heißt, die »Energie« ungehindert entfalten.
So neuartig die geschilderte Technik für mich auch war, das Prinzip dahinter kam mir doch sehr bekannt vor. Bis hin zum »Loslassen« des Wunsches. Meine Großmutter, von der noch einiges zu erzählen sein wird, drückte es altmodischer aus, aber irgendwie auch poetischer:
Rüzgara güvenip önemli bir sırını acarsan onun bu sirri allha ulastirmasi icin de sabirli olmalisin mürrekepten daha degerli - wenn du dem Wind etwas Wichtiges anvertraust, musst du ihm auch Gelegenheit geben, es zu Gott zu tragen.
Bei meiner Oma, ich nehme das vorweg, schien es ganz hervorragend zu funktionieren. Ganz ohne Zettel und Bücher. Ging ja nicht anders, denn sie konnte weder lesen noch schreiben. Alles nur Einbildung? Vielleicht können wir uns auf eine ganz einfache Definition einigen: Wirklichkeit ist für uns, was zu wirken scheint!
Zugegeben: Beweisen kann ich nicht, dass meine Zeremonie am Strand der Malediven tatsächlich dafür
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