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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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Centers. Der Zerfall Jugoslawiens erzeugte in Serbien eine erstaunliche Menge an abstrusen Verschwörungstheorien.
Die Auflösung des Ostblocks und der Zerfall des Kommunismus hingegen produzierten keine Verschwörungstheorien. Der Umbruch kam zwar plötzlich, war aber nicht unverständlich. Der Sozialismus als Staatsdoktrin hatte schon vorher seine Glaubwürdigkeit verloren, und viele Menschen sahen den Umbruch als unvermeidlich an.
     
    Wenn eine Regierung bestimmten Gruppen aufgrund reduktiver Hypothesen die Schuld an Niederlagen, Fehlschlägen oder Katastrophen zuweist, kann das fürchterliche Folgen für die angeblichen »Volksfeinde« haben.
    Stalin schob die Fehler seiner Industrialisierung »Saboteuren«, »Trotzkisten« und »Faschistischen Agenten« in die Schuhe. Zur Zeit des großen Terrors konnte jeder unter dieser Beschuldigung verhaftet und umgebracht werden. Deutsche Nationalisten machten Juden und Bolschewisten für die Niederlage des Ersten Weltkriegs verantwortlich. Nero schob den Brand Roms den Christen in die Schuhe.
    Blickt man in der Geschichte zurück, bleiben so extreme Übergriffe der Herrscher auf ihr Volk aber die Ausnahme. Kein Herrscher und keine Regierung kann auf Dauer ein Interesse daran haben, die Menschen in ihrem Herrschaftsbereich aufeinander zu hetzen. Zu groß ist die Gefahr, dass der damit verbundene Zerfall staatlicher Ordnung auch die Regierung oder den Herrscher in den Abgrund reißt.

Verschwörungsglauben als Eigenschaft
normalen menschlichen Denkens
    Menschen richten ihr Denken viel weniger an den Maßstäben der Logik und der Vernunft aus, als ihnen selbst bewusst ist. Der Glauben an den grundsätzlichen Vorrang der eigenen sozialen Gruppen ist eine Vorgabe unseres Unterbewusstseins. Daraus leitet sich die
Bereitschaft ab, anderen Gruppen schlechte Eigenschaften zu unterstellen, bis hin zur offenen oder verdeckten Feindschaft und der Vermutung, dass andere Gruppen sich gegen die eigene Gruppe verschworen hätten. Gegnerischen Gruppen werden nicht selten Eigenschaften böser Geistwesen zugeschrieben (Dämonenstereotyp). Ebenfalls eine grundlegende Eigenschaft menschlichen Denkens ist die Suche nach Regelmäßigkeiten, Abhängigkeiten und Gesetzen in unserer Umwelt. Daraus entsteht oft eine unzulässige Vereinfachung, die Annahme eines zentralen Hebels, der die Welt bewegt. Oder wissenschaftlich ausgedrückt: Die reduktive Hypothese.
    Kombinieren wir die beiden Denkschemata, dann können wir einen Verschwörungsglauben als reduktive Hypothese ansehen, mit der eine Person oder Gruppe eigene Fehler und Rückschläge auf das unsichtbare und machtvolle Wirken anderer Personen oder Gruppen abzuschieben versucht.

6 : Wahn und Wirklichkeit
    Geisteskrankheiten als Ursache von Verschwörungstheorien
    Als der Bojar und Stallmeister Iwan Fjodorow-Tscheljadnin am 11 .September 1568 den Befehl erhielt, sich im Zaren-Palast, dem Kreml, einzufinden, musste er gewusst haben, dass sein Ende besiegelt war. Der inzwischen sechzigjährige Fürst hatte die Unberechenbarkeit des Zaren Iwan IV . und seine anhaltende Rachsucht über Jahre hinweg ertragen müssen. Fjodorow, einer der angesehensten und reichsten Bojaren (Fürsten) des russischen Reiches, stand seit Jahren in Ungnade. Er hatte die guten Jahre Iwans erlebt, seine Krönung als erster Zar Russlands, seine Reformen, seine siegreichen Kriege. Und er hatte die bösen Jahre erlebt, die dem Tod von Iwans erster Frau folgten, die Jahre, in denen der Zar seiner Grausamkeit freien Lauf ließ, während sein Misstrauen gegen die Menschen ständig wuchs. Er wusste, dass der Zar seinen Argwohn hinter einer perfekten Maske verbarg. Iwan vergaß keinen Verdacht, verzieh keinen Streit und überhörte keine Beleidigung. Sein überragender, vom Misstrauen vergifteter Verstand, seine Grausamkeit und sein Schauspieltalent sorgten dafür, dass niemand ihn wirklich einschätzen konnte.
     
    Immer wieder schickte Zar Iwan seine Leibgarde, die Opritschniki, aus, um wirkliche oder vermeintliche Gegner unter den Edlen des Landes umbringen zu lassen. Die Opritschniki ermordeten nicht nur ihre Opfer, sondern auch deren Familien, ihren Hofstaat, ihre Wächter und ihr Gesinde. Es war eine unheimliche Truppe. Sie ritten oft in einer schwarzen Kutte über ihren Panzerhemden. Am Sattel trugen sie einen Besen und einen Hundskopf. Ihre Waffen waren die Axt und das Schwert.
    Um den Terror zu beenden, hatten die Bojaren deshalb überlegt,
ob sie nicht einem Vetter des

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