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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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und versuchte tief Luft zu holen, aber der Schwindel wurde davon eher stärker. Er presste den Rücken gegen die gepolsterte Wand. Sein Gewicht vervielfachte sich. Sie mussten tief unter der Erde sein.
    »Kommen Sie.« Mit zitternden Knien stand er auf und folgte den beiden aus dem Fahrstuhl. Ein langer Gang lag vor ihm, mit matt glänzenden Wänden und Decken. Ein Leuchtband an beiden Seiten der Decke warf ein schattenloses Licht.
    Ihre Schritte hallten. Sie bogen um eine Ecke und fanden sich in einer Art U-Bahnstation wieder. Tunnel aus allen Richtungen mündeten dort. Menschen warteten. Junge. Alte. In Jeans und Anzügen. In Burnussen und Gewändern, die er nie gesehen hatte. Gespräche erfüllten die Luft. Er bemühte sich, Worte abzugreifen, aber die Sprachen waren ihm fremd. Elegant und lautlos schwebte eine Bahn ein, weiß mit einem langen roten Streifen.
    »Kommen Sie«, sagte die Frau. Er folgte ihr. Sie führte ihn zu einem
Segment des Zuges, dessen Türen sich nicht geöffnet hatten. Sie legte ihre Hand flach auf ein markiertes Rechteck und zog sie zurück. Ein Abschnitt der Wand verschob sich nach innen zurück und glitt zur Seite. »Unser VIP -Abteil«, sagte der Mann. Notarius stolperte hinein. Dämmerung. Tiefe Sessel. Ein runder Tisch. Er ließ sich in einen der Sessel fallen. Die Tür schloss sich zischend. Elektromotoren summten, und die Sessel drehten sich automatisch in Fahrtrichtung.
    Licht flammte auf, und er sah das große Wappen an der vorderen Wand. Wie ein Schild geformt, roter Rand, weißer Grund, in der Mitte ein roter Balken. Darüber ein Kelch, darunter ein Schwert, schräg von links unten nach rechts oben zeigend. Drei Blutstropfen fielen von der Spitze.
    Das Wappen der Verborgenen Gralsritter. Herrje, vor zwanzig Jahren hatte er es aus dunklen Andeutungen in alten Büchern mühsam rekonstruiert. Als er noch daran glaubte.
    »Sie kennen unser Wappen, nehme ich an?«, fragte der Mann.
    »Ich, ja … aber«, brachte er mühsam hervor.
    »Der Eine freut sich, den Mann kennenzulernen, der unserem Wirken seit fast zwanzig Jahren ein so beredtes Denkmal setzt.«
    »Der verborgene König des Grals?«
    Der Zug fuhr an und Notarius wurde in den Sessel gepresst. Draußen heulte die Luft vorbei, dann wurde das Geräusch zu einem Wispern und verstummte schließlich ganz.
    »Der Zug fährt außerhalb der Stationen in einer weitgehend luftleeren Röhre. Das geht schneller und erspart uns den Luftwiderstand«, sagte der Mann.
    »In Ihren Büchern nennen Sie ihn den verborgenen König des Grals,« sagte die Frau mit der Stimme wie Musik. »Wie nennen ihn einfach den Einen.«
    »Aber dann … «, seine Gedanken rasten. »Werden Sie mich töten?«, fragte er plötzlich.
    »Aber nein«, sagte die Frau, »warum sollten wir? Der Eine möchte einfach mit Ihnen sprechen, das ist alles.«
    »Aber, wenn ich ihn sehe, dann ist er nicht mehr verborgen. Dann kenne ich sein Geheimnis. Ich kann über ihn schreiben. Über ihn reden. O Gott, mein Vortrag! In zwei Stunden muss ich doch einen Vortrag halten!«
    Er verstummte, weil er merkte, dass er Unsinn redete.
    Die Frau beugte sich vor und sah ihn an, ihre Augen waren schwarz wie nächtliche Seen.
    »Wir töten Sie nicht. Sie reden doch seit fast zwanzig Jahren über uns. Sie zeigen unser Wappen, den Grundriss unseres Schlosses, sie verbreiten unsere Taten. Was soll sich jetzt ändern, wenn Sie uns wirklich treffen?«
    Ihre Stimme schwang langsam auf und ab, als wolle sie ihn wiegen. Augenblicklich beruhigte er sich. Er lehnte sich im Sessel zurück und sah aus dem Fenster. Die Schwärze draußen sog seinen Blick ein. Er schloss die Augen. Erschöpfung überkam ihn, und er begann zu dösen.
    »Wir sind gleich da!«
    Die Stimme des Mannes weckte ihn.
    »Der Sessel wird sich gleich drehen, damit die Verzögerung Sie nicht nach vorne zieht. Bitte heben Sie die Füße!«
    Notarius stolperte hinter den beiden aus dem Zug auf einen Bahnsteig. Menschen. Stimmen. Ihn schwindelte, und erst im Fahrstuhl fand er wieder die Kraft, Fragen zu stellen.
    »Wo sind wir?«
    »Chateau Brioche!«
    »Aber das kann nicht sein, den Namen habe ich doch erfunden! Erfunden, verstehen Sie? Ich hatte ein Chateaubriand gegessen und da kam ich auf die Idee.« Der Fahrstuhl bremste und drückte seine Eingeweide hoch. Er brach ab und schluckte trocken. Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich.
    Sie traten in einen weiten Gang hinaus mit Wänden aus großen unverputzten Steinblöcken. Durch eine

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