Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
haben wir umdekoriert. Es gibt da so eine englische Fernsehserie, die mir sehr gefallen hat, wie hieß sie doch noch? Danach haben wir den Raum gestaltet.« In der Mitte des Raumes fuhr etwas aus dem Boden, das wie eine weiße Kugel aussah, erst auf den zweiten Blick sah Notarius, dass es ein etwas altmodischer Sessel aus den siebziger Jahren war. Ein Pult fuhr davor aus dem Boden und ein weiterer, kleinerer Sessel. Der Herrscher der Welt warf sich in den weißen Sessel und griff nach einer Art Fernbedienung.
»Sehen Sie, von hier bin ich mit jedem Punkt der Welt verbunden«, sagte er. »Aber was rede ich denn, ich sollte Ihnen etwas anbieten. So wie Sie aussehen, brauchen Sie einen Cognac.«
Notarius erwartete fast, dass ein zwergenhafter Butler erschiene, um Cognac zu bringen, aber der Herrscher der Welt griff unter das Pult und zauberte eine Flasche und ein Glas hervor.
»Sie werden verzeihen, dass ich mich nicht beteilige, aber ich habe noch einen langen Tag. In wenigen Minuten muss ich noch eine Konferenzschaltung mit George und Wladimir überstehen. Die beiden sind nicht einfach.«
Er goss großzügig ein und Notarius bemerkte, dass er die Schrift auf der Flasche nicht lesen konnte.
»Sie wundern sich über unsere Sprache? Aber ich bitte Sie! Sie wissen doch, wir sprechen und schreiben atlantisch. Die Sprache des untergegangenen Atlantis. Haben Sie doch selbst geschrieben, oder irre ich mich?«
»Äh, ja, ich meine: nein.« Notarius trank einen großen Schluck Cognac. Atlantisch, das hatte einfach gut geklungen, als er es schrieb, und überprüfen konnte das sowieso keiner.
Der Herr der Welt warf sich wieder in seinen Sessel und drehte sich zur Seite. »Wollen wir doch mal ins Oval Office sehen, einverstanden?«
Die ganze Wand hinter ihnen strahlte plötzlich auf und verwandelte sich in das riesige Bild eines mit viel Holz eingerichteten Raums ohne Ecken. Eine amerikanische Flagge stand neben dem Fenster. Der Platz hinter dem Schreibtisch war leer.
»George kommt pünktlich und geht pünktlich«, sagte der Herr der Welt, »wenn es eine Gewerkschaft für Präsidenten gäbe, sie wäre stolz auf ihn.«
Notarius trank noch einen großen Schluck Cognac. Der Herr der Welt drückte erneut auf die Fernbedienung. »Wie wäre es denn mit … ah ja, hier!« Ein großer dämmeriger Saal erschien, rund, mit vielen Tischen und Stühlen im Halbrund angeordnet, nur wenige davon waren besetzt. »Der Deutsche Bundestag. Debatte über … ich weiß nicht. Sie wird nicht im Fernsehen übertragen, deshalb ist kaum jemand da. Wen interessiert schon ein Thema, mit dem er sich nicht im Fernsehen profilieren kann.«
Er zoomte auf den Redner, der, auf sein Manuskript blickend, seine Rede vorlas. Ab und zu sah er hoch und vergewisserte sich, ob noch jemand da war, oder ob er, gänzlich allein gelassen, aufhören durfte. Der Herr der Welt drückte eine Taste, das Bild erlosch.
»Ich muss Sie jetzt bitten, mich zu verlassen. Mein Assistent wird Sie zurückbringen. Wenn Sie noch Fragen haben, wird er sie gerne beantworten.«
Unbemerkt war sein Begleiter in der Tür erschienen.
»Ich bringe Sie hinaus«, sagte er in entschiedenem Ton.
Im Konferenzraum sahen die Berater auf der großen Leinwand die beiden im Fahrstuhl verschwinden. Die schwarzhaarige Frau hatte sich zu ihnen gesellt.
»Wie hast du es eigentlich gemacht, dass er dir gleich gefolgt ist?«, fragte der Mann mit dem wohlwollenden Gesicht und strahlte sie an.
»Ich bin schließlich eine Hexe, vergiss das nicht.«
»Wie könnte ich das«, erwiderte der andere süffisant.
»Warum macht der Eine das eigentlich? Diesen Aufwand mit der Dekoration als Chateau Brioche, dieses ganze Spiel«, fragte der
Alte. »Ihr wisst, ich bin erst seit einem Monat hierhin abgeordnet worden«, setzte er fast entschuldigend hinzu.
»Ich glaube, es macht ihm Spaß«, sagte die Frau. »Vor drei Monaten hat er hier alles so dekoriert, als wäre es das UNO -Hauptquartier in New York, und draußen hat er fünf schwarze Hubschrauberattrappen hingestellt. Als wir den Mann hierher geführt haben, konnte ich kaum ernst bleiben.«
»Trifft er die Leute eigentlich selbst, oder schickt er jemanden?«
»Er beobachtet das Treffen nur. Er schickt einen Schauspieler, jedesmal einen anderen, eine immer wechselnde Nr. 2 . Aber das ist noch keinem aufgefallen.«
»Wir haben Notarius jetzt gezeigt, was er sehen wollte, was er immer schon geglaubt hat. Jetzt wird er sicher sein, dass er Recht hatte. Ob
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