Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer
Verschwörungslegenden und -theorien aller Art die Hauptrolle spielen. Dagegen mag der Bundesnachrichtendienst vielleicht unsichtbar sein, aber kaum jemand hält ihn für mächtig, allgegenwärtig oder verschlagen. In den aktuellen Verschwörungstheorien kommt er deshalb nicht vor.
Reduktive Hypothesen oder:
Das unverstandene Wirkungsgeflecht
Die Dämonenhypothese leistet zweierlei für die Vereinfachung der Welt: Sie teilt alles in Gute und Böse auf und verschiebt die Sphäre der zufälligen und natürlichen Ereignisse in das Beziehungsgeflecht zwischen Menschengruppen. Diese wiederum sind als eindeutig gut oder eindeutig böse festgelegt. Vor diesem Hintergrund gewinnen auch unsinnig komplizierte Verschwörungstheorien eine erstaunliche Glaubwürdigkeit.
Unsere Welt besteht aber nicht nur aus zufälligen Ereignissen.
Viele Dinge sind auf komplexe Weise miteinander verknüpft. Nicht die Ungerechtigkeit des Zufalls, sondern die Probleme beim Überblicken eines vielfach vernetzten Wirkungsgeflechts lassen die Menschen dann einen Willen hinter der Welt vermuten. Ein fiktives Beispiel dazu:
Bürgermeister Müller möchte in seiner kleinen Stadt seine Wiederwahl sichern. Dazu muss er die Finanzen der Stadt in Ordnung halten, die öffentlichen Einrichtungen ausbauen, die Steuern niedrig halten und die Wohngebiete lebenswert gestalten, damit die Bürger ihn wählen.
Zwei Jahre vor der Wahl hat er folgende Alternativen: Er kann eine neue Mehrzweckhalle errichten lassen (das ist teuer, aber populär), eine Stahlbaufirma mit günstigen Bedingungen zur Ansiedlung bewegen (das bringt Arbeitsplätze und Steuern, ruft aber die Umweltschützer auf den Plan), das Stadtzentrum attraktiver gestalten (das lockt mehr Käufer in die Stadt, macht aber kurzfristig Dreck und verärgert so den Einzelhandel) oder er ergreift keinerlei Initiative, besucht aber jede Vereinsversammlung und wirbt dort für seine Wiederwahl (das macht sein Konkurrent allerdings auch).
Aus dem schmalen Stadtsäckel kann er nur eines der Projekte bezahlen. Bürgermeister Müller muss also eine Entscheidung treffen, obwohl er die Folgen nicht recht übersieht.
Politiker, Manager und in geringerem Maße alle Menschen befinden sich regelmäßig in dieser Situation. Mitten in einem Labyrinth, an einer Kreuzung mit vielen Wegen, sollen sie entscheiden, wohin sie gehen. Psychologen sprechen in diesem Fall von einer
komplexen Entscheidungssituation
.
Kommen wir auf Bürgermeister Müller zurück: Er entscheidet sich für die Mehrzweckhalle und leitet alles in die Wege, um aus seinem Projekt einen Erfolg zu machen. Im Einvernehmen mit dem Rat der Stadt beauftragt er ein örtliches Architekturbüro, einen wegweisenden Entwurf auszuarbeiten. Die Stadt besitzt glücklicherweise bereits ein passendes Grundstück. Es liegt schon lange brach, und die Kinder der Nachbarschaft spielen dort Fußball.
Müller spricht nun mit seinem Parteifreund Meier, dem größten Bauunternehmer der Stadt. »Der Bau muss zum Wahltermin fertig sein!«, schärft Müller ihm ein. »Schaffst du das?«
»Wenn nichts dazwischenkommt«, antwortet Meier etwas unbestimmt.
»Was soll denn dazwischenkommen?«, fragt Müller, aber darauf erhält er nur ein Achselzucken. Kurz darauf kommt schon die erste schlechte Nachricht: Das Architekturbüro hat nach den Vorstellungen des Bürgermeisters Pläne gezeichnet und eine Kostenrechnung erstellt. Die Stadt müsste danach für die Halle doppelt so viel bezahlen wie eingeplant. Die Anlieger der Halle haben außerdem eine Bürgerinitiative gegründet, um die Spielplätze für ihre Kinder auf dem Brachgrundstück zu erhalten. Die Lokalzeitung spricht spöttisch vom Größenwahn des Bürgermeisters.
»Das können wir auch billiger!«, sagt sich der Bürgermeister und setzt sich noch einmal mit dem Bauunternehmer zusammen. Sie einigen sich darauf, dass eine kleinere Halle mit eher konventioneller Architektur den Finanzrahmen nur geringfügig übersteigen würde. Meier erklärt sich bereit, ein besonders günstiges Angebot abzugeben, um seinem Parteifreund aus der Patsche zu helfen. Die Bürgerinitiative jedoch droht weiter mit Einsprüchen.
Zähneknirschend sagt der Bürgermeister eine großzügige Entschädigung und einen Abenteuerspielplatz für die Kinder zu. Das macht die Halle natürlich wieder teurer. Nach vielen Einzelgesprächen mit widerwilligen Ratsmitgliedern bekommt er den aufgestockten Etat für die Halle durch den Rat. Die Stadt muss dafür
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