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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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schmale Tür gelangten sie in einen Burghof, weit wie ein Park, mit gepflegten Beeten und einem Ensemble großer Eichen und Buchen in der Mitte. Notarius
blieb einen Moment stehen und genoss die kühle Luft. Er atmete tief ein, der Duft von Blumen und Kräutern wehte ihn an. Der Eindruck des Künstlichen, der Theaterdekoration, ließ etwas nach. Die beiden anderen schritten zügig voran, und er mühte sich hinterherzukommen. Er trat auf einen Klecks Vogeldreck und drehte seinen rechten Schuh bei den nächsten Schritten, um die Sohle zu säubern.
    Sie gingen quer über den Hof zu einem breiten Aufgang. Zwei Wachen standen neben der breiten gläsernen Flügeltür. Der Mann sprach sie in einer fremden Sprache an, die Notarius nicht verstand, und sie gaben den Weg frei. Er wusste jetzt, was ihn hinter der Tür erwartete. Er hatte den Grundriss selbst gezeichnet, nein, zusammenkomponiert aus den Grundrissen dreier Schlösser in einem alten französischen Buch. Die große Empfangshalle und dahinter die Räume der Weltregierung. Der Versammlungssaal des Rates. Der Geheime Raum. Wie im Traum folgte er den beiden durch die Halle und in den Versammlungssaal. Die Wachen salutierten.
    Die Türen standen offen, und mehrere Personen blickten auf. Sie standen in Gruppen zusammen: rechts zwei Frauen, wie seine Begleiterin nicht mehr jung, aber auch nicht alt, schlank und auf unbestimmte Weise anziehend.
    Vor ihm waren drei Männer in ein lebhaftes Gespräch vertieft. Einer war groß und schlank, mit einer scharf geschnittenen Nase und ebenso scharf gezogenem Scheitel. Ein anderer sah aus wie ein Kleinstadtbürgermeister: etwas dicklich, das Gesicht voller Wohlwollen, aber die Augen stets wachsam. Der Dritte machte einen ungemein gelehrten Eindruck, er schien auch der Älteste der drei zu sein. Sein Gesicht wirkte schmal und asketisch, dennoch gebräunt und fast ledern, mit hellen, etwas wässerigen Augen. Im Hintergrund standen zwei Mönche, die Gesichter unsichtbar unter großen Kapuzen, und unterhielten sich leise.
    Seine Begleiter – Notarius fiel auf, dass sie sich nie vorgestellt hatten – blieben stehen, ohne Anstalten zu machen, ihn den anderen vorzustellen. Eine Wache näherte sich, und der Mann gab mit
gedämpfter Stimme Anweisungen: »Der Eine hat jetzt Zeit für Sie. Nicht mehr als fünf Minuten. Folgen Sie der Wache!« Notarius fühlte, wie sein Herz zu klopfen begann. Er folgte der Wache durch eine kleine Tür in einen Gang, einen Gang, den er nie gezeichnet hatte, aber der ihn näher an den Geheimen Raum bringen musste. Der Wächter stoppte schließlich und streckte den Arm aus, um Notarius zurückzuhalten. Dann trat er drei Schritte vor und klopfte an eine Tür. Nichts geschah. Notarius schlug das Herz bis zum Hals.
    Da ging plötzlich die Tür auf, und eine Stimme redete in einer fremden Sprache auf den Wächter ein. Der Wächter salutierte und trat zur Seite. Ein kleiner, äußerst beweglich erscheinender Mann trat aus der Tür.
    »Guten Tag, Herr Notarius, und herzlich willkommen. Nennen Sie mich einfach ›Sir‹, oder wenn es Ihnen besser gefällt: ›Majestät‹, von mir aus auch ›Herr König‹, obwohl das wirklich komisch klingt, finden Sie nicht?«
    Notarius starrte ihn an. Der Mann strahlte die Herzlichkeit eines Hoteldirektors aus, hatte eisgraue, etwas krause Haare und ein rundes Gesicht mit genau den Falten, die ein dauerndes Lächeln in sein Gesicht graben würde. Sein tadellos sitzender Anzug war von erstklassiger Unauffälligkeit.
    Der Geheime Raum, von dem aus die Welt regiert wird! Er folgte dem Mann beklommen. Er trat durch die schmale Tür in ein Arbeitszimmer, das in jeder beliebigen Chefetage eines großen Unternehmens stehen könnte. Gegenüber lag die offizielle Tür des Raums, sie waren durch eine kleine Nebentür gekommen. Rechts ein wuchtiger Konferenztisch, Kirsche poliert, links ein riesiger Schreibtisch, darauf zwei sorgfältig gezirkelte Stapel dünner Schnellhefter. In der Mitte ein eingelassener Bildschirm und eine fest in den Schreibtisch integrierte Tastatur mit gemaserten Holztasten.
    »Dies ist …?«
    »Aber nein, dies ist nur mein Arbeitsraum. Kommen Sie weiter.«
    Sie gingen durch den Raum zu einer Tür hinter dem Schreibtisch.
Der Herrscher der Welt schritt hindurch, und Notarius folgte ihm mit zitternden Knien. Der Geheime Raum war riesig, und er war rund, und er war leer. Sie schritten eine Rampe herunter, die in die Mitte führte. »Seit Sie Ihr Buch geschrieben haben,

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